Kapitel 1

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"Emma, warte doch auf mich.", ruft Nici mir hinterher. "Sorry, ich hab dich gar nicht gesehen.", antworte ich ihr und umarme sie zur Begrüßung. "Du bist ja schon wieder voll im Schulmodus. Nix hören. Nix sehen." Wir fangen beide an zu lachen. "Ich habe so keinen Bock. Ernsthaft. Allein der Gedanke an unsere Lehrer fuckt mich ab." "Ach Emma. Denk dran. Sind nur noch 2 Jahre und wir sind ja auch da.", versucht Nici mich aufzumuntern. "Gott sei dank. Ohne euch wüsste ich nicht wie ich das aushalten soll." Wir fangen wieder beide an zu lachen und unterhalten uns noch ein bisschen über unseren gemeinsamen Urlaub bis wir an unserer Schule ankommen. Dort erwartet uns schon der Rest der Clique. Sam und Rick scheinen sich wieder über Wrestling zu unterhalten, denn Lena kommt genervt auf uns zugestürmt. "Na, vorbei mit der rosaroten Pärchenzeit?", necke ich sie. "Scheint so. Der Schulalltag hat ihn aufgesaugt ohne dass der Unterricht begonnen hat.", gibt sie genervt zu.
"Das wird schon. Lasst uns reingehen, bevor alle Plätze weg sind und wir nicht zusammen sitzen können.", rät Nici. Gemeinsam gehen wir rein.
Die hinterste Reihe ist zum Glück noch frei und wir setzen uns dort hin. Nici und ich sitzen wie immer nebeneinander. Wir sind schon seit dem Kindergarten beste Freunde und unzertrennlich. Uns gibt es eigentlich nur im Doppelpack. Neben mir sitzt Sam und daneben Rick. Lena hat sich neben Nici gesetzt was uns sehr verwundert. "Warum setzt du dich nicht neben Rick?", fragt Nici deshalb. "Weil wir besprochen haben, dass wir in der Schule nicht nebeneinander sitzen, damit wir uns nicht dauernd belagern.", erklärt Lena uns. "Das klingt vernünftig.", pflichte ich ihr bei. Das erste Klingeln ertönt und jetzt füllt sich auch der Rest des Raumes. Mit dem 2. Klingeln betritt ein junger Mann den Raum und schließt die Tür.
Meine Augen fixieren ihn sofort. Er ist so verdammt heiß. "Hat der sich im Raum verirrt?", werde ich von Sam aus den Gedanken gerissen. "Häh wieso?", schaue ich ihn fragend an. "Der ist doch 100 pro im neuen Abijahrgang und nicht bei uns in der 11?" Doch seine Frage wird sogleich von dem attraktiven Mann beantwortet. "Hallo. Mein Name ist Ben Schmidt und ich bin neuer Lehrer für Mathematik und Englisch. Euch unterrichte ich in Mathematik" Im ganzen Raum spürt man die Überraschung. "Wie alt sind Sie denn?", wird die Frage die wir uns wahrscheinlich alle stellen in den Raum geschmissen. " Lachend antwortet er:" Ich bin 23. Sonst noch welche Fragen, bevor wir mit der ersten Stunde beginnen?"
"Also sind Sie noch Referendar?", will jemand anders wissen. "Nein. Ich habe mein Referendariat letztes Jahr beendet. Ich bin also fertiger Lehrer.", beantwortet er die Frage lächelnd.
"Wie geht denn das?", will Sam nun wissen. "Naja. Ich habe mit 16 Abi gemacht und dann direkt mit dem Studium begonnen." "Mit 16?", fragt Sam erstaunt. "Ja mit 16. Ich bin früher eingeschult worden und habe dann noch 2 Klassen übersprungen. Die 2. und die 6.", erklärt Herr Schmidt. "Sind Sie Single?", will Isabella, unsere Jahrgangsschlampe, wissen. Wer auch sonst würde diese Frage stellen. Während sie das fragt klimpert sie mit den Augen und drückt ihre Brüste zusammen. "Also eigentlich geht euch das ja gar nichts an, aber ja. Ich bin Single." Ich muss automatisch lächeln und Nici stößt mich in die Seite: "Schockverliebt oder was?" Ich höre auf zu lächeln und schüttel den Kopf. "Wie kommst du darauf?" "Ach.Nur so.", sagt sie und grinst. "So, jetzt aber genug der Fragerei. Wir beginnen mit dem Unterricht. Wer kann mir denn sagen wo ihr letztes Schuljahr stehen geblieben seid?", unterbricht er uns. Unser Streber beantwortet ihm die Frage und Herr Schmidt beschließt uns ein wenig zu dem Thema zu befragen. Irgendwann höre ich meinen Namen. " Emma? Jetzt bist du an der Reihe." "W.w.wer ich?", gebe ich von mir. "Ja.Du. Alphabetische Reihenfolge. Komm nach vorn und löse folgende Aufgabe: 2x+5y=7y-3x."
Langsam stehe ich auf und gehe nach vorne. Jeder weiß wie schlecht ich in Mathe bin. Wofür braucht man das denn auch? An der Tafel angekommen starre ich auf die Gleichung. Ich setze zum Schreiben an, breche dann aber wieder ab. "Ich hab keine Ahnung.", flüstere ich leise. "Wie bitte?", fragt Herr Schmidt nach. "Ich weiß nicht wie das geht.", sage ich nun lauter. "Aber Emma. Das ist doch ganz leicht. Du musst nur..." Die Erklärung höre ich nicht denn vor meinen Augen bildet sich ein Schleier aus Tränen. Als mir die erste Träne über die Wange kullert laufe ich aus dem Klassenimmer raus auf den Flur. Dort setze ich mich auf die Treppe und fange an zu Weinen.

Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende, oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt