Dunkelheit

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Sicht von Lya:

Meine Tränen waren nun seit einiger Zeit schon versiegt, doch ich fühlte mich nicht im Stande, mich zu bewegen. So blieb ich einfach am Boden und schaute in den Himmel, denn ich hatte Angst vor der Tiefe. Der Himmel war wolkenlos und grau und es schien so, als ob es gleich anfangen würde zu regnen. Ich seufzte laut aus und in meiner Brust breitete sich ein undefinierbarer Schmerz aus. Ich massierte mir über die Stelle, damit ich mich von der Dunkelheit, die um mich herum war, ablenken konnte und um den Schmerz zu lindern. Gedankenverloren starrte ich an einen weit entfernten Punkt. Was mache ich überhaupt hier? Wo bin ich eigentlich? Wann bin ich hier her gelangt? Mein Gehirn war mit Zuckerwatte gestopft und ich konnte keinen Gedanken fassen, es schien so, als würde ich in Trance fallen. In eine Trance, die mich an den Untergrund presste und die meine Gliedmaßen mit Beton ummantelte. Mit halb geschlossenen Augen, lag ich regungslos auf den transparenten Untergrund. In einem Film würde die Kamera nun wahrscheinlich in die Weitwinkelaufnahme wechseln und mich als kleines Etwas filmen, wie ich dort rumlag. Spannende Musik, die sich steigern würde, würde bei der Szene mit unterlegt sein und die Finsternis um mich herum würde in den Vordergrund rücken. Dann würde ich durch die transparente Oberfläche gesogen werden und in die tiefen Schatten fallen. Stattdessen hatte ich nur meine verschwommene Sicht vor Augen und bemerkte nur leicht, wie ich in die Schlucht gezogen wurde. Wie als ob die Oberfläche aus Gellee bestehen würde, sackte ich langsam immer tiefer. Die Trance übermannte mich schließlich und ich fiel.

Meine Augenlider öffneten sich nur langsam, denn ich fühlte mich eigentlich zu entkräftet dafür. Meine Arme und Beine lagen schwer auf dem Boden, so dass ich mich nicht zu bewegen vermochte. Meine Sicht war verschwommen und keine Geräusche drangen an mein Ohr. Meine Sinne waren beschränkt und ich fast nicht bei Bewusstsein. Trotzdem konnte ich etwas Dunkles vernehmen. Es war wie ein ziehen im Hinterkopf, dass mich nicht schlafen lassen wollte. Ich runzelte die Stirn, was war das? Mein Gehirn wurde mit dieser Frage langsam, aber sicher, wieder angekurbelt und meine Sicht verschärfte sich. Allerdings sah ich nicht sehr viel mehr als davor, nur Dunkelheit umgab mich. Ein Schauer ließ mich erzittern. Diese Dunkelheit war sehr beunruhigend. Ohne auf meine schmerzenden Körperteile zu achten, setzte ich mich auf, allerdings konnte ich ein schmerzhaftes Zischen nicht unterdrücken. Der Boden unter mir fühlte sich komisch an, er war eiskalt, aber statt zugefroren zu sein, gab er irgendwie ein bisschen nach. Abermals schauderte es mir. Ich drehte mein Kopf in alle Richtungen, sah aber gar nichts. Schwärze einfach nur Schwärze umgab mich. Meine Augen hätten sich eigentlich schon an das knappe Licht gewöhnen müssen, doch es gab kein Licht. War ich Blind geworden?, fragte ich mich selbst voller Angst. Aber das konnte nicht sein! Mühevoll erhob ich mich und ging ein paar Schritte. Es fühlte sich an, als würde man auf einem zu straff gespannten Trampolin gehen. Wo war ich denn überhaupt? Langsam begann ich daran zu zweifeln, dass dies Realität sei. Ich versuchte mir zwanghaft einzureden, dass das ein Albtraum war und ich gleich in meinem weichen Bett aufwachen würde, doch sosehr ich mir diesen Gedanken auch einredete, ich wachte nicht auf. War ich vielleicht...Tot? Könnte dies sein? Aber wann sollte das passiert sein? Ich hätte es doch bemerkt, oder?
Ich wusste es nicht, denn ich war noch nie gestorben.

Ein verhängnisvoller FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt