Kapitel 4

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"Hotch, sie wacht gerade wieder auf. ... Ja, bis gleich."

Wer redete hier? Woher kam das helle Licht? Sah so das Leben nach dem Tod aus? Irgendwie hatte sie sich das anders vorgestellt. Gemütlicher.  Wärmer.

"Miss, hören Sie mich?" Schon wieder diese Stimme. Dominique konnte sie keinem zuordnen. Langsam öffnete sie ihre Augen und blickte sofort in das Gesicht des jungen Doktors, der mit dem älteren Agent bei ihr im Krankenwagen war. Wie kam der denn hier her? Und wie kam sie hier her?

"Wie geht es Ihnen?", fragte er sie und schaute sie ziemlich besorgt an.

"Wo.. wo bin ich hier? Wie komme ich hier her?", stammelte sie vorsichtig. Ihre Stimme zitterte immer noch bei jedem Wort, das sie sprach.

"Sie sind hier im Krankenhaus. Ihr Kreislauf ist im Krankenwagen wieder kollabiert und die Ärzte mussten sie erneut stabilisieren. Danach lagen Sie knapp einen Tage lang im Koma. Wie fühlen Sie sich? Kurzer Zeit hatten wir wirklich Angst um sie. Ihr Herz hörte in der letzten Nacht vier Mal auf zu schlagen."

Moment ... er saß doch nicht die ganze Nacht neben ihrem Bett oder? Wie gruselig.

"Mir.. geht es ganz gut ... denke ich.", sie machte eine Pause und schaute auf ihren Körper hinab. Er war bedeckt mit einer großen dicken Decke. Sie hob sie an und musste mit Entsetzen feststellen,  dass das Blut ihrer Wunden durch die Verbände gedrungen war und ihr Nachthemd aussah,  als hätte es jemand im zweiten Weltkrieg getragen.

"Ich hole einen Arzt, moment." Und ohne, dass Dominique nur widersprechen konnte stand der junge Mann auf und rannte aus dem Zimmer.

Und nun lag sie hier. Mit tausenden von Stichen im Bauch und Blut verschmierten Klamotten. Vergewaltigt von einem Mann, der sie anscheinend seit zwei Monaten stalkte. Dieser Mann verfolgte sie in ihren Träumen und Gedanken. Hatte die Polizei überhaupt eine Spur? Konnten sie diesen Kerl wirklich finden?

Doch bevor sie sich noch mehr den Kopf zerbrechen konnte kam auch schon der Chefarzt mit zwei Assistenten in das Zimmer gestürmt und schnappte sich Dominiques Akte. Sie kam sich vor wie ein Tier im Zoo, so wie die beiden Assistenzärzte sie musterten. Sah sie so schlimm aus? Einer der beiden bekam den Mund nicht mehr zu. Das sollte wohl was heißen.

"Wie geht es Ihnen?" Oh man, wie oft wollen sie das einen noch fragen? So wie man sich eben fühlt, wenn man vergewaltigt und aufgeschlitzt wurde. "Ganz okay.", antwortete Dominique nur kurz.

"In den letzten Stunden haben sie noch einmals viel Blut verloren. Sie müssen unbedingt mindestens eine Woche noch hier bei uns bleiben. Ihre Wunden sollten jedoch aufhören zu bluten. Wir wechseln Ihnen die Verbände und dann ruhen Sie sich bitte weiter aus. Haben Sie mich verstanden?" Der Chefarzt sah sie an, als wäre sie ein kleines Mädchen, dass gerade gesagt bekam, dass sie ihre Suppe auf essen soll. Dominique nickte und sah wieder aus dem Fenster.

Nachdem die Ärzte endlich wieder weg waren kam Dr. Reid zu ihr und setzte sich auf die Bettkante.

"Wollen Sie darüber reden? Mein Chef wird gleich hier sein und ich muss ehrlicher Weise zugeben, dass er nicht sehr der Emotionale ist.", er verkniff sich ein Lächeln und musterte sie von oben bis unten.

"Naja, was soll ich denn sagen? Wie es mir geht? Beschissen. Wie würden Sie sich fühlen, wenn sie an meiner Stelle gewesen wären?", sie machte eine kurze Pause und atmete tief ein. "Kriegen Sie diesen Typen?" Jetzt sah sie ihm direkt in die Augen - seine tiefbraunen Augen.

"Hm,.. naja. Es wird nicht einfach. Wir haben nichts. Keine DNA, keine Fingerabdrücke. In unserer Datenbank ist nichts registriert. Also müssen Sie uns unbedingt eine Aussage geben. Das wäre unsere einzige Hoffnung. Können Sie sich daran erinnern wie er aussah?"

Wie er aussah? Schrecklich. Widerlich. Verdammt gruselig.

"Er.. ich konnte sein Gesicht nicht sehen..", murmelte Dominique vor sich hin. Jetzt drehte sie ihren Kopf wieder in Richtung Fenster und verkniff sich eine Träne. Das konnte sie jetzt gar nicht gebrauchen. Sie wunderte sich, dass sie überhaupt noch Wasser in sich hatte, dass aus ihr aus den Augen kommen kann. So viel wie sie in der Nacht geweint hatte und bis jetzt konnte sie sich nicht daran erinnern, etwas getrunken zu haben.

"Er trug eine Maske?", fragte Reid erstaunt und tippte etwas auf seinem altmodischen Handy. Dominique nickte. "Was für eine?"

Doch bevor sie ihm antworten konnte stürmte plötzlich eine Frau mit Kamera in ihr Krankenzimmer. "Miss Robertson! Kannten Sie ihren Vergewaltiger? Und wieso ermittelt das FBI? Miss?!"

Was soll jetzt dieser Scheiß? Und woher kam diese Reporterin? Sie hatte eine Kamera! Doch bevor Dominique nur den Mund aufbekommen konnte, stürmte Spencer in Richtung Reporterin und schob sie aus dem Zimmer.

"Ich bin Doktor Spencer Reid vom FBI. Wenn sie Fragen zu den Ermittlungen haben wenden Sie sich doch bitte an Jennifer Jareau. Sie ist unsere Pressesprecherin und steht Ihnen gerne zur Verfügung." Tür zu.

Wow, was war das?

Dominique sah ihn verwirrt an und versuchte sich langsam auf dem Bett auf zurichten.

"Zu viel Stress ist wirklich nicht gut.", erklärte er dann. Und ihr entging nicht, dass sein Gesicht langsam knall rot anlief. So, so.

"Sprach der Doktor.", sie konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen und steckte ihn sofort damit an.

"Doktor, Doktor, Doktor Reid - wenn dann.", er zwinkerte ihr zu und setzte sich wieder auf seinen Platz neben ihrem Bett.

Nachdem sie sich zehn Minuten über das amerikanische Rechtssystem ausgelassen hatten - oder besser gesagt Spencer, Dominique saß nur neben ihm und hörte ihm gespannt zu - kam auch schon Reids Chef durch die Tür rein. Heute war wohl Tag der offenen Tür. Und mal wieder trug er einen Anzug und hatte die übliche grimmige Miene aufgelegt.

"Miss Robertson.", er hielt ihr die Hand hin und schüttelte sie zart, da immer noch die Schläuche aus ihrem Handrücken ragten. "Reid, was gibt's Neues?"

"Ihr Kreislauf ist stabil. Ihre Blutungen lassen nach. Und ... ", seine Stimme versagte, als er sich an das erinnern musste, was sie ihm erzählt hatte. "Der Täter trug eine Maske."

"Okay, lässt du uns kurz alleine?", die grimmige Miene verwandelte sich in ein leichtes Lächeln und Dominique war überrascht, wie nett dieser Herr doch jetzt aussah.

Spencer nickte und lief in Richtung Tür. Kurz bevor er durch diese trat, drehte er sich noch einmal zum Krankenbett um und lächelte Dominique an.

Seven Little Numbers (Criminal Minds / Spencer Reid Fanfiktion)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt