Die Schlucht unter Wasser

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Ich stupste Mila an, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass wir nicht mehr in dem Schwimmerbereich waren, doch so sehr ich sie auch anstupste, sie reagierte einfach nicht. Ich war verwirrt. Was hat sie denn? Ich wollte sie ansprechen und sie fragen, ob es ein Problem gab, doch als ich den Mund öffnete, kamen keine Wörter raus. Ich bewegte ihn und stieß Luft aus, jedoch ertönte kein einzieges Geräusch. Was war hier los? Ich sah mich genauer um, damit ich meine Situation erfassen konnte.

Der Himmel war mit dunklen, grauen Wolken verhangen und das Wasser glänzte in tiefen Schwarz. Mir war kalt, doch es wehte kein Wind. Es hatte sowieso den anschein, als ob alles still liegen würde.
Die Bäume bewegten sich kein bisschen und als ich hinter mich guckte, konnte ich die anderen Badegäste sehen, die sich auch kein Stück rührten. Es war unheimlich. Die meisten Badegäste waren im Wasser und bewegten sich nicht, doch gingen trotzdem nicht unter. Die ganze Umgebung war wie erstarrt, nur ich konnte mich noch rühren. Ich war so verwirrt, dass ich noch nicht einmal in Panik verfiel. Mein Blick senkte sich auf das dunkle Wasser herab. Ich konnte den Grund nicht sehen, was bei tiefen Seen völlig normal war, doch das Wasser war irgendwie anders. Das Seewasser war bis eben noch grünlich gewesen und verdunkelte sich, wenn man von weiter weg guckte. Doch dieses Wasser verdunkelte sich nicht, es hatte eine einhaltliche Farbe: kohlrabenschwarz.

Was soll ich den jetzt tun? Ich wollte meine Beine aus dem Wasser ziehen, musste aber feststellen, dass das gar nicht so einfach war. Das Wasser hatte eine Konsestenz wie Teer. Das überraschte mich. Noch verwirrter als davor, zog ich schließlich meine Beine aus dem Wasser(?). Komischerweise waren meine Beine nicht mit diesem Wasser(?) überzogen, sie waren noch nicht einmal nass. Ich stellte mich auf die Matratze, die steinhart war. Ich konnte nun auch den Teil des Sees vor mir sehen. Und das raubte mir den Atem. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich wich etwas zurück. Ich schrie kurz auf, als ich eine plötzliche Kälte unter mir spürte. Ich guckte hinunter, ich stand auf dem schwarzen Wasser...ich stand auf dem Wasser! Das "Wasser" hatte sich verfestigt...Ich bin so verwirrt! Doch ich konnte nicht lange über dieses übernatürliches Ereignis nachdenken, denn schon konzentrierte ich mich wieder auf das was vor mir lag.

Eine riesige Schlucht!

Sie war so dunkel. Es schien als ob die Schlucht die Dunkelheit selbst wäre. Ich schauderte automatisch und wollte abstand zwischen diese Schlucht und mir bringen, doch sie schien mich förmlich anzuziehen. Auf einmal kam ein starker Wind auf und drückte mir in den Rücken, es fühlte sich schon fast so an, als würde jemand versuchen mich hinunter zu schubsen. Noch bevor ich weiter denken konnte, wurde ich bereits über den Abgrund geschoben. Völlig geschockt schloss ich die Augen und verkrampfte mich. Doch anstatt hinunter in die Tiefen zu fallen, spürte ich den Untergrund unter meinen Füßen. Langsam öffnete ich meine Augen und fand mich über dem Abgrund wieder. Völlig geschockt starrte ich in die entlosen Tiefen. So in die Leere zu blicken, ließ einen den Atem stocken. Auf einmal, ohne dass ich es wollte, liefen mir Tränen übers Gesicht und meine Beine klappten einfach unter mir ein. Ich war gerade dem Tod etronnen, oder?! Trotzdem traute ich mich nicht auch nur ein Körperteil zu bewegen. Ich spürte es so real, wie die Tränen auf meinem Gesicht, noch, war ich nicht sicher!

Mit einem breiten Grinsen guckte ich hinauf zu ihr. Das arme, kleine Ding ist es schon am Ende? Es war eigentlich nur eine rhetorische Frage, denn ich wusste, sie war MEHR. Ich lachte mein typisches, tiefes Lachen und beobachtete sie weiter. Sie war schön, auch wenn sie weinte. In jeder Lebensform war sie schön und dies war mir noch nie unter die Augen getreten. Meistens waren schöne Mädchen so dumm, dass sie sich manchmal sogar selbst töteten. Ich musste kurz vergnügt auflachen, als ich an das letzte Mädchen dachte, auch sie war schön gewesen, zwar nicht so schön wie sie, aber angemessen, doch hatte sie so wenig im Hirn gehabt, dass sie in dem Wasser ersoffen war. Ich verdrehte kurz die Augen und widmete mich wieder ihr zu. Sie hatte nun aufgehört zu weinen und schien zu überlegen. Hach, wie gerne würde ich jetzt in ihre Gedanken eindringen und sie belauschen und sie beeinflussen, dachte er vergnügt, aber ich würde sie damit noch weiter entfernen, als sie schon ist und das darf unter keinen Umständen passieren. So blieb mir also nichts anderes übrig, als sie zu beobachten, doch dies war schon ein Spaß. Es regte mein Gemüt an und machte mich nur noch aufgeregter. "Bald ist es soweit.", meinte ich laut und drehte mich um. "Bald, werdet ihr jemanden neues begrüßen können."

Ein verhängnisvoller FallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt