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"You spend your whole life looking for answers because you think the next answer would change something. Maybe make you a little less miserable. And you know that when you run out of questions you don't just run out of answers. You run out of hope."
Thirteen. Dr.House
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Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was mich um drei Uhr morgens in eine Kirche trieb und genauso wenig wusste ich, weshalb ich mich nicht traute, sie zu betreten. Aber Lexi war gegangen, weil auch sie noch ein Leben hatte, wenn sie sich nicht um die lächerlichen Probleme ihrer besten Freundin kümmerte, aber sobald sie weg war, fühlte ich mich leer, fast schon schutzlos.

Ehrfürchtig starrte ich das Gotteshaus an und verdrängte die Stimme meiner Mutter, die mir in diesem Moment predigen würde, dass ich hier nicht rumzustehen habe, da das eine Beleidigung für den Herren wäre, zu zweifeln ob man eine Kirche betreten solle oder nicht. Sie war der letzte Mensch, den ich in diesem Moment gebrachen konnte. Und nur der Gedanke an ihre Stimme bereitete mir eine riesige Gänsehaut.

Heute würde ich diese Kirche nicht betreten, denn sie erinnerte mich an die Nächte, als das mit der Panik begonnen hatte, die ich weinend dafür gebetet hatte, dass alles aufhören würde. Aber das hatte nicht geholfen, auch, als ich den Herren schreiend angebettelt hatte, nicht mehr so zu sein, hatte es nicht geholfen. Er hatte mich einfach nicht erhört. Beten tat ich immer noch jeden Tag, doch betete ich nur noch für die nötige Stärke, um alles durchstehen zu können.

Auf dem Weg nach Hause kam ich an einer Tankstelle vorbei und entschied mich, etwas zu tun, was ich schon vor Jahren aufgegeben hatte. Während ich also darauf wartete, dass der Kerl vor mir mit der Kapuze auf dem Kopf, seine zwei Wodka Flaschen und sein Drehzeug bekam, dachte ich über das erste Mal nach, an dem ich an einer Zigarette gezogen hatte. Es war auf einer Party gewesen, auf meiner ersten Party um genau zu sein und ich dachte, es gehöre einfach dazu. Mehr als Party rauchen für einen ganzen Monat wurde es auch nie, da der Ekel größer wurde.

Die ältere Frau am Nachtschalter kassierte ab und als der Mann sich umdrehte, mit den zwei Flaschen,  Papern und Tabak im Arm, während er die Packung Filter zwischen seine Zähne geklemmt hatte, wusste ich nicht, ob dies wieder nur ein dummer Zufall oder schon ernsthaftes Stalking war. Der Pizzabote grinste als er mich sah, wobei ihm die Filter runterfielen.

"Du bist überall." Es klang mehr wie eine Feststellung, als wie ein Vorwurf seinerseits, nachdem ich seine Filter vom Boden aufgehoben hatte.

"Und das von dem Kerl, der vor wenigen Stunden noch vor meiner Haustür aufgetaucht ist."

"Den du übrigens immer noch nicht angerufen hast, geschweige denn deinen Namen verraten hast", brachte er mit einem breiten Grinsen hervor und es schien, als könnte er nichts anderes tun.

Ich konnte nicht anders, als ihn zu mustern und bei seinen Augen stehen zu bleiben, dessen Farbe ich nie zuvor gesehen hatte. Die einzige Beschreibung, die mir zu ihnen einfiel, war, wie wenn der blaue Himmel kurz davor war, schwarz zu werden. Es war ein dunkles blau.

"Thea. Mein Name ist Thea", sagte ich nur knapp und wollte eigentlich weiter zum Schalter, bis er mit einem noch breiterem Grinsen antwortete, dass er das bereits wüsste.

"Dein Name stand auf der Bestellung, ich wollte ihn nur nochmal von dir persönlich hören."

Perplex beobachtete ich, wie sein Grinsen sich in ein Lächeln veränderte, das jedoch mindestens so breit war. Und ich wusste, dass dieses Lächeln sicherlich schon einige Herzen auf dem Gewissen hatte, denn es hatte etwas engelhaftes, jedoch gleichzeitig auch einen Funken teuflisches an sich.

"Du bist der eigenartigste Junge, den ich jemals erlebt habe", murmelte ich und schritt zu der bereits genervten Dame vor.

"Eine Marlboro Gold bitte", sagte ich leise und legte ihr das Geld dafür in die Metallschublade, die sie dann zu sich zog und mir dafür die Packung zurück schob.

holy sinner Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt