3. Der Tag ist gekommen

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Heute vor genau 3 Monaten habe ich meiner Familie gestanden, dass ich in den USA auszuwandern werde. Es gab keinerlei probleme,beim beantragen meines Einwanderungsvisums. Ich habe gemerkt,wie sehr sich Mama für mich gefreut hat,als ich ihr von meinen Träumen und Plänen erzählt hab. Jedoch ist mir auch nicht entgangen,dass Sie in den letzten wochen immer mehr distanz zwischen uns gehalten hat. Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie muss für sich selbst damit zurecht kommen,ihr zweites Kind ziehen zulassen. Erwachsen werden zulassen. Hoffentlich lässt Sie das auch bei Hannes zu,sollte er einmal bereit sein, auf eigenen Beinen zu stehen. Ich seufze. Ich werde sie wirklich alle vermissen. Lara mit ihren Sommersprossen und den drang die erwachsenste von uns drei zusein. Hannes mit seiner unbeschwertheit und Mama,von der ich mein aussehen,aber nicht den hang des theatralischen habe. Ja, Mama ist nun der einzige rote Kopf unsere Familie. Lara und Hannes haben die braunen Haare von Paps geerbt. Früher war ich immer neidisch auf die beiden,weil ich mich immer anders gefühlt habe. Egal ob im Kindergarten, in der Grundschule oder auf dem Gymnasium bis zur 7. Klasse. Denn ab da habe ich (und das ist wirklich wahr) zum ersten mal einen anderen Natur roten gesehen. Er hieß Tom Peters. Diesen Namen werde ich nie vergessen. Er ist von einer Realschule in meiner Parallelklasse gewechselt. Das witzige ist,dass ich ihn nie angesprochen habe. Ich hatte aus irgendeinen Grund immer angst davor. Aber beobachtet habe ich ihn immer. Er schrieb immer gute Noten und hatte einer der besten Abschlusszeugnisse,die das Gymnasium jemals vorzeigen konnte.

Oh es ist schon kurz nach 4 Uhr. Ich darf meinen Flieger nicht verpassen. Ich greife mir meine Koffer und gehe nach draußen,wo bereits Mama,Lara und Hannes auf mich warten. Natürlich haben sie es sich nicht nehmen lassen, mich zum Flughafen zufahren. Aber wenn ich ehrlich bin,ist mir das auch lieber. Im Auto herrscht schweigen. Nicht einmal Hannes macht eine unnötige bemerkung. Das werde ich ebenfalls vermissen...seine doofen Sprüche. Das schweigen erinnert mich an den Abend,an dem ich erzählt habe, dass ich in die USA ziehe. Erst als ich gesprochen habe, kamen deren Gefühle zur geltung. Sollte ich die initiative ergreifen,und ein Gespräch beginnen?. Aber vielleicht liegt es auch daran,dass alle müde sind. Immerhin ist es ja noch früh am Morgen. Allerdings,könnte dies das vorerst letzte Gespräch sein,welches ich mit meiner Familie von Angesicht zu Angesicht führen würde. Nein,dieses vorerst letzte mal lasse ich mir nicht entgehen. Aber was soll ich sagen?. Ohne jegliche überlegung spreche ich das vielleicht bescheuertse Thema an,was mir hätte einfallen können : ,,Das Wetter scheint heute aber nicht gut zuwerden". Lara sieht mich an ,, Liegt wohlmöglich daran,dass es nebelig ist,und wir daher die Sonnenstrahlen nicht sehen können. Immerhin ist es Sommer". ,,Ja,dass stimmt auch wieder" antworte ich schwach,denn vor uns sehe ich die ersten Flugzeuge im Sinkflug.  Gleich werde ich auch in dort oben sein,und das ganze 8 Stunden lang.

Ich habe meine Koffer weggebracht,währendessen hat mir Hannes ein Baguette mit Schinken und Käse gekauft.

Wir sitzen alle auf einer Bank. Mama hat die ganze Zeit kein Wort mit mir gesprochen. Sie wirkt in sich gekehrt,so als würde sie über etwas nach denken. Nun wird es Zeit für den Zoll,und für den Abschied. Vor dem Zoll stehen wir uns gegenüber. Hannes ist der erste,der mich fest Umarmt und mir ins Ohr flüstert: ,,Pass auf dich auf Zwillingssis,ich werde dich vermissen". Als er sich aus unserer Umarmung löst,sehe ich tränen in seinen Augen. So etwas liebes,hat er mir vorher noch nie gesagt. Nun kommen auch mir tränen . Lara umarmt mich als nächstes. Sie schaut mir in die Augen und sagt : ,, Ich wünsche dir alles Glück dieser Welt. Solltest du mal kummer haben kannst du zu einem meiner Freunde gehen,der schon länger in New York lebt. Ich habe ihn in Köln kennen gelernt. Er ist ein guter Mann,der dich beschützen kann. Aber bitte pass auch selbst auf dich auf ok?". ,,Wow,ich wusste garnicht das du dort einen Freund hast. Aber na klar, passe ich auf mich auf". Ich zwinker ihr zu. Lara hat mich nämlich kurzer Hand mit zur Selbstverteidigung mitgenommen. Mit der begründung,dass man ja nie wissen kann. Und die Sache mit ihren Freund hätte ich mir auch denken können. So viele Kontakte,die Sie durch ihre Arbeit oder auch in Köln knüpft,ist es kein Wunder,dass Sie auch jemanden in New York kennt. Mama schaut mich weiterhin starr an. Ich weiß im moment nicht,wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Hannes legt eine Hand auf ihre Schulter ,, Komm schon Mum,wenn du es jetzt nicht tust wirst du es bereuen". Ich meine,ein angedeutetes Nicken gesehen zuhaben. Aber Sie kommt immernoch keinen Schritt auf mich zu. Stattdessen macht Sie das,wovor ich am meisten gehofft habe,dass mir dies ersparrt bleibt. Sie neigt ihren Kopf,sodass Sie mich,mit ausgestreckten Kinn ansehen kann und beginnt zu sprechen : ,, Wieso tust du mir das an, Viola?. Dachtest du wirklich,dass ich deine Entscheidung UNS zuverlassen so einfach verkraften kann?. Erst habe ich deine Vater verloren und jetzt muss ich Dich, mein Kind ebenfalls gehen lassen?. Der begriff "enttäuschung" spiegelt nicht annähernd das wieder,wie das,was ich momentan fühle".  Bevor Sie weiter reden kann ziehen Sie Hannes und Lara weg. Nach draußen. Nach Hause. Beide blicken ein letztes mal zu mir. Strömend laufen mir die Tränen an meinen Wangen runter. Ich darf ihr das nicht böse nehmen. Solche situationen hatten wir sehr häufig nach Paps tod. Allein schon wenn wir uns mit Freunden treffen wollten,mussten wir uns anhören,dass wir hinterhältige Blagen sind,die ihre Mutter nicht vernünftig Ehren. Unser Psychologe meinte, dass das unkontrollierte Wutanfälle sind,bei denen unsere Mutter alles versucht,damit wir uns schlecht fühlen. So trauert Sie. Indem Sie versucht,ihren Schmerz an andere weiter zugeben. Sobald Sie sich aber beruhigt hat tut es ihr immer leid. Ja,es stimmt wirklich. Auch wenn es mir weh tat,tat es ihr im nachhinein mehr weh als mir. Deshalb wische ich mir jetzt meine Tränen weg und höre auf zu weinen. Man muss Sie verstehen können,und wenn ich das als Tochter nicht könnte,was wäre ich dann für eine Tochter?.

In einer halben Stunde geht mein Flieger. Ich sitze hier,so wie andere Passagiere auf einer Bank und warte auf meinen Aufruf.

,, Die Passagiere des Fluges 173 richtung New York City haben nun genehmigung für den Check in "

Da war Sie, die Durchsage die mich nun in einer anderen Welt bringen wird. Ich trinke den letzten Schluck meines Kaffes und gehe in Richtung Check in.

Gleich hebt der Flieger ab. Das ist der Moment,den ich beim Fliegen am meisten mag. Wenn du merkst,wie dieser schwere Vogel in Richtung Himmel gedrückt wird. Wir rollen immer schneller. Gleich heben wir ab,gleich heben wir ab!.

Whole new world-das verlangen meines HerzensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt