Was die Schwärze mit dir macht.

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Wenn ich in mein Tagebuch schreiben könnte wären die Einträge so viel entspannter als früher. Die Schwärze ist heller geworden. Manchmal wird sie hellblau wie ihre Augen aber es geht schnell wieder weg. Ich weiß nicht wo sie hergekommen ist und ich weiß nicht wann sie wieder geht. Ich weiß nicht einmal, was von beiden mir lieber wäre.

Als sie ihre Augen öffnet ist da ein gleißend helles Licht. Es ist beinahe als wäre sie gar nicht wirklich aufgewacht und wahrscheinlich hätte Aleyna es auch nicht einmal als ein Aufwachen wahrgenommen wenn nicht plötzlich ein Aufruhr um sie herum passiert wäre, der ihr so noch niemals passiert ist. Nicht einmal damals als sie noch im Geräteturnen war und zu Wettkämpfen gegangen ist. Die17 jährige blinzelt ein paar Mal benommen bevor sie den Kopf dreht und endlich wahrnehmen kann wer da um sie herum wuselt. Sie will den Arm heben und ihn an die schmerzenden Schläfen zu legen doch daran ist etwas wie ein Kabel angeschlossen. Stattdessen legt sich eine andere, blassere Hand an ihre Wange und als Aleyna mit den Augen dem Arm entlang zu einem Gesicht folgt bemerkt sie, dass es ihre Mutter ist. Angespannt nimmt Aleyna mit der anderen Hand, an der keine Infusion befestigt ist die Hand von ihrer Wange.

„Wo bin ich bitte?"

Fragt sie und ihre Stimme klingt nicht so, wie sie es gewöhnt ist. Sie ist flach und irgendwie rau als hätte Aleyna zu viel geraucht.Und trotzdem schwingt der gewohnte Trotz darin mit der immer darin ist wenn sie mit ihrer Mutter redet.

„Im Krankenhaus mein Schatz."

„Nenn mich nicht so, das tust du sonst doch auch nie."

Antwortet Aleyna und dabei klingt sie zu ihrer Enttäuschung nur halb so stark wie sie geplant hatte.

„Und warum genau bin ich hier?"

Darauf sagt ihre Mutter gar nichts sondern blickt nur zur Tür die in diesem Moment auch aufgeht. Ein Mann in weißem Kittel kommt herein,vermutlich ein Arzt, was hat sie in einem Krankenhaus auch anderes erwartet? Sie sieht an ihrer Mutter vorbei den Arzt an und er stellt sich vor ihr Bett, sodass sie den Kopf wieder drehen muss um ihn weiter anzusehen.

„Warum bin ich hier?"

Wiederholt sie ihre Frage, dieses Mal an den Mann im Kittel gewandt.Trotzdem antwortet die Frau neben ihrem Bett.

„Schatz du..."

Aleyna unterbricht sie.

„Du konntest gerade eben nicht reden, dann lass es auch jetzt bleiben. Geh bitte einfach ich will dich hier nicht haben."

Sie klingt ruhig und ihre Mutter versucht nach ihrer Hand zu greifen doch Aleyna zieht sie zurück.

„Ich habe gesagt du sollst bitte gehen."

Auch wenn sie schon mit vielen von ihren Freunden darüber geredet hat wie zerrüttet das Verhältnis zwischen ihr und ihrer Mutter ist, so direkt hat sie sie noch nie zurückgestoßen. Aber sie kann imMoment nicht mit der geheuchelten Fürsorge ihrer Mutter umgehen.Ihre Mutter erhebt sich, Aleyna sieht die Tränen in ihren Augen aber es lässt sie kalt. Sie war nie für ihre Tochter da, hat sie immer nur runter gemacht und niemals ermutigt in irgendwas also warum jetzt so tun als wäre sie ihr wichtig. Das Krankenhaus macht ihre Mathe Noten auch nicht besser. Die Tür fällt hinter der Frau ins Schloss und Aleyna sieht wieder den Arzt an der ein wenig berührt zu sein scheint. Ein drittes Mal fragt die 17 jährige:

„Warum bin ich hier?"

Nach und nach kommen Freunde vorbei. Stufenkameraden die Blumen bringen und Unmengen an Schokolade. Es ist wie ein Hohn für Aleyna. Sie lässt alle wegwerfen.

„Starkes Untergewicht, Essstörung, zu viel Sport..."


 Sie haben es diagnostiziert, Aleyna hat zugehört. Sie haben gesagt, dass sie lernen muss wieder normal zu essen. „1.64, 36 Kilo" zu wenig. Aleyna selbst konnte ihnen beinahe nicht glauben. Nach den Gründen haben sie nicht gefragt und Aleyna hätte auch nichts sagen können. Sie hat sich immer als zu dick wahrgenommen. Sie wäre doch niemals darauf gekommen, dass sie Magersüchtig sei. Ja Marianna hatte so etwas gesagt wegen ihres Armes aber so sehr hat sie darüber nicht nachgedacht. Sie hat es genossen zu sehen wie die Kilos langsam weniger wurden und irgendwann nicht einmal mehr auf die Tatsächliche Zahl geachtet die auf der Waage stand sondern nur noch die Differenz gesehen. Dass 36 Kilo für ein Mädchen in ihrem Alter zu wenig sind ist ihr eigentlich auch klar aber so eng hat sie es nicht gesehen. Nie. Und jetzt wird sie sich sicher nicht alles wieder kaputt machen und Schokolade in sich hinein stopfen. Hanna hat ihr erzählt wie Lily reagiert hat. Das Angst in ihren Augen gewesen ist doch so ganz will Aleyna es nicht glauben. Sie will nicht in der Klinik bleiben aber sie will auch nicht wieder so leben wie früher. Sie hat mit so vielen Leuten geredet die sich selbst als Experten bezeichnen und scheinbar würde es reichen gesünder zu essen. Einen Ernährungsplan haben sie Aleyna gegeben und er scheint ihr einigermaßen in Ordnung. Sie hat gesagt, dass sie versuchen wird sich daran zu halten denn sie will zurück in die Schule. Aber zuerst steht wohl ein Gespräch mit ihrer Mutter an...  

People fall in love in mysterious ways...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt