Spencer und Dominique saßen draußen auf einer kleinen Parkbank und unterhielten sich.
"Was tust du denn hier? Ich habe ja mit jedem gerechnet, aber nicht mit dir. Und dann auch noch in so einem Club?" Seit Spencer und sie aufeinander gestoßen sind, hörte sie nicht damit auf, ihre Klamotten glatt zu streichen oder ihre Haare zurecht zu zupfen. Sie war scheinbar nervös, mit allem hätte sie gerechnet. Aber nicht damit, dass Spencer hinter ihr stehen wird und sie vor einem Mann warnen will, der hier sein Unwesen treibt.
"Das Police Department von Boston hat uns um unsere Unterstützung gebeten. Seit einem Monat verschwinden alleinstehende Frauen Mitte 20 und werden dann wenige Tage nach ihrem Verschwinden tot aufgefunden. Ihre Körper sind übersäht mit Messerstichen. Möchtest du mehr Details?", es lag etwas Unsicherheit in Spencers Blick. Es war wirklich schon eine Weile her, dass die beiden sich getrennt hatten und ihn ließ das Ganze bis heute nicht los.
Dominique schüttelte abwesend ihren Kopf. Ihr fielen wieder all' die Details und Erinnerungen an die eine Nacht von vor sechs Jahren ein. Sie war damals auch Mite 20 und lebte alleine in ihrer großen Wohnung. Und auch sie fand man damals mit hunderten von Messerstichen. Der einzige Unterschied war, dass sie noch lebte. Dafür dankte sie dem Schicksal jeden Tag.
Sie war niemand, der an Gott glaubte. Aber sie glaubte fest an das Schicksal. "Alles passiert aus einem guten Grund." hatte ihre Großmutter immer gesagt.
"Dominique? Alles okay bei dir?" Spencers Hand bewegte sich vor ihren Augen auf und ab. Erst dann bemerkte sie, dass sie wohl in Gedanken versunken war.
"Hm? Oh, ehm.. nein. Bitte nicht. Es ist nur.. ach nichts.""Geht es dir gut? Du siehst so bleich aus."
Spencer entging nicht, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie sanft zu sich. Es dauerte eine kurze Zeit bis er selbst darauf kam. Daraufhin zog er sich noch näher an sich.
Sie lehnte sich gegen seine Brust und schlang ihre Arme um seinen Oberkörper. Tief atmete sie den Duft seines Aftershaves ein. Es tat so gut, nach so langer Zeit. Sie konnte sein Herz schlagen hören und versank langsam in Gedanken. Ihre Atmung passte sich seiner an. So verharrten sie eine ganze Weile.
Plötzlich zerstörte ein lautes Schreien die angenehme Stille. Beide schreckten sofort in die Höhe und sahen sich um.
"Hast du das auch gehört?", Dominique sah zu Spencer, welcher immer noch versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. "Ja, habe ich. Komm, wir schauen uns einmal um. Das hat sich nicht sonderlich gut angehört." Er entsicherte seinen Revolver.
Von dem Klicken schreckte Dominique zurück. Spencer hatte täglich mit Mördern, Vergewaltigern oder Dieben zu tun. Er hat ein Gefühl dafür, wann etwas ernst wird und wann es ein Spaß ist. Und genau das machte ihr in diesem Moment Angst.
"Spencer?" Dominique suchte verzweifelt nach ihm. Sie liiefen in eine Seitenstraße, in welcher es kaum eine Lichtquelle gab. Allein das Licht vom Club beleuchtete den Weg. "Ich bin bei dir, keine Angst.", die tiefe Stimme direkt hinter ihrem Ohr zauberte ihr eine Gänsehaut auf den ganzen Körper. "Warte hier, ich rufe Hotch an."
Doch bevor sie noch etwas antworten konnte war er schon weg. Jetzt stand sie alleine in der Seitenstraße und versuchte nicht durchzudrehen. Seit dem Überfall auf sie konnte sie nicht mehr in der Dunkelheit schlafen, geschweigedenn alleine sein.
Ihre Finger krallten sich in ihren Oberkörper. "Bloß nicht durchdrehen." , sagte ihre innere Stimme.
Und plötzlich hörte sie es wieder. Die Frau. Eine Frau, die schreit.
"Spencer?!", ihre Stimme war nur noch ein leises Wimmern. Blind tastete sie sich durch die Dunkelheit. Als sie endlich wieder zurück zum Club gefunden hatte, kam Spencer schon auf sie zugerannt.
"Ich habe sie gefunden.", Dominique folgte ihm in eine weitere Seitenstraße. "Die Polizei ist verständigt, der Krankenwagen unterwegs." Er beugte sich über eine junge Frau, die verängstigt auf dem Boden lag. Der kalte Asphalt unter ihr war dunkelrot. Überall war Blut.
Dominique hielt sich eine Hand vor den Mund. Und rannte schnell wieder aus der Straße. Sie wusste, dass Spencer ihr nicht hinterher kommen würde und so hielt sie auch nicht ihre Tränen zurück. Das war zu viel für sie. Heute war eindeutig nicht ihr Tag.
Sie lief einfach weg. Wohin wusste sie nicht. Die Hauptsache war: Weg von dieser Frau und den Erinnerungen.
Atemlos hielt sie an einem kleinen Park. Sie lehnte sich gegen einen Baum und stemmte ihr Gesicht in ihre Hände. Ihr Puls war noch ziemlich hoch und ihr Herz schlug fest gegen ihre Brust.
Langsam normalisierte sich wieder ihre Atmung und sie beruhigte sich.
Die große Narbe an ihrem Bauch fing an zu brennen. Vor Schmerz entwicht ihr ein leises Stöhnen.
Erst jetzt bemerkte sie, wo sie eigentlich war. Sie kannte diesen Park gar nicht. Langsam lief sie durch die Dunkelheit, an den Bäumen und Büschen vorbei. Sie wollte Spencer anrufen, doch hier hatte sie kein Netz. Also steckte sie ihr Handy zurück in ihre Hosentasche.
Als sie an einem kleinen See vorbei kam, fiel ihr eine dunkle Gestalt am anderen Ende des Ufers auf. Ruckartig blieb sie stehen und beobachtete die andere Person. Wer lief denn nachts einfach so durch einen dunklen, abgelegenen Park?
Doch ihr war diese Situation irgendwie unangenehm, also lief sie einfach weiter. Nur raus aus diesem dunklen Ort.
Gerade, als sie weiterlaufen wollte, begann die dunkle Gestalt plötzlich zu rennen. Auf sie zu.