Kapitel 11

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Freitag Nachmittag. Die restliche Woche hat mich Steffi einfach ignoriert. Kein Wort mit mir gewechselt. Ansonsten hab ich mich immer bei Rica versteckt. Die anderen haben mich auch keines Blickes gewürdigt. Haben noch nicht mal geantwortet. Ich sitze gerade mit Rica im Aufenthaltsraum auf der Couch. "Seit wann seid ihr eigentlich schon zusammen?", Frage ich sie. "Ach...so seit einem Monat, seitdem wir uns das Zimmer teilen". Ich werde neugierig. "Warst du schon immer lesbisch?". "Ich neee. Ich hatte davor 'nen Freund. Taddl schon". "Und wie ist das so? Hattet ihr schon Sex?". Ich hatte bis jetzt ja nur zwei Beziehungen, also nur Erfahrung mit Jungs. Sie lacht. "Probier es doch selbst aus. Dann weißt du wie es ist. Und ja, wir haben oft genug Sex". "Okay...und neee. Ich bin nicht an Frauen interessiert. Aber ausprobieren muss man doch alles mal, oder?". "Ja natürlich". Draußen geht die Sonne unter. "Ich würde gerne ein bisschen raus, solange es noch warm ist...". Rica sieht aus dem Fenster. "Ohne mich. Ich geh Essen". Na gut, dann geh ich eben alleine.
Die Grillen zirpen. Wie schön sich das anhört. Ich entdecke eine freie Bank und setze mich hin. Auf einmal sehe ich eine Gruppe auf mich zukommen. "Eyyy du Bitch. Verschwinde von unserer Bank". Ich mache schon Anstalten wieder aufzustehen, doch dann hält mich eine fest. "Sag mal, hab ich dir erlaubt einfach so zu gehen? Wir wollen uns noch ein bisschen mit dir Vergnügen". "Ihr habt gerade gesagt ich soll verschwinden, also gehe ich jetzt auch". Auf einmal schubst mich eine andere von hinten. "Was bildest du dir ein, so mit uns zu reden?", brüllt sie mich an. Ich liege auf dem Boden. Als ich wieder aufstehen will, werde ich mit dem Fuß getreten. Und weit und breit kein Wachmann. "Heeeyy du Schlampe!", schreit irgendjemand und kommt näher. Auf den Gesichtern von den Mädchen bildet sich plötzlich ein Ausdruck von Angst. "Was genau soll das hier werden?". Auf einmal steht Steffi vor ihnen. "Lasst uns abhauen", sagt eine. "Hey, Hey, heyyy. Jetzt mal aufgepasst. Du sorgst jetzt besser dafür, dass du mir nicht mehr unter die Augen kommst", Steffi packt sie am Kragen, "Ich bin nämlich die einzige, die sie mobben darf, hast du verstanden?". Erstaunt schaue ich sie an. "J-Ja", stottert sie und haut ab. "Steh auf". Steffi blickt auf mich herab. "Danke", nuschele ich. "Du wirst es hier nicht leicht haben", lacht sie, "Ich finde es ja lustig... deswegen lass ich dich doch erstmal am Leben. Außerdem will ich hier auch mal raus". "Wie gnädig von dir. Wie lange musst du hier noch bleiben?". Wenn wir schonmal reden. "Willst du dich etwa mit mir unterhalten?!". Ich sehe zum Eingang. Vielleicht gehe ich einfach wieder... "Sechs Monate". Oh.. "Wie ich". "Jetzt hab ich bis zum Ende noch Scheiße im Zimmer...toll". Auf einmal muss ich lachen. Erstaunt sieht sie mich an. "Hat die Scheiße Hunger?". Jetzt sehe ich sie erstaunt an. "Ja, schon". "Okay, dann komm mit. Ich hab nämlich kein Bock alleine essen zu gehen".
Ein Funken Hoffnung?

Als wir in den Speisesaal kommen, glotzen uns alle an. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, holen wir uns etwas zu Essen und setzen uns an einem leeren Tisch und Essen.

"Warum bist du eigentlich hier?". Steffi und ich liegen in unseren Betten. "Ach... ein paar Vorstrafen...und die Hauptsache war eigentlich, dass ich drei Drecksjuden aus der Nachbarschaft in eine Telefonzelle gesperrt hab". "Ja und? Deswegen bist du hier?" Frage ich ungläubig. Sie grinst. "Nö. Ich hab dieses eine Teil vom Auto genommen...wie heißt das nochmal?". "Ehmm.. keine Ahnung?". "Man Scheiße. Wie heißt das? Naja, egal ich wollte es zumindest so aussehen lassen, als würde ich sie vergasen wollen". Krass... "So aussehen lassen?". "Ja ich war 15, sorry. Bin ja schon seit zweieinhalb Jahren hier". "Soo lange... Sag mal, kann ich fragen, warum bist du so scheiße?". Böse schaut sie mich an. "Ich würde meine Wortwahl ändern, wenn ich du wäre". Ich bin still. "Du meinst Warum ich rechts bin? Ich lebe in einer Familie voller Nazis. Da ist das doch wohl klar. Und wer will denn schon, dass diese ganzen Kanacken Deutschland bevölkern? Außerdem sind hier eh schon die meisten nicht mehr Deutsch...das ist dich nirgends so". "Ok", antworte ich, "Du unter hältst dich gerade eben mit einem Punk...". "Ja und?", antwortet sie, "übrigens kommen am Sonntag meine Eltern vorbei...". "Ohh. Okay.. Achso und warum bist du so gewalttätig und was hast du gegen Rica?", ich richte mich auf. "Was stellst du für behinderte Fragen? Diese Bitch ist homosexuell. Sowas gehört sich nicht. Wir Deutschen sterben eh schon aus". "Da kann sie doch auch nichts dafür. Liebe ist Liebe...". Sie macht ein Kotzgeräusch und Unterbricht mich:"Was machst du eigentlich hier?". "Ich hab fast 'nen rechtsradikalen Bullen umgebracht", antworte und grinse. Dann drehe ich mich um und versuche zu schlafen.

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