Als ich mich wieder umdrehe, ist er verschwunden.
Ich habe plötzliche eine unbändige Wut und zu viel Kraft. Ich fange an zu rennen, um Aiko und Luci wieder einzuholen. Ich habe Kraft von der ich nichts weiß. Ich könnte jetzt hier ewig so weiter rennen. Ewig! Ich würde so lange rennen, bis meine Beine versagen und ich umkippen würde.
Mein Atem geht ziemlich schnell und unregelmäßig als ich bei den Beiden bin. Ich versuche meinen wahrscheinlich rasenden Puls zu beruhigen und schnaufe tief durch.
Plötzlich fühle ich mich leer. Einfach nur leer. Vollkommen leer!
Es ist, wie wenn das ganze Leben plötzlich keinen Sinn mehr macht. Also die Weihnachtsfeier ist für mich auf jeden Fall gelaufen.
Auf dem Heimweg trotte ich lustlos neben Aiko und Luci her. Ich fühle mich beobachtet aber ich weiß nicht warum. Ich drehe mich immer wieder um aber ich sehe nichts und niemanden auffälligen oder so.
Als wir im Park ankommen, sehe ich überall Pärchen. Das ist ja mal wieder total typisch.
Mir sticht ein wild knutschendes Pärchen ins Auge. Es sind ein blonder Junge in meinem Alter und ein hübsches Mädchen mit langen, braunen, gelockten Haaren. Ui, die zwei sind echt süß. Lara hätte mir ruhig sagen können das sie heute ein Date hat aber ich freue mich trotzdem jetzt einfach mal für sie.
Stop! Ist das wirklich Lara? Dann müsste sie sich aber ziemlich umgestylt haben oder ich brauche eine ziemlich gute Brille. Denn das, wo meine Augen ohne Brille sehen ist ein fremdes Mädchen, die nicht viele Ähnlichkeiten mit Lara hat.
Aha. Daher weht der Wind also. Ich glaube, ich sollte ein Beweisfoto machen weil Lara in verliebtem Zustand ziemlich schwer von etwas zu überzeugen ist. Vor allem wenn es darum geht, dass ihr Freund sie betrügt.
Plötzlich habe ich es ziemlich eilig nach Hause zu kommen. Sie wird nicht unbedingt froh über die Nachrichten sein und ich versuche auf dem restlichen, kurzen Heimweg alle meine guten Nerven zu finden.
Ich stürme in mein Zimmer und habe schon auf grün gedrückt, als mir einfällt das ich noch keine Taktik habe, ihr die Nachrichten beizubringen. Ihr die Tatsache einfach und direkt ins Ohr zu sagen wäre eine typische Ich-Variante aber davon wird sie wohl kaum begeistert sein.
Sie geht ran und ich habe dummerweise immer noch keine gescheite Taktik.
L(ara): Hey. Was is los?
C(ich): Hi. Wie geht es dir so?
L: Mir geht es voll gut. Matze ist echt voll süß!
Ich hasse mein schlechtes Gewissen. Ich versaue jetzt alles.
C: Vergiss Matze! Er ist nicht süß, er ist falsch zu dir! Ups, dass war jetzt direkter als ich es eigentlich wollte.
L: Ähh was?
C: Du hast mich schon verstanden.
L: Und dir ist bewusst, dass du gerade meinen Freund vor mir schlecht machst?
C: Ja ich weiß. Jetzt kann ich keinen Rückzieher mehr machen.
L: Du meinst, dass er mich betrügt?
Sie hat so Recht ohne es zu wissen!
C: Wenn du es so siehst: ja!
L: Das stimmt nicht! Das kann jeder behaupten! War irgendwie klar, dass das jetzt kommen musste.
C: Ich weiß. Warte kurz, ich schicke dir ein Bild auf Whats App.
Lansam wird diese Stille unerträglich.
L: Ok, ich habe verstanden. Danke. Ich habe sie kaum gehört so leise hat sie gesprochen.
C: Kein Ding, bitte. So etwas würde ich dir nie verschweigen können.
Es hat geklingelt! Das sind wahrscheinlich mal wieder meine Großeltern in den unpassendsten Augenblicken, wobei sie heute echt früh da sind?!
C: Oh, ich glaube, Oma und Opa sind da. Schaffst du das auch alleine?
L: Ja, hoffentlich. Viel Spaß!
C: Danke, ciao!
Sie hat schon aufgelegt.
Ich renne dir Treppe runter. bremse und bleibe kurz vor der Türe stehen. Ich reiße sie auf und fange an zu strahlen.
Ähh, das sind aber nicht die, die ich eigentlich erwartet habe zu sehen oder?
Vor der Tür steht kein Anderer wie Lucas!
Oh mann. Ich starre ihn relativ unhöflich an.
"Ähm, Hallo!", meint er schüchtern und fährt sich nervös durch die Haare.
"Äh Hi! Was is los?"
"Also, ich ähm wollte fragen ob du kurz für mich Zeit hast.?"
Ich ziehe wortlos meine Stiefel an, nehme den Schlüssel vom Haken und komme zu ihm raus. Wir laufen los und keiner sagt ein Wort.
Mist! Ich hätte vielleicht noch eine Jacke mitnehmen können denke ich und ziehe fröstelnd die Schultern hoch. Sofort zieht Lucas seine aus und gibt sie mir. Ich ziehe sie an und fühle mich sofort geborgen. Sie riecht wunderbar nach ihm und am liebsten würde ich sie für immer behalten.
Plötzlich bleibt er abrupt stehen und dreht sich zu mir um. Er schaut mir jetzt direkt in die Augen und mir fällt jetzt erst auf, dass er ein ganzes Stück größer ist als ich. Ich schaue ihm jetzt auch in die Augen und sehe, wie er mit sich kämpft. Dunkelblaue Augen.
"Also pass auf. Ich will nur, dass du mir zuhörst. Mehr nicht. Danach kannst du bei deiner Meinung bleiben und wir sehen uns nicht mehr oder du änderst deine Meinung. Du hast Recht: ich bin Schauspieler. Ich weiß, ich hätte es dir erzählen müssen und dir auch sagen müssen, dass ich Dreharbeiten habe aber ich habe micht nicht getraut. Ich hatte Angst, dass du dann nichts mehr mit zu tun haben willst und mich für einen Aufreißer hälst. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du dir Sorgen um mich machen könntest und es war auch nicht einfach für mich, deine Nachrichten und Anrufe zu ignorieren. Aber ich habe immer daran gedacht, dass ich dich heute überraschen will und dadurch habe ich es geschafft."
Er nimmt meine Hand, öffnet sie, legt etwas hinein und schließt sie wieder vorsichtig. Ich öffne sie wieder: es ist ein silbernes Armband mit einem kleinen Herz, das einen blauen Stein in sich hat. Er ist eisblau.
Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen. Es ist wunderschön!
Ich halte ihm mein Handgelenk hin und er macht es vorsichtig dran. Bedächtig fahre ich das Herz noch einmal nach und schaue ihm dann in die Augen. Jetzt sind sie wieder eisblau.
Ich hauche ein 'Danke' da habe ich schon seine Lippen wieder auf meinen.
Plötzlich unterbricht er den Kuss:
"Wie ist deine Meinung?"
Was für eine schwachsinnige Frage. Ich gebe ihm keine Antwort sondern küsse ihn einfach. Er lächelt in den Kuss hinein.
Da merke ich, dass es anfängt zu schneien.