Tag 7-Freitag-

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Endlich wieder Wochenende. Die Klingel ertönt und ich gehe zu meinem Schließfach und pack alles hinein was ich jetzt nicht brauche. Als ich grade das letzte Buch aus der Tasche hole, kommt Nat auf mich zu.
«Wie geht's dir?» Die letzten Tage war er immer schlecht drauf und hat kaum mit mir gesprochen.
«Ganz okay. Ich hab mir gedacht,dass Leben muss weiter gehen. Ich darf mich von dieser Sache nicht so runter ziehen lassen.»
«Wow, die Einsicht kam aber schnell», sage ich mit leicht ironischem Unterton.
Er lächelt leicht. Etwas sagen und etwas fühlen ist ein großer Unterschied. So ganz drüber hinweg ist er noch nicht, aber ich finds gut das er nach vorn schauen will.
«Willst du mitfahren? Ich wollte noch schnell in die Stadt.» Er deutet auf den Parkplatz.
Nat hat vorgestern seinen Führerschein gemacht und darf jetzt allein Auto fahren. Ich würd ja gern schon den mit 17 und Begleitung machen, aber meine Eltern fahren wenig Auto und sonst kenn ich kaum Leute die das mit mir machen würden.
«Nein ich muss nach Hause. Heute kommt mal wieder irgendwelcher Besuch und der bleibt wohl auch ein wenig.Ich muss den Mädchen helfen die Zimmer herzurichten. »
«Meinst du ich kann später noch vorbei kommen?»
«Schick mir vorher ne Nachricht. Dann kann ich Mama schon drauf vorbereiten.»
«Geht klar. Ich hab dich lieb Flo.»
«Jaja. Ich dich auch Schatzi!», sage ich und Nat grinst.
«Bis später.»
«Bye bye», sage ich und umarme ihn. Dann machen ich mich auf den Weg zum Bus.

«Madame, bitte. Wir schaffen das auch allein.»
«Ihr seid keine Maschinen oder Untertanen und ich bin genauso normal wie ihr alle, also kann ich euch auch helfen.»
«Sie wissen das Ihr Vater das nicht gern sieht.»
«Lassen Sie das mein Problem sein, ja?» Ich schaue die beiden Mädchen lächelnd an. Eigentlich sind sie beide älter als ich aber ich nenne sie trotzdem Mädchen. Sie nicken verlegen und ziehen Bettbezüge auf die Bettdecken. Ich spanne das Laken über die letzte Ecke und krabbel dann vom Bett. Noch ein Zimmer.
Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche.

Kann ich kommen?
Klar!
Bin in 10 Minuten da.
Ok.

«Würdet ihr das letzte Zimmer ohne mich machen? Ich bekomme Besuch»
«Natürlich Madame.»
Ich lächel die beiden an und verlasse den Raum. Mama habe ich schon Bescheid gesagt. Ich renne die Treppe runter und stoße mit Granny zusammen.
«Na mein Mädchen. Rennt man seine Großmutter denn einfach so um?», fragt sie lächelnd.
«Nein, Granny. Tut mir leid. Ich bekomme nur gleich Besuch und wollte ihn von Vater und Opa gern halten. »
«Ist der nette junge Mann von letztens etwa dein Freund?» Sie grinst verschmitzt. Das steht ihr.
«Oh nein Granny. Er ist nur schon so lange mein bester Freund. Und da seine Ex-Freundin grade einen Neuen hat, muss ich ihn ein wenig aufmuntern.»
«Du bist ein tolles Mädchen, Florentina. Du musst mir versprechen auf dich aufzupassen.» Plötzlich sieht sie ernst aus.
«Ich verspreche es dir.» Ich umarme sie und verabschiede mich dann. Dann laufe ich raus zum Tor.
Nat biegt grade um die Ecke.
Ich umarme ihn und schleppe ihn dann in den hinterstens Teil des Hauses.
Hier führt ein Weg in den Keller unter dem Keller. Er ist hinter einem Kamin in einem Wohnzimmer und ich hab den Gang von einem der Mädchen. Als kleines Kind hab ich viele Geheimgänge gesucht und sogar gefunden. Dieses Haus muss uralt sein.
Wir gehen die verstaubten Treppen runter.
«Ich denke in alten Sachen wühlen könnte uns beide ganz gut tun. Mal sehen was wir finden.»
«Du bist merkwürdig Flo. Jede andere hätte sich jetzt aufs Bett geflätzt und nach dem besten Freund gefragt in den sie schon so lange verknallt ist.»
«Doof nur, das deine Kumpels sich besser in diesem Gerümpel verstecken sollten,damit man sie nicht sehen muss.»
«Wow. Das war fies. Ich hoffe du stülpst mir nicht gleich ne Mülltüte über den Kopf weil ich so hässlich bin.» Erschrocken drehe ich mich um. Ich wollte ihn nicht verletzen. Doch er lächelt und fängt an die erste Kiste zu durchstöbern.

Nach gut einer Stunde haben wir ne ganze Menge cooler Dinge entdeckt, aber nichts richtig Interessantes. In der Standuhr war zum Beispiel eine Kiste mit alten Briefen gewesen, ein paar witzige Gemälde waren in weiße Tücher gehült und der Sessel mit Blumenmuster knarscht ganz schön.
«Guck man hier.», sagt Nat und holt zwei kleine schwarze Bücher aus einer Kiste.
«Was ist das?» Ich geh zu ihm hin unnd nehme ihm ein Buch aus der Hand. Vorsichtig klopfe ich den Staub ab. Darunter kommen eingeprägte Buchstaben zum Vorschein.
Tagebuch der Erwählten
«Das Gleiche steht bei mir auch drauf.» Ich schlage es auf. Es fallen ein paar lose Blätter hinaus. Ich hebe sie auf und will sie grade wieder hinlegen als mit ein Name auffällt.
Ihr Name ist Florentina.
Aber das ist doch nicht möglich. Ich bin die erste Florentina in der Familie.
«Es ist schon spät. Lass uns die beiden Bücher mitnehmen und in mein Zimmer gehen.»

«Interessant. Scheint irgendwie so eine Vampirgeschichte zu sein.»
Nat rollt sich vom Rücken auf den Bauch. Wir liegen nebeneinander auf den Bett jeder mit einem Buch bewaffnet.
«Es muss jemand geschrieben haben der mich oder meine Familie kennt. Die Namen ähneln sich hier alle. Meine Oma heißt statt Lina Luna und Grandpa heißt Amis statt Adis.
Ihr Kind heißt Anton statt Angelo und sie leben in den USA statt in Europa.
Aber ich erkenne viele Zweige zu meiner Familie. Meins ist das zweite Tagebuch und meine Familie sind nur zwei Kapitel des Buches, denoch wird sie genauer beschrieben als Nancy Lord und ihr Mann Herbert oder auch Arthur und Evelyn Boss. Die beiden wohnten angeblich in Mexico kamen aber aus England.

«Florentina?» Mama ruft. Wir haben die Zeit ganz vergessen.
«Verdammt. Hast du Lust hier zu schlafen? Dann können wir noch ein wenig reden und lesen, wenn die Feier zuende ist.»
«Warum nicht. Ich gab noch nie in einem so großen Haus geschlafen.»
Mama kommt ohne zu Klopfen herein, bleibt aber sofort stehen als sie Nat sieht.
«Das hab ich ja total vergessen. Aber unser Besuch kommt gleich. Schickst du ihn bitte nach Hause?»
«Kann er nicht hier schlafen? Natürlich im Gästezimmer nebenan und er wird auch nicht auf der Feier erscheinen heute Abend.»
«Wenn es denn unbedingt sein muss. Aber nur unter einer Bedingung.»
«Wir hören?»
«Er gibt sich als dein Freund aus und geht heute Abend mit zur Feier. Ich weihe deinen Vater ein. Machst du das Nathaniel?»
«Ähh....ich weiß nicht. Ich kann auch einfach ganz still nebenan sitzen und lesen oder so.»
«Das ist die Bedingung. Du gehst als ihr Freund mit. Ansonsten solltest du jetzt nach Hause gehen.»
«Geh nach Hause. Diese Idee ist einfach nur absurd. Wir treffen uns einfach morgen nochmal.»
«Eigentlich finde ich die Idee ganz cool. Dann lerne ich endlich deine andere Seite kennen, Süße», er betont Süße ganz besonders und klimpert mit den Augen. Sogar Mama muss sich ein Lächeln verkneifen.
«Gut. Ich suche etwas zu Anziehen für ihn und gebe deinem Vater bescheid. Geh du bitte zu Emma und bitte sie das Gästezimmer vorzubereiten.»
«Ey ey Sir»,sage ich und salutiere. Nat lacht. Kurze Zeit später steckt Nat in einem alten Anzug von Vater. Er passt im merkwürdigerweise ausgesprochen gut und als ich in enger Hose und einem leicht durchsichtigen,schwarzen Top mit goldenen Accessoires zu ihm rüber gegangen bin, musste ich erstmal schlucken. Ich meine Nat sieht ja immer gut aus, aber so gut wie heute hab ich ihn noch nie gesehen. Er erstarrt in der Bewegung und schaut mich an.
«Wow.» Mehr bringt er nicht zustande.
«Du siehts auch gut aus»,gebe ich zurück und meine es auch so.
«Würde ich nicht wissen das du mich dafür wahrscheinlich schlägst, würde ich dir jetzt die Klamotten vom Lleib reißen.»
«Und ich dachte du spielst nur meinen Freund.» Ich lache.
«Achsoo. Ich dachte im Hause Wyler entscheiden die Eltern. Na dann wohl doch weiter best friends. Aber eine Frage.»
«Immer gern, Schatzi.»
«Wir müssen uns nicht küssen oder? Die Vorstellung finde ich irgendwie merkwürdig.»
«Du sagst du würdest mir glatt die Kleider vom Leib reißen aber findest die Vorstellung komisch mich zu küssen? Na danke auch Natty. Du bist echt merkwürdig.»
Im scheibt erst jetzt zu dämmern was er eben gesagt hat, denn er wir ziemlich rot.
«So war das jetzt auch nicht gemeint. Ich... also..»
«Hey. Ganz ruhig. Is doch alles gut», unterbreche ich ihn und lache. Er schaut verlegen zu Boden. Fast tut er mir ein wenig leid.

«Florentina und Nathaniel»,ruft der Mann im Eingang unsere Namen. Einige drehen sich um, Andere schnattern munter weiter. Die 'Party' heute findet im Ballsaal statt und ist aus irgendeinem Grund den ich nicht weiß. Ich weiß mal wieder nur das ich anwesend zu sein habe.
Nat neben mir scheint nervös zu sein. Er kaut auf seiner Lippe und blickt sich um.
«Ganz ruhig. Auch wenn sie so aussehen, die beißen alle nicht.»
Er schaut mich ab und nickt. Ich drücke einmal kurz seine Hand und ziehe ihn dann in die Menge. Alex hält sich wieder in der Nähe dieser Serefina auf, der auch Nat einen Blick zu wirft.
«Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste und Familie»,mein Vater ergreift das Wort.
«Herzlich Willkommen im Hause Wyler. Wir feiern heute einmal das wir auf besten Kurs sind mit unserer Politik ganz weit nach oben zu steigen und andererseits die baldige Erfüllung der Prophezeiung durch ein junges Mädchen. Ich hoffe sie wissen was gemeint ist»-nein-«und können den Abend genießen. Vielen Dank.»
Ich sehe Nat ahnungslos an und schnappe mir erstmal zwei Glas Sekt vom Tablett der Kellnerin. Eins reiche in an Nat weiter,eins trinke ich in einem Zug leer und stelle es zurück.
Jetzt kann der Abend los gehen.

Bite Of YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt