Tag 1 -Samstag-

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Vorweg, ich hätte nie gedacht das es mal so weit kommen würde.
Ich meine klar hatte ich Fantasie und Zweifel an dem Gelaber der Erwachsenen. Aber wer denkt den gleich an sowas. Somit bin ich erwachsener geworden und habe alle Anzeichen verdrängt. Bis zu einem Tag.
Und damit fängt eigentlich auch schon alles an.

«Flo? Wo bist du?» ruft meine Mutter aus der zweiten Etage. Der erste Anhaltspunkt: Unser riesen Haus. Aber hey dann hat meine Familie halt Geld. Wer denkt sich dabei schon was.
«Ich bin hier oben, im Musiksaal» rufe ich zurück. Ich höre meine Mutter die große Treppe hoch kommen.
«Florentina ich hab dir doch gesagt wir bekommen Besuch. Du widmest dich viel zu sehr dem Klavier. Zieh dir bitte etwas schickes an und komm dann nach unten in das Empfangszimmer» sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und eilt dann wieder hinaus.
In meiner Familie spielt keiner ein Instrument, außer ich. Meine eine Cousine kann recht gut singen aber sonst teilt keiner meine Leidenschaft.
Auch das Musikzimmer ist nur für mich eingerichtet und auch nur damit ich dem hohen Besuch zeigen kann wie talentiert ich bin.Vorzeigekind. Dabei kann meine Familie Musik kaum ab.
Ich gehe mich umziehen.
Der Sommer lässt auf sich warten. Es ist windig und regnerisch. Ich entscheide mich für einen langen schwarzen Rock und ein mit Spitzenärmeln versehnes türkises Oberteil. Meine Chucks verschwinden unter den Rock wenn ich stehe und somit kann ich sie anlassen.
Ich gehe die Treppen runter und schleiche den langen Korridor entlang bis ich vor der Tür zum Empfangszimmer stehe. Bei 25 Zimmern verliert man schnell die Orientierung. Da haben wir jedem Zimmer einen Namen gegeben. Eingerichtet ist das Zimmer ganz normal wie ein Wohnzimmer nur ne Nummer größer. Ich atme einmal tief durch und öffne dann die Tür.
Wenn Mama von Besuch redet dann sind das meist hohe Tiere aus der Politik und andere Leute die viel von sich halten.
Mir persönlich sind die tieferen 'Schichten' lieber. Die sind so viel mehr am Boden geblieben. Meine Mutter hat auch nichts dagegen. Mein Vater hingegen findet es nicht besonders erfreulich, dass seine älteste Tochter sich mit dem 'Volk' abgibt, wie er es nennt. Auch wenn ihm bewusst ist, dass das ganz normale Leute sind und nicht Irgendwem unterliegen.
Als ich das Zimmer betrete richten sich fast alle 20 Augenpaare auf mich. Nur mein kleiner Bruder Alex hält seinen Blick weiter auf die Tochter einer Politikerwitwe. Sie ist nicht älter als ich. Vielleicht um die 16. Sie setzt ein Lächeln auf und wartet darauf das ich vorgestellt werde. Da kommt auch schon meine Mutter auf mich zu.
«Einige von Ihnen kennen sie ja bereits. Unsere große Tochter Florentina» es geht ein kleines Raunen und Gemurmel durch den Raum. Dann drückt meine Mutter mir ein Glas roten Sekt in die Hand und führt mich zum ersten Paar. Die Frau hat ein rotes Kleid an und ihre grauen Haare sind nach hinten geflochten. Doch trotz der grauen Haare sieht sie jung aus. Ehr wie anfang 30.
Ihr Mann, ebenfalls grauhaarig , sieht auch recht jung aus. Vielleicht 35. Sie schütteln mir die Hand und die Frau knickst leicht, sieht mir dabei aber immer fest in die Augen.
«Wie geht es Ihnen,holde Maid,ähh ich meine natürlich junges Mädchen?» fragt der Herr mich, der auf den namen Sord Jacobs hören soll.
«Mir geht es hervorragend Monsieur Jacobs. Schön das sie und Ihre Frau gekommen sind.» Lia Jacobs schaut mich weiterhin an und fängt an zu lächeln.
«Oh nein wir sind nicht verheiratet. Sord ist mein Bruder»
«Ohh... ich bitte vielmals um Entschuldigung» sage ich und merke wie ich rot werde. Das passiert mir andauernd. Der Bruder, Cousin oder dann doch nur verlobt.
Ich möchte grade zu einer weiteren Frage ausholen als mein Vater sich aus der Menge löst und die Stimme erhebt.
«Sehr geehrte Gäste. Es freut mich das sie meiner.... unserer Einladung gefolgt sind und uns die Ehre Ihres Besuches erweisen. Wir möchten feiern, dass wir mal wieder ein erfolgreichen Wahlkampf hinter uns haben und ein weiterer Weg uns offen steht. Hebt die Gläser und lässt uns anstoßen.»
Ich hebe mein Glas mit den Anderen und gehe zu meinem Bruder rüber.
Als er mich bemerkt, wendet er den Blick von dem Mädchen ab.
«Na wie heißt sie?» Ich lege ihm ein Hand auf die Schulter und versuche keine Miene zu verziehen.
«Wer denn?» versucht er sich raus zu reden.
«Na die hübsche Politikertochter?»
«Ach die. Serafina glaube ich» Na das passt aber. Blonde, lange Haare nach hinten hochgesteckt. Halben Eimer Make-up im Gesicht. Und doch sieht sie normal elegant aus und irgendwie kaum arrogant.
So verging der Abend mit ganz viel Gerede über dies und das. Ich durfte noch zwei Stücke auf den Klavier spielen und verabschiedete mich um zwei Uhr nachts endlich ins Bett. Alex durfte schon um 11 gehen und ich?
«Nein, du bist fast 18. Da musst du dich auch so benehmen.»
Jetzt geht es erstmal ins Bett. Diese 'Geschäftsfeiern' gehen mir echt auch den Keks.

Bite Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt