«Happy Birthday to you. Happy Birthday to you. Happy Birthday dear Florentina. Happy Birthday to you.»
Ich wache auf und reibe mir die Augen.
Um mein Bett versammeln sich Oma und Opa, Mama, Alex ,David und Ava, Emma und Mary.
Oma hielt eine rote Torte in der Hand. Aber ich hatte weder richtig Hunger noch fühle ich mich besonders gut. Ich habe wahnsinnige Zahnschmerzen und mein Bauch rumort.
Alex sieht mich leicht schräg an. Doch ich bekomme nicht mal ein Danke heraus. Stattdessen kämpfe ich mich durch die Reihe und stürme ins Bad.
Eigentlich gucke ich vor dem Duschen ja nicht in den Spiegel aber heute bleibt mir nichts anderes über. Und damit beginnt diese abgedrehte Geschichte auch schon.
Ich habe dicke Augenringe und die Adern in meinen Augen sehen leicht rot aus. An meinem Hals prangt ein riesiges Sternentatoo. Tolles Geburtstagsgeschenk.
Aber das Schrecklichste sind sie. Zwei lange, spitze, weiße Eckzähne. Ich würde mal sagen jeder weiß was ich meine.
Ich sehe aus wie ein Vampir. Was ist das denn für ein Aprilscherz im Juni.
«Flora, Schatz. Lass mich bitte rein.» Das ist Oma.
«Wasch soll das hier?»,frage ich nuschelnd.
«Bitte lass mich rein. Wir müssen dir was erklären!»
Ich schließe die Tür auf und lucke durch einen Spalt.
Soweit ich sehe,steht nur Oma vor der Tür. Ich lasse sie rein und sie reicht mir den Kuchen.
«Du solltest ein wenig zu dir nehmen. Es wird eine Weile dauern bis du wieder halbwegs normal essen kannst.» Ich spüre wie meine Zähne sich sehnen und beiße in den Kuchen. In diesem Moment ist es das Leckerste was ich je gegessen hab. Auch wenn ich mir nicht sicher bin ob ich wissen will, was genau DAS ist.
«Also was ist hier los? Das kann doch nur ein blöder Scherz sein.»
Oma sieht mich mitleidig an.
«Nein Schatz»,sagt sie ruhig.
«Es gibt eine Uralte Legende die besagt das in den nächsten Jahren eine Vampirkriegerin auferstehen soll. Bei dir war das ganze jetzt nicht sonderlich spektakulär, da du das Vampirblut bereits in deinen Adern hast. Du brauchst ab jetzt keine Antiagingcreme mehr. Ab heute wirst du nur noch zwei Jahre altern und dann bleibst du genauso stehen wie wir.»
Und aufeinmal blitzen aus ihrem Mund ebenfalls zwei spitze Vampirzähne hervor.
«Aber.. wieso?... weshalb jetzt und warum und ihr habt nie was gesagt.»
Ich drehe mich zum Spiegel und sehe aus wie ein Monster mit den Augenringen und dem blutverschmierten Gesicht.
«Wir sind extra etwas früher gekommen um deine Eltern zu überreden, das sie es dir vor deinem Geburtstag erzählen. Damit du das Ganze hier jetzt nicht mit erleben musst.»
«Dann ging es in eurem Gespräch letztens um mich»,unterbreche ich sie.
«Du hast also gelauscht. Ja es ging um dich. Opa und ich waren nie damit einverstanden, das man dich in Ungewissheit groß ziehen wollte, doch wir waren schnell abgemeldet. Du musst wissen ich bin jetzt fast 200 Jahre alt. Ich habe viel erlebt. Aber so einen Sturkopf wie dein werter Herr Vater habe ich selten gesehen.» Sie schmunzelt. Ich zwicke mich in denn Arm. Wieso wache ich verdammt noch mal nicht auf.
«Wie kann ich die Zähne kontrollieren. Ich muss doch jetzt nicht dauerhaft so rumlaufen oder?»,frage ich verzweifelt und drehe mich wieder ihr zu, nachdem ich die Schatten unter meinen Augen abgedeckt habe.
«Naja in etwa einer Woche könnte es wieder ganz normal aussehen. Dann solltest du sie langsam kontrollieren können.»
«Aber meine Geburtstagsparty morgen.»
«Ich denke die wirst du abbsagen müssen. Wir können das Risiko nocht eingehen, das du jemanden anfällst.
Komm alles andere erklären wir dir später. Ich sollte dir jetzt mal zeigen wer noch so alles Vampir ist.»
Ich schaue noch einmal in den Spiegel. Ein Monster oder ein schlechter Scherz.David, Vampir. Ava Halbvampir. Vater Vampir, Mutter Mensch. Alex, vielleicht Vampir. Deine Eltern beides große, sture Vampire.»
Wir stehen im großen Wohnzimmer und Oma stellt mir einen Vampir oder Halbvampir oder nicht Vampir nach dem anderen vor.
«Kurze Zwischenfrage. Fähigkeiten? Und Sonne? Vegetarisch oder Menschenblut?»
«Fähigkeiten sind von Vampir zu Vampir unterschiedlich. Kenneth dort kann zum Beispiel sehr gut sehen. Zum Teil auch Augenblicke in die Zukunft bevor etwas geschieht. Der Vampir verneigt sich und lächelt. Dein Großvater so wie dein Vater können fliegen, also nicht so wie die Fledermäuse sondern ehr grade in die Luft schießen. David und Ava haben die Fähigkeit geerbt zu erkennen in welcher Stimmung sich jemand grade befindet auch auf 100 meter Entfernung oder sogar wenn sie nur das Bild einer Person im Kopf haben. Und deine Mutter ist beeinträchtigt durch Zukunftsvisionen.»
Wow.
«Vor Sonne brauchst du dich nicht allzu sehr fürchten. Genauso wennig vor Knoblauch. Alles Märchen. Das lag einfach nur daran das Dracula nicht gern rausging und kein Knoblauch mochte»,meldet David sich zu Wort. Er lächelt verlegen und schaut immer wieder weg.
«Und lasst mich raten. Ich darf auf keinen Fall irgendjemand davon erzählen.»
«Richtig»,sagt Vater eindringlich.
Na super. Ich lasse mich aufs Sofa fallen. Das muss ich erstmal verdauen.
Am liebsten würde ich jetzt sofort Nat anfrufen, nur um mich von ihm aufmuntern zu lassen. Aber nachdem er gestern immer noch so abweisend war habe ich dazu keine Lust mehr.
Ich setze mich hin und stütze den Kopf auf meine Hände. Das kann nur ein böser Traum sein.
Sowas passiert nur in Büchern. Man ist doch nicht von heute auf morgen ein Vampir.
Ich versteh das alles nicht. Und David? Wieso hat er mir nichts erzählt?
Meine Eltern belügen mich jahrelang und verschweigen das ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99% zum Vampir mutiere.
Und jetzt sitze ich der halben Vampirbevölkerung gegenüber und darf zusehen wie ich damit klar komme.
«Flora? Ava und David werden dir einige Fragen beantworten können und dir etwas über uns erzählen. Geh mit ihnen nach oben ja?»
Ich schaue auf und sehe mitleidige Blicke. Na toll. Denen wurde wahrscheinlich nicht ihre gesamte Zukunft verschwiegen.
«Ich brauch einen Augenblick allein», sage ich und verlasse den Raum. Ich kletter oben aufs Dach und setze mich an den Kamin und denke nach.
Was ist hier bloß los?«Flo?»,höre ich eine Stimme hinter mir. David.
«Was willst du? Habe ich nicht gesagt ich will alleine sein?»
«Du sitzt seit zwei Stunden hier oben allein. Lass mich doch wenigstens einen Teil deiner Fragen beantworten. Es muss schwer sein das alles so zu erfahren.»
«Ne. Ist mega witzig. Ich konnte mich die letzten zwei Stunden kaum einkriegen vor Lachen. Hab mir immer schon gewünscht ein Blutsauger zu sein. Noch weniger normal als mit reichen Eltern aber hey.»
David kommt näher und setzt sich neben mich.
Ich setze mich in den Schneidersitz und schaue ihn an.
«Dann fang mal an. Mal sehen ob ich dir vertrauen kann.»
«Okay. Also die Vampire gibt es seit mehr als 2000 Jahren aber noch nicht so lange wie immer behauptet wird. Aber wir können uns weder in Fledermäuse noch in irgendwelche anderen Tiere verwandeln. Die Sonne brennt nur ein wenig mehr auf unserer Haut als bei normalen Menschen und man sollte sich nicht länger als zwei Stunden dauerhaft in der Sonne aufhalten. Ich bin Vegetarier. Ich trinke also nur Tierblut. Das ist zwar nicht sonderlich gesund und man muss den Körper erst dran gewöhnen, jedoch kann es funktionieren.
Das ist so ähnlich wie mit menschlicher Nahrung. Man kann den Magen dran gewöhnen. Allerdings macht es uns nicht satt. Wir essen das nur um kein Aufsehen zu erregen.
Du wurdest soweit ich weiß ebenfalls an tierisches Blut gewöhnt, weshalb du dir aussuchen kannst, ob du Vegetarier wirst oder menschliches Blut trinkst. Das ist übrigens für dich.»
Er reicht mir einen Beutel voll Blut und ich spüre wie mein Magen grummelt.
«An den ersten zwei Tagen brauchst du extra Portionen, danach pendelt es sich ein wenig ein. Die Fähigkeit schnell zu laufen haben übrigens alle Vampire. Wir brauchen sie zum Jagen.»
Ich steche mit den Eckzähnen in den Beutel und trinke. Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken.
David sieht mich aufmunternd an und ich drehe mich weg und schaue auf die Stadt, die langsam aufwacht. Es ist erst sechs Uhr morgens und die Sonne steigt langsam auf. Ich spüre wie meine Haut bei jedem Sonnenstrahl prickelt. Herzlich Willkommen in deinem neuen Leben Florentina.Der Tag verging ruhig. Ich saß noch eine ganze Weile mit David oben auf dem Dach, habe meine Party auf die nächste Woche geschoben und vorgegeben krank zu sein und versucht mich mit dem Gedanken abzufinden jetzt ein Blutsauger zu sein.
Nachdem David und ich eine ganze Weile einfach nur dagesessen und auf die Stadt geschaut hatten, ich an seine Schulter gelehnt, ist Ava irgendwann aufgetaucht und hat sich auf die andere Seite neben ihn gesetzt. So saßen wir da und haben jeder unseren Gedanken nachgehangen.
Um ca. sechs Uhr bin ich in mein Zimmer verschwunden. Trotz der etwas merkwürdigen Umstände gab es heute trotzdem noch eine Geburtstagsfeier. Immerhin wird man nur einmal 18. Also ziehe ich mir was Vernünftiges an und gehe nach unten. Zur Feier des Tage trage ich ein rot-schwarzes Gewand das ich sonst ehr zum Mittelaltermarkt trage aber ich finde es passt.
Alex kommt mir auf der Treppe entgegen, umarmt mich lange und geht dann weiter.
Flo du bist eine schlechte Schwester, flüstert eine Stimme in meinem Hinterkopf. Er hat grade erfahren das seine gesamte Familie aus Vampiren besteht und er ziemlich bald auch einer wird.
«Alex!»,rufe ich und laufe die Treppe wieder hoch.
Ich umarme ihn und streichel ihm kurz durch die Haare.
«Alles okay bei dir?Wie gehts dir?»
«Wahrscheinlich nur halb so beschissen wie dir. Immerhin siehst du aus wie ein Säbelzahntiger»,versucht er zu scherzen und versieht den Mund zu einen Fletschen.
«Komm und 'feier' mit den Untoten», sage ich und schaue ihn sorgenvoll an.
«Ne danke. Als einziger Nicht-Vampir fühlt man sich da unten nicht so gut. Und Mama ist mir ein wenig zu gut drauf, dafür das sie uns unsere Zukunft versaut hat. Wahrscheinlich war in ihrem Blut nen bisl Alkohol mit drin. Ich hock mich vor den PC.
Happy Birthday Flory!»,sagt er matt, drückt mir eine kleine Schachtel in die Hand und geht zu seinem Zimmer. Ich schaue ihm hinterher. Dann auf das Päckchen in meiner Hand.
Vorsichtig packe ich es aus und offne die Schachtel. Wow.
Darin liegt ein verschnörkelter Anhänger mit einem roten Diamanten in der Mitte und direkt darüber bilden die Schnörkel ein Herz. Ich lege die Kette um und die liegt perfekt an. Das Ding muss ein Vermögen gekostet haben.
Ich schau mich noch einmal um und danke ihm in Gedanken. Ich höre ein Gern geschehen in meinem Kopf und schaue verwundert auf. Niemand da.
Dann laufe ich die Treppe runter in den großen Saal.
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Bite Of You
VampireFlorentina ist 17, fast 18, und versucht ihre Familie zu verstehen. Der Wohlstand und das merkwürdige Verhalten entgeht ihr nicht. Doch bis zu ihrem 18 Geburtstag verdrängt sie das alles. Bis sich das Familiengeheimniss nicht mehr leugnen lässt. U...