Kapitel 1

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Zehn Minuten blieben ihr noch. Zehn Minuten, in denen sie sich noch umziehen und frisch machen musste.

Die Fahrt nach Manhatten dauerte dreißig Minuten und in vierzig fing die Vorstellung an. Sie wühlte sich durch den voll gestopften Kleiderschrank, den sie schon letzten Winter hatte ausmisten wollen, und entschied sich schnell für eine weiße Bluse und ihre schwarze Jeans.

Mit dem einen Schuh in der Hand fischte sie aus einem großen Haufen auf dem Boden hektisch einen Schuh nach dem anderen heraus, bis sie ihn endlich gefunden hatte.

Sie hastete ins Bad, schlüpfte unterwegs in die Schuhe. Mit einer Hand bürstete sie sich ihre blonde Mähne und mit der anderen putzte sie ihre Zähne.

Sie hätte entspannt und sorglos sein sollen, aufgeregt und voll Vorfreude, sie hätte den Kopf frei haben sollen von allen Ablenkungen, wenn er die Frage aller Fragen endlich stellte. Sie spuckte die Zahnpasta aus und rannte zur Tür.

Vor ihrem Auge tauchte das Bild ihres genervten Freundes auf, wenn sie sich mal wieder verspäten würde.

Das Phantom der Oper lief nur noch wenige Tage am Broadway, die Karten waren restlos ausverkauft.

Sie lief durch den Innenhof zu ihrem Wagen, dabei spürte sie den Blick ihres sonderlichen Nachbarn aus dem ersten Stock. Wie jeden Tag stand er auf dem Balkon und beobachtete die Menschen, die ein und aus gingen.

Sie schloss den Gurt und fuhr los.

Ihr Mercedes schlängelte sich durch die Straßen Manhattans. Sie biss sich nervös auf die Unterlippe. Zwei Monate. Zwei Monate hatte sie ihren Freund nun nicht mehr gesehen. Durch seinen Job konnte er nur selten bei ihr sein. Langsam lebten sie sich auseinander. Sie wusste kaum noch, wer er wirklich war.

Sie parkte ihre schwarze Limousine in dem Parkhaus unter dem Theater und lief in Richtung Ausgang. Die Karten waren vor Ort für sie hinterlegt, von ihrem Freund keine Spur.

Sie war nicht einmal sonderlich überrascht, als ein freundlicher Platzanweiser ihr zehn Minuten nach dem letzten Klingeln die Nachricht überbrachte, dass ihre Begleitung in einem dringenden Meeting festsitzt und sich verspätet. Ihr war sofort nach gehen zumute, aber sie tat es nicht.

Seven Little Numbers (Criminal Minds / Spencer Reid Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt