Kapitel 3

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Langsam drehe ich mich um und lasse meinen Blick über die Gruppe an Fußballern wandern. Und tatsächlich finde ich ihn. Den Vater meiner Tochter.
Ich höre, dass Emma mit mir redet, doch ich höre nicht, was sie sagt. "Sag mal hörst du mir überhaupt zu?" Verwirrt schüttle ich meinen Kopf. "Was?!" Sie seufzt. "Ich hab dich gefragt, ob wir zu den rübergehen und sie nach Autogrammen fragen können. Ich will unbedingt eins von Hector." Ich lächle gezwungen: "Du und deine Kölner. Das werde ich nie verstehen." "Lass mich! Ich sag schließlich auch nichts gegen St. Pauli!" Willenlos lasse ich mich von ihr über die Straße ziehen.
Während sie einen der Fußballer anspricht stehe ich stumm daneben und schaue auf den Boden. Plötzlich höre ich eine Stimme direkt neben mir: "Lena?" Niemand außer ihm hatte mich jemals Lena genannt. Und niemand hatte so eine Stimme. Ich würde sie überall wiedererkennen.
Vorsichtig sehe ich auf und schaue in die braunen Augen meiner ersten großen Liebe.
"Leo", flüstere ich leise.  "Oh Gott, du bist es wirklich", er strahlt mich an und umarmt mich. Ich lasse es zu, doch ich erwidere die Umarmung nicht.
Kaum das er mich loslässt entferne ich mich rückwärts von ihm und stoße dabei an mehrere Menschen. Ohne mich zu entschuldigen laufe ich weiter.
"Emma! Wir gehen!" Ich nehme die Hand meiner verdutzten Freundin und stürme von der Gruppe weg. Erst hinter der nächsten Ecke halte ich an. Keuchend bleibt sie neben mir stehen.

"Was war das denn?" Ich spüre wie mir Tränen in die Augen steigen. "Tut mir leid, ich weiß wie glücklich du bist, sie endlich mal getroffen zu haben, aber ich konnte das einfach nicht" Sofort nimmt sie mich in Arm. "Sch, alles gut. Und wenn du reden willst, ich höre dir zu." Ich brauche einige Sekunden bis ich mich soweit gefasst habe, dass ich reden konnte. "Leo. Er ist der Vater von Ronja." Jetzt ist es raus und ich fange noch stärker an zu weinen. "Redest du von Leonardo Bittencourt? Ist er der Arsch, welcher dich einfach schwanger sitzengelassen hat?" "Er wusste nichts von der Schwangerschaft", flüstere ich leise, doch sie hat es gehört. Sie drückt mich noch enger an sich und flüstert mir beruhigende Sachen ins ohr. "Ich möchte zu meinem Kind", schluchze ich.
"Natürlich" Sie führt mich zur nächsten Bushaltestelle um zu meinen Eltern zu fahren.

Und wie hoch ist die Möglichkeit, dass ein Mensch 'nen anderen liebt?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt