Capter 6

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Im Flur rannte ich in eine beliebige Richtung, hielt mich immer versteckt, falls er jemanden Bescheid gegeben hatte.

Endlich fand ich die Haustür und flüchtete nach draußen. Auf jeden Fall hatte ich was ganz anderes erwartet. Vielleicht mehr kriminelleres oder gefährliches, doch keine einzelne Häuser mit Kindern, die ihm Vorgarten spielten. All das hatte ich Nachts nicht gesehen?

Die ganze Aufmerksame lag auf mir. Meine Haare mussten bestimmt wie ein Vogelnest aussehen und erstmal dieses T-Shirt...

Um das könnte ich mich später kümmern, wichtig war nach Hause zu kommen. Dad machte sich bestimmt Sorgen! Wo war ich hier?

»Mira!«

Die Menschen sahen mich mit großem Augen an.

»Ich war nie hier, ok.«, sprach ich zu jedem und hob meine Hände zu einer mahnenden Geste. Schnell wie weg hier.

Hastig drehte ich mich und rannte mit einem panischen Blick hinter mich Richtung Wald. Doch bis dahin kam ich nicht, denn ein starker Körper brachte mich zum Stehen, indem ich voller Wucht daran knallte.

»Warum bist du dann noch hier, wenn du nie hier warst?«, grinste Seth und warf mich schneller als ich denken konnte über seine Schulter. Off.

»Lass mich los!«, drohte ich ihm und schlug blind auf seinen Rücken ein. Mit mir auf seinen Schulter lief er zurück in das Haus, ging die Treppen hoch, die ich zuvor benutzt hatte und warf mich auf etwas weiches.

»Du Mistkerl.«, zischte ich und verschränkte meine Arme ineinander. Ich wollte nach Hause.

»Du wirst hier warten, bis Calion kommt, verstanden?«

Ich nickte bloß, ich hatte keine andere Wahl. Prüfend kniff er seine Augen zusammen, doch trat aus dem Zimmer und schloss die Tür. Dann hörte ich ein Klicken, worauf ich sofort aufstand und versuchte die Tür zu öffnen. Er hat abgeschlossen!

Den Tränennahe ließ ich mich die Tür heruntergleiten und vergrub mein Gesicht zwischen meinen Beinen. Dad machte sich bestimmt schon Sorgen und suchte die ganze Stadt nach mir ab. Oh Dad, bitte hol mich zurück nach Hause.

Ein Schluchzen entwich meinem Mund.

»Mira?«, hörte ich jemanden sagen, dann spürte ich, wie mich jemand in seine geborgenen Armen zog. Hilfesuchend klammerte ich mich an Calion und weinte mich aus.
»Lass mich gehen, bitte.«, wimmerte ich und krallte mich in sein Oberteil.

Kurz war es still.
»Ich kann nicht.«, sagte er und drückte mich fester zu sich, weshalb ich mich von ihm losrieß. Mit verheulten Augen sah ich zu ihm hoch, doch erwiderte nichts. Ich war viel zu ausgelaugt und erschöpft.

»Wie wär's, wenn wir runter zu den anderen gehen und zu Mittag essen? Du hast bestimmt schon Hunger.«, sprach er sanft und ruhig zu mir und half mir behutsam hoch.

Nachdem er mir einer seiner Jogginghose gegeben hatte, gingen wir runter zu den anderen, wer auch immer das war.

Calion

Miras Schluchzen war unüberhörbar. Besorgt stand ich vor der Tür und wollte sie bloß in meine Arme wiegen und all ihren Kummer mit mir teilen. Sie war nach dieser kurzen Zeit mein Ein und Alles.

Durch das Fenster kam ich in mein Schlafzimmer und sah sie weinend vor der Tür sitzen. Dieser Anblick brach mir beinah das Herz. Schon hatte ich sie schützend zu mir gezogen und gab ihr einen Kuss auf ihren Kopf.

Ich konnte sie nicht gehen lassen, dafür war sie mir zu wichtig. So etwas hatte ich noch nie gefühlt.
Meine Gedanken kreisten nur um sie. Ihre Tränen werde ich durch Lachen ersetzten. Sie wird bei mir am besten aufgehoben sein.

»Besorg ihr was zu essen«, unterbrach mein innere Wolf mich und kratzte an der Oberfläche, was ich allerdings unterdrückte. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich unter Kontrolle hätte, wenn mein Wolf die Oberhand gewinnen würde. Ich würde mir das nie verzeihen, wenn ich sie verletzten würde.

Sobald ich ihr einer meiner Jogginghose gab, schnurrte mein Wolf auf und freute sich, dass unser Duft ihren bedeckte. Jeder wüsste, dass sie zu mir gehört.

Mira und ich befanden uns jetzt im Flur und liefen die Treppe herunter. Sie hielt Abstand zu mir, nachdem wir das Zimmer verlassen hatten. Es schmerzte, doch sobald wir unten waren und einiger unserer Krieger an uns vorbei gingen und unsere Luna neugierig musterten, rückte sie leicht ängstlich näher zu mir und ich und mein innerer Wolf knurrten leise, erfreut auf.

»Du brauchst keine Angst von deinem Rudel zu haben.«, versuchte ich sie zu beruhigen. Ich spürte ihren Blick auf mir. Möglicherweise hielt sie mich für verrückt, doch ich wollte das Gegenteil beweisen, sobald ich als Wolf vor ihren Augen stand.

Aus dem Esssaal herrschte großes treiben. Jeder hier im Raum unterhielt sich lautstark mit seinem Sitzpartner und tranken genüßlich aus ihren Bechern. Die meisten Frauen saßen zusammen an einem Tisch und unterhielten sich über den aktuellen Klatsch und Tratsch. Die Stimmung war angenehm und friedlich, was mich erleichterte, für Mira wäre es ziemlich abstoßend, wenn sie zum ersten Mal Zeuge von Kämpfen in der Küche wäre.

Augenblicklich wurde es still, alle Blicken waren auf uns gerichtet. Unbehaglich verlagerte Mira ihr Gewicht auf das andere Bein. Kurzhand nahm ich ihre Hand und wir setzten uns an einem der Tische. Es war immer noch still im Raum, weshalb Mira ihr Gesicht gesenkt hielt.

»Verhaltet euch normal«, befiehl ich jedem per Gedanken und sofort erwachte wieder Leben im Saal. Mira war es sichtlich unangenehmen die Aufmerksam auf sich gezogen zu haben, doch daran sollte sie sich gewöhnen. Sie beansprucht einen hohen Rang im Rudel.

»Immer müsst ihr alles in Sekunden schnelle aufgegessen haben.«, beschwerte sich Ingrid, die gerade einen schweren Topf aus der Küche heraus schleppte. Zwar hatte ich ihr immer wieder angeboten jemand anderes für die Küche einzuteilen, doch sie lehnte immer strikt ab und beteuerte, dass sie die Küche nicht anderen überlassen konnte. Ich glaubte, sie hatte das Gefühl, dass sie sich um das Rudel wie um ihre eigenen Kindern kümmern muss.

Aus dem Augenwinkel sah ich wie Mira ihre Stirn runzelte und dabei einfach niedlich aussah. Gerade wollte ich mich zu ihr wenden, als ich sah, dass sie nicht mehr auf ihren Platz saß. Wütend knurrte ich auch, doch verstummte. Mira nahm mit einem kleinen Lächeln Ingrid den gefüllten Topf aus der Hand und setzte ihn dort ab, wo Ingrid hindeutete.

Währenddessen warf mir sie einen bedeutsamen Blick zu, der so viel heißt wie: »Sie gefällt mir.«
Ich fühlte, wie meine Brust vor Stolz platzte.

Sie wird eine perfekte Luna, mi luna.

†††

Mi luna - Meine Luna.

Mr. AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt