Kapitel 8

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»Ähm... Was tust du da Ethan?«

Ich kam gerade aus dem Badezimmer zurück ins Wohnzimmer, wo Ethan mir einen ziemlich seltsamen Anblick bot. Er stand mit gebeugten Knien und eingezogenen Armen neben der Couch und drehte sich im Kreis, wobei er mit den Füßen watschelte. Max, mit welchem wir seit geraumer Zeit Monopoly spielten, saß auf dem Sofa und sah ihm begeistert zu. Wir hatten ihn wieder von der Schule abgeholt, Ethan hatte uns Eis gekauft und da der Kleine keine Hausaufgaben aufgehabt hatte, hatte er etwas mit uns spielen wollen, was wir ihm natürlich nicht hatten abschlagen können.

»Den Ententanz«, erwiderte er vollkommen ernst und drehte sich noch ein wenig weiter.

»Den bitte was?«, lachte ich.

»Den Ententanz. Sag bloß du kennst den nicht?«

»Nein, sollte ich?«

»Ich bin zutiefst geschockt.«

Dramatisch legte er sich eine Hand aufs Herz.

»Das ist der wohl bekannteste Kindertanz der Welt.«

»Aha.«

»Max hat unbedingt gewollt, dass ich ihn tanze.«

»Ja! Der ist voll lustig!«

»Und wieso tanzt du dann nicht mit?«, fragte ich lächelnd.

»Weiß nicht. Ich wollte Ethan dabei zusehen.«

»Jetzt, wo du mir zugesehen hast, musst du auch mitmachen. Komm, wir beide bringen ihn Lily bei. Wetten, sie ist eine begnadetete Tänzerin?«

»Au, ja!«, der Kleine sprang sofort auf und stellte sich in Postion.

»Also Lily, extra für dich, erklären wir dir wie der Tanz geht, da du in deiner Kindheit anscheinend blind durch die Gegend gelaufen bist.«

Mit nicht vielen Worten beschrieb er mir einmal kurz die Tanzschritte, während er sie passend vorführte. Ich lachte immer noch, weil es einfach so lächerlich aussah, befolgte jedoch brav seine Angaben.

»Ein echtes Naturtalent oder wie siehst du das Max?«

»Sie ist perfekt«, antwortete der Kleine.

»Ja, das ist sie.«
Er suchte meinen Blick und zwinkerte mich einmal kurz verhalten zu, bevor er sein Handy aus seiner Hosentasche zog und etwas darauf eintippte, während mein Herz mal wieder anfing Saltos zu schlagen. Er hatte gesagt, dass ich perfekt sei, was zwar überhaupt nicht der Wahrheit entsprach, doch es war ziemlich süß das zu hören.

Plötzlich ertönte ziemlich schrecklich klingende Musik aus seinem Handy, woraufhin Max begeistert in die Hände klatschte.

»So, jetzt wo die passende Musik läuft, let's go!«, rief Ethan enthusiastisch und begann sich zu bewegen. Lachend ahmte ich seine Bewegungen nach.

Der Song schien eine Ewigkeit anzudauern, doch wir alle hatten unglaublich viel Spaß, drehten und watschelten im Kreis herum und machten komische Sachen mit unseren Händen.

»Und jetzt ziehen wir alle das Oberteil aus!«

Die letzten Noten der Melodie verklangen, als Max diesen Satz schrie und sein Shirt förmlich von seinem Leib riss und es zu Boden schmiss. Ethan und ich kriegten uns nicht mehr ein vor Lachen und lagen fast am Boden, als der Kleine nur noch in seinen Jean vor uns stand.

»Wieso sollten wir das tun?«, japste sein großer Bruder und hielt sich den Bauch vor Lachen. Max war einfach zu süß und zu unvorhersehbar.

»Das gehört doch zum Tanz!«

Be Honest #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt