Ja, was war mit ihr los. Am Besten sollten sie dafür die Ärzte fragen. Oder ihre Mutter. Jemand anderen, die wissen es doch sowieso alle besser. Aleyna atmet tief durch, spürt erneut den Duft ihres Parfüms in ihrer Nase, in ihren Haaren, überall. Der Geruch scheint sie zu umgeben wie ein feiner Schleier obwohl sie nicht mehr hinter ihr steht.
"Ich hatte eine schwierige Zeit.."
Beginnt sie und kurz überlegt sie, es einfach dabei zu belassen. Doch sie weiß genau, wenn sie jetzt nicht die ganze Wahrheit preisgibt, wird es Gerüchte geben. Gerüchte, die vermutlich noch schlimmer, verletzender und bescheuerter sind als das, was wirklich passiert ist.
"Ich habe mich mit mir selbst nicht wohl gefühlt und als ich versucht habe das zu ändern, habe ich es schlicht übertrieben."
Redet sie weiter und es ist plötzlich als würde eine Last von ihr abfallen. Sie redet, erklärt, erzählt. Alles. Und die fünf Minuten, die eigentlich Pause wären sind längst überschritten als sie endlich endet. Kurz ist es komplett still und dann nimmt Dario, der immer noch neben ihr sitzt und die ganze Zeit stumm war sie in den Arm. Erst jetzt bemerkt sie, dass ihr während des Erzählens Tränen die Wangen herunter gelaufen sind. Der gesamte Kurs kommt auf einmal auf sie zu, drückt sie fest, schließt sie in ihre Arme. Selbst Lily steht auf und umarmt sie kurz. Ob das wieder ein Traum ist weiß Aleyna nicht. Aber es fühlt sich real genug an, um keiner zu sein. Sie riecht erneut das wundervolle Parfüm, klarer als jemals zuvor und eine leise, flüsternde Stimme in ihrem Ohr:
"Schön, dass du wieder da bist."
Aleyna zieht den Duft der schönen Frau tief in ihre Nase, er erfüllt sie mit Glück und Ruhe. Viel zu schnell ist der Moment vergangen und die warmen Arme lösen sich wieder von ihr.
"Ich danke euch, das alles ist extrem unangenehm und ich..."
Sie kann nicht weiterreden, ein Klos hat sich in ihrem Hals gebildet. Ein Klos von Rührung und Angst zugleich. Auch wenn es mit Marianna nicht so geklappt hat, wie sie es sich erträumt hatte. Das hier ist schöner als jeder Traum es sein könnte. Die blauen Augen, die Aleyna anstrahlen und die vielen, teils besorgten aber auch liebevollen Blicke ihrer Mitschüler, sie lassen die Siebzehnjährige lächeln. Beinahe tut es weh, zu lange hat sie nicht mehr wirklich echt gelächelt.
"Ich schaffe das schon."
Sagt sie schließlich mit noch von den ihr nicht einmal bewusst gewesenen Tränen. Aleyna sieht, wie Lily auf ihr schmales Handgelenk sieht und den Kopf schüttelt. Dann versucht sie, ihre Sachen zu richten, sie weiß nicht genau, was sie tun soll mit der angebrochenen Situation. Eigentlich will sie kein Mitleid sie will nur auch nicht weiter lügen. Sie will nie wieder sagen: "Es geht mir gut," obwohl das nicht stimmt. Denn es geht ihr nicht gut und das wird noch lange so sein. Und trotzdem... Hat diese ganze Sache ihr nicht das gebracht, was sie haben wollte? Was sie wollte war Lilys Aufmerksamkeit und jetzt ist die hübsche Blondine schon so weit, dass sie ihrer Schülerin sagen kann, wie sehr sie sich freut sie wieder zu sehen. Und ihre Wärme, die aus der Umarmung, sie scheint nicht mehr von Aleynas Schultern zu weichen. Sie ist wie ein Teil von ihr geworden, wird es für immer bleiben.
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People fall in love in mysterious ways...
Romance"Du weißt aber, dass sie 10 Jahre älter ist oder?" "Ich weiß auch, dass ich trotzdem so verliebt bin wie noch nie."