Leider hat es ein wenig gedauert bis ich endlich die Zeit gefunden habe, weiterzuschreiben aber ich lerne gerade für das mündliche Abitur und deshalb hoffe ich, das ihr ein wenig Nachsicht mit mir habt. Obwohl mein Kopf gerade voller Formeln, Fakten und "unglaublich wichtigem" Wissen
ist, nimmt meine Geschichte doch noch einen großen Platz ein und von Ideenlosigkeit kann keine Rede sein. :)Immer wieder habe ich mir abends vor dem zu Bett gehen gewünscht, ich könnte diesen Hof verlassen. Einfach davonlaufen und am anderen Ende der Welt noch einmal von vorne anfangen. Aber das sind alles nur Träume, die sich in dem Kopf eines kleinen, naiven Mädchens abspielten. Obwohl ich träumte, wusste ich das nichts davon je in Erfüllung gehen würde.
Ein letztes Mal blickte ich mich in meiner kleinen Kammer um. Außer einem Bett und einem schäbigen Tischlein war es leer. Meine drei Kleider, alle ein wenig zerschlissen und von der Arbeit mitgenommen, lagen zusammengefaltet auf meinem Bett, genauso wie die wenigen Schätze die ich im Laufe meines Lebens zusammengesammelt hatte. Sie alle passten in die kleine Holzschachtel, die ich einmal im Sommer günstig auf dem Markt erstehen konnte. Eilig warf ich alles in den Koffer, den Madame Leward mir gegeben hatte.
Diese wartete unten bereits auf mich. Ich suchte nach Wut in ihrem von Falten durchzogenen Gesicht, doch ich konnte keine entdecken. "Madame.", sagte ich, meine Stimme zitterte leicht. "Ich möchte sie bitten mich nicht zu entlassen. Ich verspreche Ihnen das ich mich noch mehr anstrengen und alle Arbeiten fleißig verrichten werden. Ich werde morgens früher aufstehen und abends später schlafen gehen. Bitte." Ich konnte nichts dagegen tun. Selbst wenn ich es hasste sie anzuflehen, so schien es mir doch das kleinere Übel zu sein, als arbeits- und heimatlos durch die Straßen zu streifen. Außer Madame Leward hatte ich niemanden und alleine ist die fremde Welt, die sich hinter dem Zaun ersteckt, erschreckend groß. Die Freiheit erschien zwar verlockend und es war, als würde ich mit den Fingerspitzen bereits meine Träume berühren können, doch mir fehlt es an Mut sie zu ergreifen, weshalb ich meine Herrin mit bittenden Augen ansah.
"Die Königin braucht dich für ihren Hof. Du wirst hart für sie arbeiten und mir ja keine Schande machen. Der Kutscher fährt dich zum Schloss!", sprach sie. Dann drehte sie sich um und verließ den Flur ohne ein weiteres Wort des Abschieds. Ich blickte ihr nicht hinterher, viel zu groß war meine Verwunderung über das Gesagte. Ich am Hofe der Königin?
Dies war nicht das letzte Mal, das ich meine strenge Herrin gesehen hatte. Oftmals entdeckte ich ihre aufgeblähten Wangen und ihre griesgrämigen blau-grünen Augen bei den Festen ihrer Majestät, bei denen sie ihre dünnen Lippen hinter einem Fächer versteckte und mit Bekannten plauderte. Immer wenn ich sie in dieser schillernden Umgebung des Schlosses entdeckte, blieb mein Herz für einen Sekunde stehen, weil ich dachte sie würde mich zurück an den Hof holen. Doch während ich sie von der Ferne wachsam, wie die Beute eines Raubtiers, beäugt, schien sie mich nicht einmal zu bemerken. Wahrscheinlich hatte sie mich auch schon längst vergessen.
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Die Königin der Ketten
FantasyViele Jahre sind vergangen seit sich die ehemalige Sklavin Lucy von ihren Ketten befreit und das Land Áileea von der Sklaverei erlöst hat. Gemeinsam mit ihren Anhängern stürzte sie den König und bestieg selbst den Thron. Doch das zuerst so herzensgu...