Akt VI: Speak to Me ... Black is all I see

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„Akt VI: Speak to me ... Black is all I see!"

Sie war tatsächlich nirgends zu finden, anscheinend hatte sie die Beine in die Hand genommen und war abgehauen. Ganz ehrlich, traurig war ich darüber nicht gerade. Denis hingegen schon! Verständlich, sie war seine Freundin gewesen und hatte ihn betrogen. Er hat sie geliebt, schließlich wären sie sonst kein Paar gewesen. Wir ließen es einfach gut sein, niemand versuchte ihn aus seiner Komfortzone herauszuziehen und ich denke, er war froh darüber. Zwar wusste er genau, dass es besser so war, aber das hieß ja nicht, dass er nicht traurig darüber sein durfte. Wir saßen alle bis auf Denis, der in seinem Bunk war, in der Lounge. Wie würde das heute auf der Bühne werden? Wir würden ihn nicht zwingen, gut gelaunt zu sein, aber die Fans wären sicherlich enttäuscht, was man verstehen konnte. Die Laune war, wie so oft auf dieser Tour schon, mäßig bis überhaupt nicht vorhanden. Aber es würde besser werden. Es musste besser werden. Ich hoffte, dass es besser werden würde! Schließlich waren wir jetzt schlecht gelaunten Ballast los und es konnte nur noch besser werden. Die anderen stiegen aus dem Bus aus und sahen sich ein wenig um, begrüßten andere Bands und halfen dabei, die Bühnen aufzubauen. Ich hingegen ging nach hinten und klopfte an Denis' Bunk. Er drehte sich langsam um und zog den Vorhang halb auf. „Wir sind da. Die anderen sind schon draußen", erklärte ich leise und er nickte, bevor er herauskletterte. Eigentlich wollte ich fragen, wie es ihm ging, aber ich tat es nicht. Ich wusste es bereits und er braucht mich nicht anzulügen.

Wir standen wieder neben der Bühne und ich muss sagen, er war nicht schlecht gelaunt, er war eher aggressiv. Ziemlich viel negative Energie! Tatsächlich würde es mich nicht wundern, wenn aus seiner Nase Rauch aufsteigen würde, ja es war fast schon zum fürchten, so aggressiv wie er auf der Bühne herumsprang und brüllte. Ich hoffte nur, dass er sich in seiner Rage nicht auch noch übernahm und sich wegen einer Dummheit verletzte. So wie Black Veil Brides' Frontsänger Andy, der während einer Show von einer Mauer stürzte und sich ein paar Rippen brach. Sowas würde heute hoffentlich nicht passieren! Es schien selbst den Fans aufzufallen, dass irgendetwas nicht ganz stimmte. „Wo ist die Schlampe eigentlich hin?", fragte Sammy und zog mich hinter sich her, um unsere Getränke zu holen. „Weiß nicht", murrte ich und trottete weiter. „Hey Themawechsel, wann fliegen die Jungs eigentlich nach Hause?", fragte ich und wir machten uns, nachdem man uns unsere Flaschen gegeben hatte, wieder zurück auf den Weg zur Bühne. „Nach dem Abschluss der Warped Tour bleiben sie mit den anderen britischen Bands noch ein Monat oder so und fliegen dann wieder zurück nach London", erklärte sie und ich nickte. „Und wie lang bleiben wir Zwei noch hier?", fragte ich und stellte mich wieder auf meinen ursprünglichen Platz neben der Bühne. Sammy zuckte mit den Schultern und begann wieder, Ben mit ihren Augen zu verfolgen. Ich schnaubte und nahm einen Schluck aus meinem Glas, bevor ich meine eigentliche Tätigkeit wieder aufnahm und lautstark mitgrölte.

„Ihr wart der HAMMER!", quietschte Sammy und sprang Ben in die Arme. „Ich weiß", lachte er und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. „Hey Lana?", fragte James, nachdem er auf meine Schulter tippte. Ich drehte mich zu ihm um und er zog mich an seine Seite, den Arm um meine Taille gelegt. „Was?", fragte ich und schnappte mir das Bier aus seiner Hand. „Kann ich mal wieder im Tattoostudio vorbeischauen, wenn wir von der Tour zurück sind, ich hab da so eine schräge Idee im Kopf", erklärte er und ich lehnte meinen Kopf an seinen Oberarm. „Solang du nicht auch Smileys auf die Knie haben willst, kannst du kommen, aber das tätowiere ich niemals wieder", lachte ich und starrte Ben dabei finster an, der so tat als fühle er sich damit nicht angesprochen.

...

Wir hatten uns mittlerweile wieder im Bus verteilt und ich saß mit Sammy auf den Stufen hinter der Bustür. „In welche Gegend fahren wir jetzt eigentlich?", fragte ich und sah kurz von meinem Smartphone hoch. „Salt Lake City", murmelte Sammy, die gerade versuchte aus dem Fenster hinaus ein Foto zu schießen. Das war ganz und gar nicht gut. „Wann sind wir dort?", fragte ich und steckte mein eigenes Handy zurück in meine Tasche. „Morgen, so gegen Mittag", erklärte sie und stand auf. Ich konnte nicht zurück nach Salt Lake City! Ich hatte dafür gekämpft, dass ich von dort überhaupt weggekommen war, ich konnte dort nicht so mir nichts dir nichts einfach wieder auftauchen, als wäre nie was gewesen. Was wenn ich einem von ihnen über den Weg laufen würde? Oder ich erkannt werden würde? Dann würde die Hölle über uns herein brechen! Ich atmete ganz tief durch und runzelte dann meine Stirn. „Warum steht dieses Jahr eigentlich Salt Lake City auf dem Plan?", brüllte ich durch den Bus und James steckte den Kopf aus der Lounge. „Weil Vans Warped Tour noch nie im Bundesstaat Utah war und sie sehen wollen, ob sie es mit aufnehmen sollen oder nicht", erklärte er und verschwand, wobei er die Schiebetür hinter sich wieder leise zuzog. Ach auf einmal hatten sie Interesse an Salt Lake City, diesen gottverdammten Ort. Sie sollten da mal lieber weg bleiben, bevor sich die dort ansässigen Vorstadt-Zombies durch ihre Hirne fraßen. Na ja, aber nun war es sowieso schon zu spät, um irgendwas zu machen, jetzt ging es nur noch darum, den Schaden möglichst klein zu halten.

In Love with the Leadsinger (Denis Stoff FF) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt