Kapitel 9

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Dominiques Sichtweise

Es war, als würde die Zeit um mich herum stehen bleiben. Alles drehte sich um mich. Ich konnte keinen Punkt fixieren, sah nur noch doppelt und dreifach.

Plötzlich packte mich eine Hand an meinem rechten Oberarm, doch ich schlug sie einfach von mir. Ich wollte jetzt niemanden um mich haben. Spencers Worte hallten in meinen Ohren. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Das geht nicht. Ist unmöglich. Wie sollte mich dieser Mann wieder finden können?

Ich stand schnell auf und rannte wieder los. In Richtung Licht. Da vorne muss die Straße sein.

Hinter mir konnte ich nur noch vereinzelte Worte hören. Jemand schrie meinen Namen. Ich rannte einfach weiter. Doch langsam ließen die Schreie nach und ich blieb stehen. Ich musste zurück in meine Wohnung, weg von hier. Wie kann er mich gefunden haben oder war es gar nicht seine Absicht?

Doch plötzlich hallten seine Worte wieder in meinen Ohren .. Ich werde dich finden. Es war alles geplant. Er hat mich all' die Jahre nicht losgelassen. Ich wollte gar nicht wissen, wie lange er mich schon wieder beobachtete, wie lange er wieder an meinem Schlafzimmerfenster wartete.

Bei all' diesen Gedanken wurde mir schlecht. Ich übergab mich ruckartig. Der Baum neben mir bot mir als Einziger noch Halt.

Erst eine halbe Stunde später konnte ich mich wieder an alles erinnern. Plötzlich saß ich in meiner Wohnung, hatte die Haustüre zweimal verriegelt und alle Fenster abgeschlossen. Die Pistole lag in meinen Händen. Als Staatsanwältin musste man vorsichtig sein, man hatte mehr Feinde als Freunde. Doch ich hätte niemals gedacht, dass ich dieses Ding in meinen Händen jemals entschärfen musste.

"Er weiß wo du wohnst, Dominique. Du bist nirgends mehr sicher." , die freche Stimme in meinem Kopf meldete sich wieder.

Es lief alles prima. Ich hatte die besten Berufschancen hier und hätte in wenigen Jahren schon leitende Staatsanwältin sein können. Doch wieder wird mir ein Strich durch die Rechnung gemacht, wieder gönnt es mir das Schicksal nicht.

Einerseits hoffte ich, dass es gleich an meiner Tür klingeln und Spencer davor stehen würde. Aber andererseits betete ich immer noch, dass ich aus diesem Albtraum wieder aufwachen durfte.

Von so einem Vorfall kann und darf ich mich nicht unterkriegen lassen. Ich habe morgen einen wichtigen Prozess vor mir und wenn ich es jetzt zulasse, dass dieser Mistkerl wieder alles kaputt machen kann, werde ich es nie schaffen die Albträume und verzerrten und entstellten Gesichter aus meinen Gedanken los zu werden. Ich muss stark bleiben und kämpfen. Er wird merken mit wem er es jetzt zu tun bekommt. Wenn er mir noch einmal zu nahe kommt, werde ich mich rächen. Rächen für das, was er mir angetan hat.

Plötzlich realisierte ich, was ich da gerade gedacht habe. Wie aus einem Superhelden Film, in dem sich ein Vollwaise für den Tod seiner Eltern oder seines geliebten Onkels rächen möchte. Mein Gehirn spielte verrückt.

Ich stand auf, ging in die Küche und holte mir dort ein Glas Wein. Das wird meinen Kopf zwar nicht klar machen, aber vielleicht schlafe ich dann besser ein.

Der Wecker klingelte um 6 Uhr. Ich hatte gerade mal drei Stunden geschlafen, fühlte mich trotzdem gut. Ohne weiter über die vergangene Nacht nachzudenken ging ich duschen, zog mich an und schnappte mir die Akten. Heute war die Messerstecherei dran, die mir mein Chef vor ein paar Wochen aufgetragen hatte. Heute wurden mehrere Zeugen und Verdächtige angehört. Und daher, dass es ein kleiner, etwas harmloser Fall war, hatte ich bis jetzt auch nur das Vergnügen mit den Pflichtverteidigern der Verdächtigen.

Auf dem Weg zum Gerichtssaal liefen mir verschiedene bekannte Gesichter über den Weg, die von letzter Nacht bereits gehört hatten. Alle erkundigten sich nach meinem Wohlergehen und was ich nun tun werde. Ich ging gar nicht weiter darauf ein, sondern lächelte alles gekonnt weg und spielte das starke Mädchen.

In der Caféteria kaufte ich mir noch einen großen Latte Macchiato und schlenderte dann in Richtung der Aufzüge. Ich war selbst erstaunt von mir, wie gut es mir ging. Ich zuckte zusammen, als mein Handy anfing zu vibrieren. Eine neue Nachricht.

"Hey Dominique. Ich wollte dich gestern nicht mehr stören und bin deshalb nicht vorbei gekommen. Wenn du möchtest können wir nach der Verhandlung einen Kaffee trinken gehen, ich werde heute in der Nähe sein, da wir ein paar Zeugen vernehmen müssen. Ich freue mich über eine Antwort. Spencer"

Ich spürte, wie meine Wangen rot wurden und ich schmunzeln musste. Die Fahrstuhltüren gingen auf und ich trat hinein. Drin stand auch schon ein Anwalt mit seinem Mandanten für den heutigen Fall. Der Anwalt schaute etwas lustlos und frustriert in seine Akten. Sagte mir nicht einmal "Hallo", als ich ihn und seinen Klienten mit einem "Guten Morgen" begrüßte. Der Mandant beobachtete mich nur und nickte. Ohne weiter darauf einzugehen nahm ich mein Handy wieder hervor und tippte eine Antwort ein. Was sprach schon dagegen mit Spencer einen Kaffee trinken zu gehen.

Im Gerichtssaal begrüßte ich meinen Kollegen, der mich bei diesem Fall unterstützen wird, und einige Journalisten und Scheffen. Nur nichts anmerken lassen.

- Neue Sichtweise -

Sie roch noch genauso gut, wie vor sechs Jahren. Ihr Haar war voller und ihr Gesicht schmaler geworden. Als sie den Aufzug betrat wusste ich sofort, dass sie es war. Ihre Aura schrie nur danach von mir wieder vergewaltigt zu werden. Sie hatte einen dezenten, roten Lippenstift aufgetragen. Wie gern hätte ich diese Lippen geküsst. Ihre Haare waren zusammengebunden in einen lockeren Pferdeschwanz. Und der Hosenanzug klebte an ihren dünnen Beinen und ihrem knackigen Hintern. Die schwarzen High Heels machten alles perfekt.

Ich folgte ihr bis in den Gerichtssaal, dort musste ich mich wieder zu meinem widerlichen Verteidiger setzen. Wo ich doch viel lieber zu ihr hingegangen wäre und ihr mein Messer wieder in den Oberkörper gerammt hätte. Aber das hat Zeit, irgendwann wird es so wieder passieren. Das verspreche ich ihr.

Die Verhandlung zog sich schleppend. Frau Staatsanwältin rief immer wieder neue Zeugen auf und stellte ihnen Fragen. Ich wartete sehnsüchtig darauf, dass sie meinen Namen in den Mund nahm. Doch stattdessen rief mich der werte Herr Richter auf. Also stand ich auf und setzte mich auf den Stuhl, der mitten im Raum stand. Meine Augen konnten nicht von Dominique lassen, ich verfolgte jede einzelne Bewegung von ihr. Doch sie beachtete mich nicht, noch nicht. Stattdessen warf sie immer wieder einen Blick auf ihr Handy und lächelte dabei. Ihr wird das Lachen jetzt schon vergehen.

"Mr. Wessing, Sie sind Zeuge und Hauptverdächtiger im Fall "Der Staat Massachusetts gegen Wessing". Sie haben das Recht zu schweigen, im Falle einer Aussage müssen Sie jedoch die Wahrheit sagen." Der alte Richter schwafelte seine übliche Leier herunter, doch meine Augen hangen immer noch an der Staatsanwältin. Sie hatte sich hinter ihren Tisch gestellt und beobachtete mich jetzt ebenfalls. Ihre Augen glitten über meinen Körper, sie musterte mich. Tja, ich sehe eben nicht aus wie ein typischer Mörder. Ich pflege und trainiere meinen Körper, und das bemerkte sie jetzt.

"Ja, Euer Ehren." Und plötzlich riss sie ihre Augen auf. Ihr Blick starr auf mich gerichtet.

Dominiques Sichtweise

Diese Stimme! Nein.. nein! Das kann nicht wahr sein. Du träumst, wach auf!

Alles fing an sich um mich zu drehen, die Personen vor mir wurden zu schwarzen Gestalten. Es war alles verschwommen und das Gefühl in meinen Beinen verschwand.

Das letzte, was ich spürte, war wie ich auf den harten Steinboden fiel.

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Danke euch! Wirklich! Es freut mich die vielen Aurufe und Likes zu sehen. Und wenn ihr die Geschichte dann auch noch in eure Listen hinzufügt bin ich das glücklichste Mädchen der Welt :)

Lasst mir eure Meinung da. :)

Seven Little Numbers (Criminal Minds / Spencer Reid Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt