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Ich betrat langsam die riesige Kirche. Sofort überkam mir der Gedanke, dass diese Idee fürchterlich gewesen war. Nervös schob ich die Kapuze meines Pullovers von meinem Kopf und überlegte, was jetzt folgen würde.

Müsste ich in diese eigenartigen Kabinen und Beichten, so wie die, in den Filmen? Konnte man das an einem Mittwoch überhaupt? Oder gab es eine bestimmte Sprechstundenzeit? Musste man davor einen Termin mit der Kirche ausmachen? Ich war ratlos. Es wirkte so leer hier. Durch die etlichen, angezündete Kerzen hatte es fast schon etwas mystisches, einfach in der letzten Reihe zu sitzen und einfach nach vorne zu starren.

Ich wollte gehen, das wollte ich wirklich, aber einerseits hatte ich das Gefühl, bleiben zu müssen. Aber wie sollte ich anfangen zu beten, wenn ich so sehr daran verzweifelte, dass es Gott überhaupt gab? Und warum war ich dafür extra in eine Kirche gekommen? Näher fühlte ich mit dem 'Herren' dadurch nicht wirklich. Es würde kein Sinn ergeben, so viel Zeit mit Fragen an mich selbst zu verschwenden. Also fing ich einfach an, presste meine Handflächen aneinander und schloss die Augen.

"Hey", begann ich, unwissend, wie man so etwas tat. "Du wunderst dich sicherlich, warum gerade ich zu dir spreche. Ich weiß nicht, ob du wirklich existiert, geschweige denn mir zuhörst, aber einen Versuch ist es ja Wert", fuhr ich fort.

"Du bist nicht mein größter Fan, haste mir schon oft genug gezeigt und deshalb kannst du es mir nicht übel nehmen, dass ich dezent an deiner Existenz zweifle oder? Hab eh gehört, du verzeihst alles. Find ich übrigens ganz nett. Aber man sagt ebenso, du siehst alles und bist dafür verantwortlich, was gerade passiert. Jemand hat mir mal versucht zu erklären, dass du für alles einen Grund hast. Ziemliche eigenartige Theorie, wenn du mich fragst. Warum hättest du freiwillig Sie in mein Leben bringen sollen? Ich meine, sie ist dein bestes Werk und daran gibt es keinen Zweifel. Außerdem vertraut sie dir so blind, dass es fraglich ist, ob ihr Kopf nicht von einer Sekte verdreht wurde." Ich machte eine kleine Pause. Mein Hals war wie ausgetrocknet, doch ich musste weitersprechen, das war mir klar.

"Ich habe keinerlei Rechte dazu, aber ich muss dich um etwas bitten. Nein, ich verlange es sogar von dir. Lass sie einfach glücklich werden, okay? Mit dem richtigen Mann, einem Haus mit Garten und Kindern. Du musst mir diese Bitte erfühlen, einfach, weil wir beide wissen, dass sie es verdient hat. Mehr will ich nicht. Zeig, dass ich unrecht hatte und es dich gibt. Lass sie einfach nur glücklich werden und leben. Dann werde ich dir auch nie wieder auf die Nerven gehen."

Ich wusste nicht, wie man ein Gebet zu beenden hatte, daher sagte ich einfach nur ihren Namen.

Ich atmete tief durch, lies die Tränen verschwinden, die unbemerkt gekommen waren. Schnell zog ich mir die Kapuze wieder tief ins Gesicht, schob meine Hände in die Taschen meiner Weste und verließ die Kirche.

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So, wie angekündigt ist hier der neue Einblick in die Geschichte. Die Gesichte wird aus der Perspektive einer Frau geschrieben werden, nur dieses null Kapitel ist aus der Sicht eines Mannes und wie man sicher bemerkt, ist es das, was erst später in der Geschichte passieren wird. Trotzdem würde es mich freuen, wenn ihr mir mitteilt ob ihr diesen Teil so annehmbar findet oder ich dieses null Kapitel aus der Geschichte streichen sollte.

Ich hoffe auf deine Meinung dazu.

Achja, wie findest du das Cover? Einige sind der Meinung, es wirkt zu brutal. Lasst mich eure Meinung dazu wissen.

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