Kapitel 2

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Eine Woche war vergangen und ich versuchte jeden Tag aufs Neue meinen Vater zu überreden. Doch er hörte mir mittlerweile schon gar nicht mehr zu und ignorierte mich. Das machte mich nur noch wütender und ich manchmal schrie ich ihn an. Es endete schließlich immer gleich. Ich wurde laut und er schickte mich wütend auf mein Zimmer, da ich es wagte, meine Stimme gegen ihn zu erheben. Zu Jason konnte ich auch nicht mehr, da Vater die Wachen verstärkt hatte und meine Kräfte nicht stark genug waren, um alle mit einem Schlafzauber zu belegen. Jeden Abend weinte ich mich in den Schlaf und baute mit jedem Tag, der verging, eine hohe Mauer um mich herum auf, die alle abschreckte. Jeder ging mir aus dem Weg. Wenn ich an den Dienern vorbeiging, wichen sie sofort ängstlich zurück, was verständlich war, da mein Blick eiskalt und gefährlich war. Den ganzen Tag trainierte ich und tötete eine Illusion nach der anderen. So konnte ich meine Wut und meinen Hass raus lassen, damit ich nicht am Ende doch noch meinen Vater umbringen würde. Das einzige, was mich aufrecht erhielt, war der Kontakt zu Rebecca und Katharina. Sie sollten nicht merken, was in mir vorgeht, weshalb ich nur in ihrer Gegenwart lächelte und mit ihnen spielte. Mit Katharina natürlich weniger als mit Rebecca, da sie noch ein Baby war und Rebecca bereits 11. Mit meiner Mutter sprach ich kein einziges Wort. Wieso sollte ich auch. Sie hilft mir sowieso nicht. Das einzige, was sie versuchte, ist immer wieder auf mich einzureden und mich zu beruhigen, wenn ich mit Vater diskutiere, doch ich schob sie nur weg und würdigte sie keines einzigen Blickes.

Als ich gerade von meinem Training hoch in meine Gemächer lief, wurde ich stutzig, denn mir kam niemand entgegen. Weder Bedienstete noch Wachen. Es wirkte, als wäre das Schloss wie leergefegt. Grübelnd lief ich in meine Gemächer, wo ich mich erst einmal umkleidete.

Ich ging auf den Balkon, um über den Schloßhof zu schauen, doch was ich dort erblickte, ließ mich erstarren. Dort waren alle aus dem Königreich auf dem großen Platz versammelt und in der Mitte der Massen konnte man deutlich den Galgen erkennen. Sofort stieß ich mich vom Boden ab und flog so schnell ich konnte Richtung Dorf. Jason wurde bereits von drei Männern hinauf zum Galgen geführt, vor dem der Henker wartete. Meine Familie saß auf einem erhobenen Platz und sah sich das Schauspiel an. Mein Vater schaute emotionslos zu, meine Mutter schien etwas bedrückt. Katharina schlief mal wieder im Arm meiner Mutter und Rebecca hatte sich umgedreht und wollte anscheinend nicht zusehen. Ich landete direkt vor Jason und schleuderte die Wachen weg. Das Volk keuchte erschrocken auf und flüsterte wild durcheinander.
,,Annabelle!" Meine Vater stand wutentbrannt von seinem Thron auf und funkelte mich wütend an.
,,Ihr dürft ihn nicht töten! Er ist unschuldig!" Ich schrie so laut, dass alle es hören konnten.
,,Dieser Mann wollte mich umbringen und alle konnten genau sein Gesicht sehen!"
,,Er kann es aber gar nicht gewesen sein!"
,,Und wieso nicht?"
,,Weil er bei mir war, als man versucht hat, euch zu töten." sagte ich mit fester Stimme und die Augen meines Vaters wurden zu Schlitzen.
,,Und was hatte dieser Bauernjunge bei meiner Tochter zu suchen?" zischte er. Ich sah ihn kurz an, bevor ich Jason's Hand ergriff.
,,Wir sind zusammen." sagte ich fest und man hörte wie alle scharf die Luft einzogen. Das ganze Dorf schaute uns entsetzt an und meinem Vater schien fast der Kragen zu platzen.
,,Du hast anscheinend vergessen, wer du eigentlich bist, Annabelle. Du bist die Kronprinzessin von Mystica und als dieser ist es dir verboten, mit einem Bauernjunge zusammen zu sein".
,,Ich bin mir dessen durchaus bewusst, Vater, aber es interessiert mich nicht im geringsten. Ich liebe ihn und wenn du ihn töten willst, dann musst du zuerst mich töten!" sagte ich mit fester Stimme und erwiderte den Blick meines Vaters trotzig.
,,Wachen! Trennt die beiden augenblicklich!" schrie dieser und ich stellte mich sofort in Kampfposition. Ich war bereits eine gute Kämpferin, durch mein hartes Training, aber es waren einfach zu viele und da ich meine blaue Flamme noch nicht kontrollieren konnte und nicht riskieren wollte, dass Unschuldige verletzt werden könnten, musste ich ohne Kräfte kämpfen, was mir schnell zum Verhängnis wurde. 6 der Wachen konnte ich außer Gefecht setzten, doch die anderen 5 waren zu stark und überrumpelten mich. Auch Jason konnte sich nicht lange wehren und wurde schnell erfasst. Ich zappelt wie wild in dem Griff der Wachen, doch sie hielten mich eisern fest.
Mit einem ,,Da wir das jetzt geklärt haben, können wir ja fortfahren" hatte mein Vater sich wieder auf seinen Thron gesetzt und schaute wieder monoton vor dich hin. Jason wurde zum Galgen geführt und der Strick um seinen Hals gelegt.
,,Nein!!!! Bitte!!!" schrie ich verzweifelt und die Tränen rannen nur so in Strömen meine Wangen hinunter. Wie ein Irre versuchte ich alles, um mich loszureissen, doch ich hatte keine Chance. Jason schien sein Schicksal akzeptiert zu haben und stand regungslos da. Mit leidendem Blick sah er mich an, da er es noch nie sehen konnte, wenn ich weine und schon gar nicht, wenn es seinetwegen geschah. Der Henker stellte sich an den Hebel, bereit ihn jederzeit umzulegen. Als er ihn ergriff, spürte ich wie mein ganzer Körper mit meinem blauen Feuer umhüllt wurde, und die Wachen mich sofort losließen, da sie sich verbrannten. Sofort stürzte ich zu Jason und legte sehnsüchtig meine Lippen auf seine. Ich klammerte mich an ihn, als wäre er mein einziges Rettungsboot, dass mich vor den Fluten bewahren konnte. Ich legte all meine Liebe in diesen Kuss und Jason schien es mir gleich zu tun.
,,Ich liebe dich" flüsterte ich in den Kuss hinein, doch er hielt nicht lange, denn ich wurde bereits wieder von ihm weggezerrt.
,,Ich werde dich immer lieben. Vergiss das bitte nicht Annabelle" lächelte er liebevoll, wärend ich wieder anfing zu schreien.
,,Nein!!! Jason!!!" Der Henker legte den Hebel um und das letzte, was ich sah war sein liebevolles Lächeln, bevor sein lebloser Körper vor mir baumelte. Geschockt stand ich bewegungslos da und sah ihn an. Keiner sagte etwas.

,,NEEEEEEIN!!!!!!!" schrie ich ohrenbetäubend laut und spürte, wie das Feuer in mir erwachte. Die Wachen, die mich berührten, gingen mit schmerzerfüllten Schreien in Flammen auf und fielen als Asche auf den Boden. Ich befreite Jason aus der Schlinge und legte ihn auf den Boden, wo ich mich neben ihn hockte.
,,Nein, Jason. Du darfst mich nicht verlassen. Bitte. Komm zu mir zurück." flehte ich, wärend ich über seine Wangen strich. Sein Gesicht war schon fast weiß und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, er schliefe. Wie erwartet bekam ich keine Reaktion von ihm, weshalb ich schluchzend den Kopf auf seine Brust legte und sein Hemd nass weinte. Doch die Trauer hielt nicht lange an, denn schnell kam die Wut in mir hoch und eine Erkenntnis. Vater ist zu weit gegangen. Langsam hob ich meinen Kopf und starrte meinen Vater mit einem so hasserfüllten Blick an, dass ich sicher selbst vor mir Angst gehabt hätte, wenn ich mich gesehen hätte.
,,Ihr!" zischte ich bedrohlich und stand langsam auf.
,,Ihr habt ihn umgebracht!" Meine Atmung wurde sich immer schneller und meine Aura wurde bedrohlich dunkel. Vater sah mich stumm an, doch ich konnte erkennen, wie die Angst in seinen Augen aufblitzte.
,,Ihr habt den Mann, den ich über alles liebe, getötet! Ihr habt mir einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben genommen! Den einzigen, der mich wirklich kannte, der immer für mich da war und auf den ich immer zählen konnte! Ist mein Leben in diesem verdammten Schloß nicht schon schlimm genug?! Musstet ihr mir jetzt auch noch den wichtigsten Menschen in meinem Leben nehmen?!" schrie ich ihn wütend an und spürte, wie mein ganzer Körper anfing zu zittern. Mein Hass stieg ins unermessliche und das einzige Wort was gerade durch meinen Kopf schwirrte, war: Rache!

Die Dunkle Königin *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt