Akt XIII: Get off your knees

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Akt XIII: "Get off your knees!"

Die Tür knarrte leise und ich horchte in die Stille der Wohnung hinein. Gut, es schien, als wäre keine Sam im Wohnzimmer und Alec war schon schlafen. Ich sperrte die Haustür ab und schlüpfte aus meinen Schuhen, bevor ich meine Jacke an den Hacken hing und so leise es ging durch den dunklen Flur tapste. Und jetzt nach rechts, in die Küche. Ich drehte mich um 45° und lief gerade aus, nur um mit dem Zeh am Türpfosten hängen zu bleiben und mir dann, um nicht laut aufzuschreien, auf die Zunge zu beißen. Die nächsten Minuten stand ich auf einem Fuß und winselte wie ein getretener Hund, bis der Schmerz nachließ. Ich kannte mich also in meiner Wohnung so gut aus, dass ich mir jedes Mal, wenn ich nachts in die Küche wollte, den kleinsten Zeh verstümmelte. SUPER, da musste ich mir ja um nichts mehr Sorgen machen. Ich hüpfte auf einem Bein so gut ich es koordinieren konnte durch das Zimmer und krallte mich dann am Spülbecken fest, bevor ich umfallen konnte. Hürde eins, war schonmal gemeistert. Ich griff nach einem Glas, das im Abtropfkorb stand und suchte dann nach dem Whiskey, von dem ich wusste, dass er hier irgendwo rumstand. Ich fand dir Flasche auch relativ schnell und goss mir den Inhalt großzügig ins Glas, bevor ich ins Wohnzimmer humpelte und das Licht anschaltete. Ich starb in dem Moment fast an einem Herzinfarkt. Sammy saß auf meiner Couch, mein Kater auf ihrem Schoß und ihre Augen zusammengekniffen. SHIT!

„Wo warst du?", verlangte sie auf der Stelle zu wissen und ich schluckte schwer. „In der Küche?", murmelte ich leise und sie schnaubte. „Ich frag dich nochmal, wo warst du?" „Ich war mit einem Freund LaserTag spielen und danach waren wir in einer Bar", erklärte ich und setzte mich ebenfalls, aber mit einem beträchtlichen Abstand zwischen mir und Sam, auf das Sofa. Batsy kam sofort schnurrend zu mir herüber und schmiegte sich an meine Seite. „Andy?", fragte sie und nahm einen Schluck aus der Flasche, die vor ihr stand. Ich schüttelte den Kopf. „Kennst du nicht", nuschelte ich und trank mein Glas in einem Zug aus. „Wer war es? Und warum kenn ich ihn noch nicht, wenn ihr befreundet seit?", stocherte sie weiter nach und drehte nun ihren kompletten Körper in meine Richtung. „Ist nicht wichtig", blockte ich ab und stand auf. „Brauchst du eine Decke, oder fährst du nach Hause?", fragte ich sie, als ich schon halb zur Tür raus war. Sie antwortete nicht.

...

Dieses Mal wachte ich vor meinem Wecker auf. Ich hatte tatsächlich sogar geschlafen! Mühsam stand ich auf und wanderte durch die noch abgedunkelte Wohnung in die Küche, um die Kaffeemaschine zum Leben zu Erwecken. Leise öffnete ich die Tür zum Wohnzimmer und lugte hinein, um Sam schlafend auf der Couch vorzufinden. Batsy lag zu ihren Füßen und sah kurz auf, als er mich bemerkte, bevor er seinen Kopf wieder in die Decke drückte. Ich drückte die Tür wieder leise ins Schloss und mich wieder meiner piependen Kaffeemaschine widmete. Sie hatte wohl eine Fehlermeldung. Ich prüfte nach und goss Wasser nach, bevor ich meine Tasse unter stellte und darauf wartete, dass mein Kaffee endlich fertig sein würde. In den Minuten in denen ich wartete, kam schließlich auch eine ziemlich verschlafene und zerzauste Sam in die Küche, sich die Augen reibend. „Ich hab Kaffee gerochen", stellte sie fest und gähnte herzhaft. „Ja, meinen", antwortete ich lächelnd und griff nach meiner Tasse, um etwas Milch rein zu gießen. „HaHa", murrte sie sarkastisch und suchte nach einer sauberen Tasse. Ich sollte den Geschirrspüler echt mal wieder einschalten. Sie fand schließlich doch noch eine, die mit Mickey Mouse bedruckt war und seit mindestens einem Jahrzehnt in meinem Schrank Staub ansammelte, aber immerhin war sie sonst sauber! Als schließlich auch Sammy's Kaffee durchlief rubbelte sie wieder müde mit dem Handrücken über ihre Augen, um die schwarzen Streifen mit genervtem Blick zu mustern. „Ich hätte mich gestern doch noch abschminken sollen", grummelte sie schließlich, als sie sich zu mir setzte und das Nutella in ihre Gewalt brachte.

...

„Hey, Lana?", rief mein Boss nach mir und ich sprang von meinem Schreibtischstuhl hoch, wobei ich nicht bedacht hatte, dass der immer noch unter einem Tisch stand. Das Ende der Geschichte sah ungefähr so aus, dass ich mir meinen Oberschenkel wimmernd hielt und mich auf dem Boden rollte. Verdammter Stuhl und Scheiß Tisch! „Was genau machst du da drin?", fragte er vom Nebenzimmer aus und lachte. Arsch! Ich zog mich an meinem Tisch hoch und rieb noch ein paar Mal über die schmerzende Stelle, als ich dann nach drüben ging. Das würde ein blauer XXL-Fleck werden, das hatte ich im Gefühl. Ich trat ein, ohne zu Klopfen. Warum auch? „Wie machen wir es dieses Jahr mit der London Tattoo Convention?", fragte er und ich verdrehte die Augen. Ich hasste es! Überall nur Männer, die meinten, sie würden den Job am Besten machen. „Nimm Andy mit", zischte ich und verschwand wieder. Ich wusste, dass er mich mitnehmen würde, ob ich wollte oder nicht, aber er sollte ruhig wissen, dass ich keine Lust hatte. Natürlich waren nicht nur Männer auf der Tattoo Con vertreten, es waren genug Frauen da, aber die waren nichts so bekannt und gewannen im Allgemeinen auch weniger Preise als Männer. Unser Studio machte bei den Wettbewerben nie mit, aus dem Grund, weil wir kein Motto hatten. Wir tätowierten alles!

In Love with the Leadsinger (Denis Stoff FF) ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt