Auch wenn mein Blick einzig und allein aus „Hilf mir, oder ich bring dich um.“ besteht. Er beginnt herzhaft zu lachen.
Ich schlucke kräftig um den Geschmack loszuwerden (allerdings muss ich zugeben, dass er beim Abgang gar nicht mal so übel ist), oder um Zeit zu gewinnen, und mustere ihn. Erst jetzt bemerke ich, wie kräftig sein Haar, wie … ja, beinahe schon erfahren seine jugendlichen Gesichtszüge sind. Als wäre er bereits ein reifer Mann der alles kennt und weiß. Und doch sieht er auf den ersten Blick bloß wie ein unschuldiger, siebzehnjähriger Wichtigtuer aus. Ein wahnsinnig heißer Wichtigtuer. Doch irgendwoher kommt er mir bekannt vor.
”Cyler, Cyler Blake.” Ich verschlucke mich an meinem Speichel.
”Was?”
”Mein Name, Cyler Blake. Oder ist das nicht mehr relevant?”
”Oh! Ja, doch. Ich kenne jemanden Namens Blake. Er ist ein Lehrer an so einer Schule, House of Night heisst sie, dort bringt er den Vampiren fechten bei. Ach wart, nein! Falsch, falsch, falsch. Ich weiß nicht mehr was er unterrichtet hat, aber er hat eine seiner Schülerinnen, Zoey, hinter’s Licht geführt und war mit der Tsi Sgili insgeheim zusammen, und-“
”… House of Night?”
”Mhm.”
”Vampire?”
”Jap.”
”Tschi Gulli?”
”Tsi Sgilli! Hörst nicht Recht?”
”Und damit ich dich Recht verstehe, du kennst diesen Blake, der in einer Vampirschule arbeitet und mit einer Gulli zusammen ist?”
”Inschgeheim sind die zusammen!”
”Ah ja, gut zu wissen. Und du kennst bestimmt einen Cyler, oder? Wart, sag nichts, er ist der beste Freund von dem Twilight-Typen, Edward. Aber eigentlich ist er ein wahnsinnig böser Troll, nicht wahr?”
”Würdest du, mich, äh, bitte aufhören dich lustig über misch zu machen?!” Meine Stirn legt sich in tiefe Falten meine Augenbrauen ein V ergeben. Was redet er da? Glaubt er etwa, ich bin völlig bekloppt? Nur weil mein Kopf, hups, etwas schwindelig ist, heißt das noch lange nichts. Toll, aus seinem fiesen Grinsen wird auch noch ein super fieses Lachen.
”Du willst mir aber nicht im Ernst wahrmachen, dass dieser Blake real ist? Denkst du nicht eher dass er deiner Fantasie entsprungen ist? Oder einem Buch?”
Stille, jetzt muss ich wirklich überlegen. Was habe ich ihm nochmal gesagt? Habe ich was durcheinander gebracht?
”Iiich … keine Ahnung. Kann sein.”, weiche ich aus.
”Was kann sein? Dass es die Wahrheit ist?”
”Ischt das jetzt so wischtig?”
”Bist du betrunken?”
”Wer weiß?”, ach du liebe Güte, wo ist der nächste Eimer?, “Isch muss mal für kleine Mädschen, rühr disch nicht vom Fleck!” Ich zeige mit dem Zeigefinger auf seinen Platz, schüttele meinen Kopf, und renne direkt zum nächsten Badezimmer. Als ich in den Spiegel schaue, sehe ich mich doppelt und etwas verschwommen. Mit mächtiger Betonung auf etwas. Aber warum habe ich lauter, kalte Wassertropfen im Gesicht? Als ich mich näher betrachte, färben sich meine Haare rot und ich sehe vier Köpfe. Was hat dieser Typ mir nur in den Drink geschüttet?
”Schau mich an!” Warum ist meine Stimme so hoch?
Ich lehne mich noch weiter Richtung Spiegel, meine Nase ist nur noch knappe zwei Zentimeter von ihm entfernt.
“Schau ja.” Warum ist meine Stimme jetzt wieder normal?!
”Hier, Mann. Dreh dich um, verdammt!” Ich werde an den Schultern gepackt und herumgedreht, bis ich Saskia in die Augen blicke. Überrascht frage ich: “Was mascht du hier?”
”Was ICH hier mache? Schau dich doch mal an! Wer hat dich abgefüllt?”
”Oooooooh.”
”Was, oh?”
Ich zucke mit den Schultern. “Weiß nisch.”
Sie rollt ihre Augen. “Komm jetzt mit mir mit.”
”Nur fünf Minuten!”
Entnervt dreht sie sich zum Gehen. “Du kriegst fünf Minuten, mehr nicht. Dann gehen wir. Ich warte hier auf dich.”
Ich grinse breit. “Kann isch so zu Cyler gehn? Isch muss nur gut auschehn, isch mache nix verbotenes.” Saskias Augen leuchten auf, sie versteht dass da etwas mehr dahinter steckt. Sass wühlt in ihrer Jeanstasche und reicht mir ihren roten Lippenstift. Kurz bevor unsere Hände sich berühren, zieht sie ihre Hand zurück, “Wart, ich mache das.”, und trägt mir den Lippenstift auf. Triumphierend lächle ich mich im Spiegel an, ich sehe, glaube ich, sehr akzeptabel aus, und stolziere Richtung Cyler Blake. Er plaudert gerade mit seiner hübschen Sitznachbarin, was mich nur noch mehr anstachelt. Ich lege einen Zahn zu, stehe nun direkt vor ihnen. Ich werde diesen Augenblick sowas von aus meinem Leben verbannen, aber das ist es definitiv wert. Ich schmeiße mich auf seinen Schoss, presse meine Lippen auf ihn und unterdrücke sein überraschtes “Hey!” mit einem innigen Kuss. Ich weiß nicht genau, was er wohl denkt. Erst versucht er mich von seinem Schoss zu stoßen, dann erwidert er langsam meinen Kuss, bis wir Atem holen müssen. Einen winzig kurzen Augenblick lang sehen wir uns in die Augen, und plötzlich schaltet sein Blick von fasziniert auf entsetzt. Er schiebt mich sachte von ihm und stützt seinen Kopf in seine Hände. Ich will gerade was sagen, doch Saskia kommt mir zuvor.
”So, ihr Turteltäubchen. Tara, die fünf Minuten sind vorbei. Beweg deinen Hintern!” Noch bevor ich noch einen letzten Blick auf ihn werfen kann, zieht mich Saskia durch die tobende Masse, raus, ins Auge.
Ein vages Bild taucht in meinem inneren Auge auf, und ich sehe diese Gestalt von neulich Nacht. Cyler Blake. Kann das sein? Ein letztes Mal berühre ich meine Lippen, die sich so sanft wie noch nie anfühlen, als würde sein Kuss immer noch auf ihnen haften. Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, verfalle ich in einen tiefen Schlaf.
Nala:
Entschuldige, Meister. Mein Versuch erster Versuch ist gescheitert, aber es wird noch lange kein Ende geben.
Ich berühre nochmals meine Lippen die seit Hunderten von Jahren nicht mehr so berührt worden sind. Nicht so sehr, dass auch sein Herz und seine Gedanken verrückt spielten. Was macht dieses Mädchen bloß mit mir?
- Ahhhh, sorry für die lange Wartezeit. :/
DU LIEST GERADE
Torn - Zwei Welten, Zwei Lieben
FantasyTahara wanderte vor drei Jahren von Afrika nach England aus, wo sie Dave kennenlernte. Kurz vor ihrer fast-Verlobung beschloss sie, noch ein letztes Mal in ihre ursprüngliche Heimat zu reisen um Abschied von ihr zu nehmen. Doch kaum angekommen, lern...