Nur noch zwei Tage bis zu meinem Geburtstag. Und heute noch eine Mathearbeit. Eigentlich war ich nie schlecht in der Schule aber bei den was bei uns in letzter Zeit los war, bin ich kaum zum lernen gekommen. Und ja in den letzten Tagen könnte das auch an einem ziemlich süßen Jungen gelegen haben, mit dem ich ein wenig Zeit verbracht habe und der ganz zufällig in meinem Haus wohnt.
David ist echt super und er nimmt mir nichts böse.
Ich weiß inzwischen, dass er 20 ist, Jura an der Universität in sonstwo studiert und London noch nicht so gut kennt, aber vorhat mit seiner Schwester hierher zu ziehen.
Er liebt Bücher und kann gut Skylines zeichnen. Wenn er lacht bilden sich Grübchen in seinen Wangen und ich höre mich an wie eine verrückte Stalkerin oder ein Boyband Groupie das über seinen Lieblingssänger schwärmt.
Von Nat habe ich seit Samstag kaum was gehört.
Wenn ich ihn anspreche redet er kaum mit mir und ich habe das Gefühl er geht mir aus dem Weg.
Ich geh in den Klasseraum
Überall sind Trennwände in der Mitte des Tisches und die Tische stehen alle einzeln. Ich setzte mich auf meinen Platz neben Nat und packe meine Federmappe und meinen Taschenrechner aus. Wie ging das noch gleich.
F(x)=y+a oder so ähnlich.
«Kannst du mir das nochmal erklären?», frage ich Nat und drehe mich zu ihm. Er starrt wie gebannt auf ein Blatt Papier vor sich.
«Ähh... ja klar»,sagt er und rattert ein paar Formeln runter und zeigt mir zwei Parabeln. Dann kommt Herr Benson in den Raum und verteilt die Aufgaben. Na super. Ich verzweifel jetzt schon.
«Ab jetzt habt ihr 60 Minuten Zeit.»
Ich kritzel ein paar Skizzen und Rechnungen aufs Papier von denen ich glaube sie könnten Stimmen. Die ein oder andere Aufgabe kann ich sogar richtig lösen. Denke ich zumindest.«Und wie war deine Mathearbeit?»,fragt Maike auf dem Weg zur U-Bahn.
«Ganz okay denke ich. Aber ich mache mir Sorgen um Nat.»
Maike guckt interessiert.
«Wieso was ist mit ihm?» Sie ist schon eine ganze Weile in ihn verschossen, hat sich aber nie getraut mit ihm auszugehen oder auch nur anzusprechen.
«Ach er beachtet mich kaum noch und ist so in sich zurück gezogen.»
«Ach. Er hat bestimmt seine Gründe. Das wird schon wieder.»Sie lächelt mich aufmundernd an und wir gehen die Treppen zum U-Bahnhof nach unten.
Zwei Minuten später rollt auch schon die Bahn ein.
Maike muss drei Stationen fahren, ich vier. Sie winkt und springt aus der Bahn.
Grade jetzt fällt mir auf da Nat der bessere Zuhörer ist. Das klingt zwar fies aber mit Maike kann man über alles reden nur nicht über das was einen bedrückt. Zum Beispiel hat sie nie verstanden warum ich es hasse so eine reiche Familie zu haben.
Sie wohnt mit ihrem Vater alleine in einer 70 Quadratmeter Wohnung und ihr Zimmer ist nur halb so groß wie meins. Dafür hat sie aver einen Vater der sich um sie kümmert und auch mal was mit ihr unternimmt. Und sie durfte das Zimmer selbst einrichten. Meine Möbel und Bilder waren größtenteils vorgegeben.Ich steige aus und bin so in Gedanken vertieft, das ich mit jemandem zusammen stoße.
«Na. Hast du mich so vermisst?» Ich schaue nach oben. David. Na toll.
«Komischerweise passieren mir diese ganzen Missgeschicke immer nur bei dir!»,sage ich, beiße mir dann aber auf die Lippe. Das klingt ja als ob ich nur wegen ihm so tollpatschig bin.
«Na dann sollte ich wohl besser nicht fragen, ob du mir ein wenig die Stadt zeigst oder?»,fragt er grinsend.
«Wenn du dir zutraust mit dem großten Tollpatsch der Stadt durch die Gegend zu laufen, könntest du es ja mal versuchen»,grinse ich zurück.
«Würde der größte Tollpatsch der Stadt mit mir durch die Gegend laufen? Natürlich nur damit ich auf sie aufpassen kann.» Ich versuche zu schmollen,was mir nicht sonderlich gelingt und sage ja.
Wir steigen in die nächste U-Bahn und ich zeige ihm den Turm vom Big Ben und den Buckingham Palace und das London Eye. Wir entscheiden uns später wieder zu kommen, da es jetzt sehr voll ist und holen uns ein Eis.
Außerdem besichtigen wir die St. Paul's Cathedral, den Trafalgar Square, Westminster Abbey und laufen eine Runde durch den Hyde Park. Zum Schluss gehen wir über die Tower Brigde.
«Dreh dich mal um und lehn dich ans Gitter»,sagt David. Ich befolge und er mach ein Foto. Ich dreh mich wieder um und pose ein wenig während er einen auf Profi-Fotograf macht.
Dann stellt er sich neben mich und wir betrachten London.
«Wollen wir nochmal zum London Eye?»,frage ich und drehe mich zu ihm. Er starrt auf das Wasser unter uns.
«Gern. Aber nur wenn es nicht so voll ist.»
«So voll wie dein Speicher kann es gar nicht sein.» Ich sah ihn lächelnd an. Er hat den ganzen Tag Fotos gemacht. Mal von den Sehenswürdigkeiten, mal von mir, mal von uns beiden oder auch nur ihm allein.
«Alles okay?»,frage ich nun. Er sah nachdenklich aus.
«Ja. Klar. Entschuldigung. Wollen wir dann. Sonst fährt das London Eye ohne uns.» Er dreht sich um und geht. Ich muss laufen um ihn einzuholen.
«Hey warte mal»,sage ich und halte ihn am Ärmel fest.
«Ich bin nicht so kalt wie meine Eltern und ich merke wenn es jemandem nicht gut geht. Wenn du es nicht erzählen möchtest ist das okay aber icch höre gern zu. Und ich kann auch mal schweigen wenn es nötig ist.»
Ich schaue ihm in die Augen und sehe ein Funken Hoffnung in seinen Augen. Er beugt sich ein wenig herrunter. Ich fühle seinen Atem auf meinem Gesicht. Doch dann besinnt er sich und stellt sich wieder grade hin.
«Es ist nichts. Lass uns gehen.»
Wir gehen zur U-Bahn Station und fahren zum London Eye. Die Schlange hat sich wesentlich verkürzt und wir müssen nur 15 Minuten warten. Dann bekommen wir sogar eine Gondel ganz für uns.
Ich mache ein paar Fotos. Mein Blog hat schon lange kein Futter mehr gehabt.
Langsam wird es dunkel und die Lichter gehen an.
Plötzlich kommt David zu mir und sieht mich an.
«Du hast recht! Es ist tatsächlich etwas.»
«Magst du drüber reden?»
«Normalerweise rede ich über sowas nur mit meiner Schwester aber ich kann das einfach nicht geheim behalten.» Er fährt sich mit der Hand durch die strubbeligen Haare.
«Ich....ich würde jetzt so gern etwas tun aber ich weiß das ich das nicht darf. So bin ich erzogen und dagegen kann ich mich nicht wehre.»
«David was ist los?» Ich sehe ihn besorgt an.
«Verdammt, Florentina! Du bist der Grund. Ich mag dich wirklich sehr. Ich.....ich weiß nicht wie ich es sagen soll.»
«Immer grad heraus»,sage ich doch er ignoriert mich.
«Ich... würde dich einfach so gern küssen aber du hast einen Freund und....» Weiter kommt er nicht. Ich lege ihm einen Finger auf die Lippen und schaue ihm in die Augen.
Dann stelle ich mich auf Zehenspitzen und verschränke meine Arme in seinem Nacken. Er schaut mich erschrocken an.
«Keine Sorge»,flüster ich und küsse ihn sanft. Er schließt die Augen und erwiedert den Kuss. Doch dann löst er sich abbrupt und senkt den Kopf.
«Du weißt das das falsch ist. Du hast einen Freund.»
«Nein habe ich nicht»,erwiedere ich und drehe seinen Kopf zu mir.
«Wenn du Nat als meinen Freund ansiehst, dann habe ich mindesten hundert Freunde. Nat ist mein bester Freund und der der am Längsten auf mich aufpasst.»
«Aber deine Familie....»,stottert er.
«Meine Eltern hielten es für eine gute Idee, vorzugeben dass ich einen Freund habe. Hätte ich gewusst das ich demnächst vielleicht wirklich einen richtigen Freund habe, wäre ich auf den Deal niemals eingegangen.»
Er sieht mich an als könnte er das alles gar nicht glauben.
Vorsichtig beugt er sich runter als das Rad auf einmal stoppt.
Wir sind tatsächlich wieder unten angekommen. Es war die letzte Fahrt und Gondel heute Abend. Wir steigen aus und David legt einen Arm um mich. So gehen wir zur U-Bahn Station.
Zuhause verabschieden wir uns fast flüchtig von einander und ich gehe die Treppe hoch.
Im Bett denke ich noch eine Weile nach.
Sollte ich das wirklich so schnell entscheiden. Am besten lernen wir uns erst besser kennen.
Aber er war so süß.
Irgendwann schlafe ich aber doch ein.
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Bite Of You
VampireFlorentina ist 17, fast 18, und versucht ihre Familie zu verstehen. Der Wohlstand und das merkwürdige Verhalten entgeht ihr nicht. Doch bis zu ihrem 18 Geburtstag verdrängt sie das alles. Bis sich das Familiengeheimniss nicht mehr leugnen lässt. U...