6. Kapitel

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Es ist schon 20Uhr und ich sitze immer noch in meinem kleinen, eigenen Büro. Schon seit Stunden schaue ich raus auf die Stadt, die sich vor mir verändert und beobachtet wie die Sonne unter ging und es dunkel wurde.
Ich saß noch nie in meinem Leben solange still auf einem Platz und dachte nach.
Was macht der Mann nur mit mir? Ich kenne ihn gerade mal seit drei Tagen und trotzdem reagiert mein Körper so auf ihn!
Und doch muss ich mich zusammen reisen! Er ist verheiratet! Und verheiratete Männer sind für mich Tabu.
Ich stehe auf und packe meine Sachen, um nach Hause zufahren.
Als ich im Flur bin sehe ich, dass bei Andrew noch das Licht brennt. Aus reiner Höflichkeit, will ich mich von ihm verabschieden und noch einen schönen Abend wünschen.
Ich klopfe an die Tür und trete ein. Er sitzt am Schreibtisch und ist ganz in die Unterlagen vertieft. Anscheinend hat er nicht mein klopfen gehört, denn als ich mehrere Schritte in den Raum mache schrickt er auf.
Er schaut mich verwirrt an und wartet darauf das ich etwas sage. Doch bei seinem Anblick werden meine Beine weich. Seine Haare sind zerzaust, wahrscheinlich weil er sich immer wieder mit der Hand durch sein Haar fuhr. Seine Jacke hat er ausgezogen und um den Stuhl gelegt. Seine Krawatte war auch nicht mehr um seinen Hals und ein paar Knöpfe seines Hemds waren geöffnet.
Diese Kombination sieht einfach sexy aus. Mit hoch roten Kopf wende ich meinen Blick ab und schaue auf den Boden.
Ich höre, dass er aufgestanden ist und ein paar Schritte näher kommt.
"Kann ich Ihnen irgendwie helfen?", fragt er etwas genervt. Aber da spricht wahrscheinlich sein Stolz aus ihm, denn ich vor ein paar Stunden verletzt hatte.
Auch als wir zum Gericht gefahren sind, hat keiner von uns ein Wort gesagt. Wir saßen einfach nur im Auto und haben abgewartet bis uns der Chauffeur vor dem Gerichtsgebäude gefahren hat. Die Anspannung war zum greifen, doch wir haben es versucht zu ignorieren, so wie wir uns gegenseitig ignoriert haben.
Bei diesem Unterton, bekomme ich meine Fassung wieder und antworte ihm.
"Ähm, nein!", krächze ich.
"Ich wollte mich nur verabschieden. Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen"."Was jetzt schon?!", fragt er mich etwas erstaunt.
"Ja, jetzt schon! Es ist schon acht Uhr!", entgegne ich ihm. Er schaut auf die Uhr.
"Entschuldigung, ich war so vertieft in meine Unterlagen, ich habe wohl die Zeit vergessen.". Er schaut wieder mich an und wie vorhin, sagt keiner von uns ein Wort. Wieder entsteht ein Knistern zwischen uns, das ich jedoch zu ignorieren versuche.
"Fuck!", ruft er aus. "Ich hab noch eine Verabredung!". Er geht mit schnellen eleganten Schritten um seine Schreibtisch und räumt ein paar Unterlagen zusammen, die er dann in eine Aktentasche tut.
"Könnten Sie mir bitte die Unterlagen dort drüben geben?", er zeigt auf die Papiere, die auf einem Couchtisch verteilt liegen.
Ich lege meine Handtasche auf den Stuhl und knie mich hin um die Unterlagen zusammen zu legen. Als ich versuche wieder aufzustehen, verliere ich mein Gleichgewicht und Kippe um. Mit dem Kopf knalle ich als erstes auf den Boden. "Scheiße!", schreie ich laut auf.
Ein paar Sekunden später steht auch schon Andrew neben mir und kniet sich hin und beugt sich über mich.
"Alles in Ordnung?", fragt er mich mit Besorgnis in seiner Stimme.
Ich schüttele mit dem Kopf, was eine sau dumme Idee ist, da mich ein stechender Schmerz im Kopf durchzuckt. "Ah"
"Ich rufe jetzt einen Krankenwagen!", sagt er und steht auf.
"Nein, das geht schon!".
Ich setzte mich auf und halte automatisch mit der Hand meinen Kopf fest um ihn zu stützen.
Andrew legt seine Hand auf meine Rücken um mir auf zu helfen.
Als ich meine Hand wegnehme von meinem Kopf sehe ich, dass ich leicht blute. Verdammt!
Ich atme schnell tief ein und aus, um mich nicht zu übergeben.
"Sie bluten!", stellt er fest. "Ich rufe jetzt den Krankenwagen!", sagt er mit fester Stimme.
"Ich muss ganz schnell auf die Toilette", flüstere ich. Tief ein und aus atmen! Konzentriere dich nur darauf.
"Was?", fragt er.
"Ich muss schnell auf die Toilette!", wiederholte ich. Tief ein und aus atmen!
Er fragt nicht lange und hilft mir auf. Mir wird leicht schwindlig und Andrew zieht mich in seine Arme. Wow, was für ein schöner Ort! Denke ich mir und atme seinen Geruh ein. Sein Aftershave riecht einfach himmlisch. Und auf einmal rieche ich es etwas metallisch. Ich sehe, dass ich mit meine Hand, sein Hemd verschmiert habe mit Blut und auf einmal kommt wieder die Übelkeit auf. Tief ein und aus!
"Schnell", sage ich nur noch.
Er führt mich durch den Flur und hält mich immer noch in seine Arme fest.
Als wir endlich an der Toilette angekommen sind, kann ich es kaum mehr für mich behalten und übergebe mich, als er mich vor der Toilette losgelassen hat. Andrew hält mir meine Haar nach oben, währenddessen ich kotze wie ein Dinosaurier. Als ich mich etwas beruhigt habe, bekomme ich mit wie Andrew den Notarzt ruft.
"Der Krankenwagen kommt gleich!", sagt er und hält mir weiter hin Haare aus meine Gesicht.
Gott ist mir das peinlich! Und so etwas passiert nur mir!
Einige Minuten sind vergangen und mir geht es schon ein bisschen besser. Andrew ist kurz in den Flur gegangen um zu schauen ob der Notarzt schon da ist. Als er wieder kommt, kann man eindeutig seine Wut erkennen.
"Solche Arschlöcher, können die sich vielleicht mal beeilen! Ich habe die schon vor 15 Minuten angerufen und das Krankenhaus ist gerade mal sieben Kilometer entfernt!", regt er sich auf und schaut zu mir runter. Seine Wut verzerrtes Gesicht, wird zu einem besorgten Ausdruck.
"Geht es dir gut?". "Ja", sage ich, damit er sich ein bisschen beruhigt.   Doch dann wird mir schwarz vor Augen und ich kippe zur Seite. Das letzte was ich spür sind Andrews starke Arme, die mich gerade noch auffangen können.

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