Annabelles Sicht:
Ich saß mit Jason auf einer Decke, an unserem Lieblingstreffpunkt. Es war eine kleine Lichtung im Wald, die ich für den Notfall mit einem Illusions-Zauber belegt hatte. Falls doch jemand kommen sollte, würden wir ihn sehen können, aber er uns nicht. Sitzen ist eher eine falsche Bezeichnung. Jason saß und ich hatte meinen Kopf auf seine Beinen gelegt und er strich mir beruhigend durchs Haar, während wir uns einfach nur stumm ansahen und den Moment genossen. Ich schaute kurz in den Himmel und bemerkte, dass es bereits spät geworden ist.
,,Ich muss wieder zurück in den Palast" flüsterte ich, so das nur er es hören konnte und er seufzte.
,,Ich weiß". Er beugte sich zu mir herunter und gab mir noch einen leidenschaftlichen Abschiedskuß, bevor er aufstand und zurück ging. Ich wartete noch 5 Minuten, damit es nicht auffiel. Als ich dann am Schloss ankam, hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Alle schienen so aufgeregt und hetzten von A nach B. Ich dachte mir zuerst nichts dabei und lief zu meinen Gemächern. Doch gerade als ich am Speisesaal vorbei lief, hörte ich lautes Geschrei.
,,Das ist ein Missverständnis. Ich war das nicht! Man will mir etwas anhängen!" d
Das war doch Jason! Sofort ging ich den Stimmen nach und sah bereits von weitem, wie 3 Wachen Jason festhielten und mit sich zogen.
,,Was ist hier los!?" fragte ich streng und die Wachen drehten sich um.
,,Prinzessin". Sie verbeugte sich tief vor mir und richteten sich dann wieder auf.
,,Habt ihr etwa nicht bemerkt, was soeben geschehen ist?"
,,Nein, ich war trainieren und komme gerade erst wieder. Was ist denn geschehen? Wieso haltet ihr diesen Mann fest? So viel ich weiß gehört er doch zur Wache."
,,Dieser Mann hat so eben versucht, den König zu töten!" erklärte mir eine der Wachen und warf Jason einen giftigen Blick zu. Meine Augen weiteten sich und ich sah Jason entsetzt an.
,,Du hast versucht, meinen Vater umzubringen?"
,,Nein! Ich würde so etwas doch niemals auch nur in Erwägung ziehen. Ich flehe euch an, Prinzessin, dass müsst ihr mir glauben!" sagte er verzweifelt und versuchte sich zu befreien, doch die zwei Männer hielten ihn fest.
,,Welche Beweise gibt es für diese Beschuldigung?"
,,Es war eindeutig. Jeder konnte sein Gesicht sehen, als er floh und wir haben ihn am Schloßtor erwischt, als er gerade fliehen wollte."
,,Das ist lächerlich".
,,Schweig! Du kommst jetzt erst einmal in den Kerker, du Verräter, bis der König entscheidet, was aus dir wird." Die Männer setzten sich wieder in Bewegung und schleiften ihn mit sich in Richtung Kerker.
,,Bitte Prinzessin, ihr müsst mir glauben. Ich bin unschuldig!" schrie mir Jason noch zu, bevor er mit den Wachen um die Ecke verschwand. Ich stand immer noch vollkommen erstarrt da und konnte mich nicht rühren. Jason soll versucht haben, meinen Vater zu töten? So etwas würde er niemals wagen, schon allein meinetwegen. Das konnte er nicht gewesen sein. Das muss ein Missverständnis sein. Sofort löste ich mich aus meiner Starre und rannte, so gut es mit meinem Kleid ging, zum Thronsaal. Meine Mutter saß auf ihrem Thron, in ihrem Armen hielt sie Katharina und neben ihrem Thron stand Rebecca, die mich zur Begrüßung anlächelte. Ich konnte sie jedoch nicht anlächeln, da ich meinen Vater böse anfunkelte, welcher die ganze Zeit hin und her lief.
,,Er ist unschuldig!" sagte ich fest entschlossen und mein Vater funkelte mich ebenfalls an.
,,Halt dich da raus Annabelle. Du hast davon keine Ahnung".
,,Ich habe in der Sache sogar viel mehr Ahnung als ihr. Er würde es niemals wagen, euch auch nur ein Haar zu krümmen. Dazu ist er überhaupt nicht in der Lage, schließlich hat er gerade erst damit begonnen, das Kämpfen zu erlernen."
,,Woher willst du das wissen? Du kennst ihn doch gar nicht."
,,Ich habe als Kind viel Zeit mit ihm verbracht und kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er das nie tun würde."
,,Menschen ändern sich Annabelle."
,,Aber er nicht. Ich habe ihn oft hier im Schloß gesehen und er ist noch genau die gleiche treuherzige Seele wie früher. Es ist zur Palastwache gegangen, um euch zu schützen".
,,Oder um freien Zugang zum Palast zu haben, um mich dann zu töten"
,,Er war es nicht!" schrie ich so aufgebracht, dass die große Halle ein kleines Echo zurückwarf. Nun blieb mein Vater stehen und musterte mich mit einem finsteren Blick.
,,Wieso ist dir das bitte schön so wichtig? Verschweigst du mir etwas im Bezug auf diesen Burschen?"
,,Ich bin die Hüterin von Mystica und ich werde nicht zulassen, dass ein Unschuldiger für etwas bestraft wird, was er nicht getan hat" log ich, ohne mit der Wimper zu zucken.
,,Er ist nicht unschuldig. Jeder konnte sein Gesicht während der Tat und als er floh sehen. Es ist eindeutig, dass er es war und du kannst hier betteln wie du willst, ich werde ihn sicher nicht verschonen."
,,Aber Vater!"
,,Schluss jetzt Annabelle! Ich will keinen Ton mehr hören. Ich bin dein Vater und dein König. Geh in deine Gemächer!" Meine Augen weiteten sich. Er hatte mir gerade ernsthaft den Mund verboten. Sofort verdunkelte sich mein Blick und ich sah ihn abschätzig an.
,,Fein" zischte ich und lief mit erhobenem Haupt zur Tür. Die Wachen öffneten sie und auf der Türschwelle blieb ich stehen, um mich noch einmal umzudrehen.
,,Ich bitte euch, eure Entscheidung gut zu überlegen. Wenn ihr die falsche trefft, könnte das Konsequenzen haben" sagte ich herablassend und seine Augen weiteten sich.
,,Drohst du mir etwa!?"
,,Nein. Das ist nur ein gut gemeinter Rat". Mit diesen Worten drehte ich mich wieder um und verließ den Thronsaal endgültig. Mein Ziel war der Kerker, den ich schnell erreicht hatte. Als ich dort ankam standen zwei Wachen vor mir.
,,Prinzessin Annabelle" - sie verbeugten sich vor mir.
,,Ich möchte mit dem Gefangenen sprechen."
,,Tut uns leid, aber der Befehl des Königs lautet, dass niemand außer er Zutritt zu ihm haben darf".
,,Na schön, dann halt anders". Ich machte eine kleine Handbewegung und die Wachen sanken zu Boden. Dieser neue Schlafzauber ist wirklich praktisch. Als ich an Jason's Zelle ankam, saß er mit angewinkelten Beinen auf dem Stroh und starrte vor sich hin. Als er mich bemerkte, sprang er sofort auf und kam an das Gitter.
,,Annabelle" lächelte er hoffnungsvoll und ich umfasste seine Hände.
,,Du musst mir glauben, ich würde deinem Vater nie auch nur ein Haar krümmen".
,,Ich glaube dir Jason. Ich weiß, das du es nicht warst. Du kannst es außerdem nicht gewesen sein, weil du bei mir warst, als mein Vater angegriffen wurde." Er sah mich erleichtert an und küsste meine Hand.
,,Ich hatte solche Angst, dass du mir nicht glaubst und mich hasst für etwas, was ich nicht getan habe".
,,Ich könnte dich niemals hassen Jason. Dafür liebe ich dich zu sehr" lächelte ich und legte meinen Hand auf seine Wange. Sofort drückte er diese enger an meine Hand und schmiegte sich daran.
,,Was machen wir jetzt? Wir können deinem Vater ja nicht sagen, dass ich bei dir war und es somit nicht gewesen sein kann".
,,Ich lasse mir etwas einfallen. Vertrau mir. Ich hol dich hier wieder heraus und wenn es das letzte ist, was ich tue" versicherte ich ihm, während er meine Hand weiter mit kleinen Küssen bedeckte.
,,Riskiere bitte nicht zuviel Annabelle. Ich möchte nicht, dass du am Ende ebenfalls in Schwierigkeiten steckst."
,,Keine Sorge. Ich bin vorsichtig." lächelte ich ihn liebevoll an, als ich hinter mir ein Stöhnen hörte.
,,Mein Schlafzauber wirkt nicht mehr. Ich muss los."
,,Ich liebe dich. Bitte vergiss das nicht" hielt er mich noch kurz zurück und mein Lächeln wurde breiter.
,,Nicht so sehr wie ich dich." Ich hauchte ihm einen Kuß zu, bevor ich schnell verschwand. In meinem Zimmer schmiss ich mich kraftlos in mein Bett und spürte, wie mich die Traurigkeit übermannte. Schon rann eine Träne nach der anderen meine Wange herunter und landete auf meinem Kissen. Ich wusste, was geschehen würde, wenn ich meinen Vater nicht überzeugen könnte. Der versuchte Mord an meinem Vater ist Hochverrat und würde mit dem Tod bestraft. Das durfte ich einfach nicht zulassen. Egal was passiert, ich muss Jason davor schützen. Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn er stirbt...
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Die Dunkle Königin *Pausiert*
ParanormalAnnabelle ist die Prinzessin eines großen Königreiches und wird von allen geliebt und bewundert. Sie ist stets freundlich und zuvorkommend. Sie scheint ein Dauerlächeln zu besitzen, doch der Schein trügt. Sie ist sehr einsam, da ihre Eltern sich nic...