4 - 'Reden'

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Amaya

"Yeah!", schrie ich, als ich mit dem Skateboard das Gelände der Treppe runterbretterte.
Mein Geburtstag war jetzt schon drei Tage her und ich hatte beschlossen, dass es nichts bringen würde, wenn ich mich verkroch wie ein Einsiedlerkrebs. Im Gegenteil, ich verletzte die Menschen, die mir wichtig waren. Darum hatte ich zu meinem alten, unbeschwerten Selbst zurück gefunden. Es war, als wäre nichts passiert und diese kleine Blase, des Vergessens, die ich um mich herum erschaffen hatte, schützte mich vor dem Schmerz, der mich jeden Moment wieder in das tiefe Loch, aus dem ich nur mit Mühe herausgekrochen war, stürzen könnte.
Also hatte ich mir eines meiner Geschenke gekrallt und ausgepackt. Überraschenderweise war es ein Skateboard. Er hatte mir immer verboten mit solchen Teufelsdingern, wie er sie nannte, zu fahren. Aber mich faszinierten sie und die waghalsigen Tricks ließen mich meinen Schmerz leichter verdrängen.

Ich fuhr gerade durch die Flure der Villa, als mir plötzlich jemand entgegenkam. Ich versuchte zu bremsen. Die Betonung lad auf 'versuchte', da ich keine Ahnung hatte wie das ging. Also versuchte ich das Board irgendwie in die Querlage zu bringen um so zu bremsen wie beim Snowboarden. Leider ging das gewaltig schief und ich landete auf dem Boden. Das Skateboard fuhr weiter und wurde von einem misstrauisch dreinblickenden Alexej aufgehalten. Er stieg mit einem Fuß vorne drauf, so dass es direkt in seine ausgestreckte Hand flog. Wie hat er das denn gemacht?
"Was tust du da?", fragte er mich und reichte mir seine Hand um mir aufzuhelfen, nachdem er sein Handy weggesteckt hatte.
Ich rappelte mich ohne seine Hilfe auf und zog eine Augenbraue hoch. "Wonach sieht's denn aus?"
"So wie du dich anstellst? Danach, dass du dir denn Hals brichst", erwiderte er todernst.
Ich verdrehte die Augen. Als ob.
Ein Finger legte sich unter mein Kinn und zwang mich in sturmgrauen Augen zu sehen. Sie waren tatsächlich dunkler als sonst. War er wütend?
"Verdrehe nie wieder dein hübschen Äuglein. Zumindest nicht mir gegenüber." Sein Finger strich meinen Kiefer entlang, so dass mir ein wohliger Schauer über den Rücken rann.
Ich räusperte mich kurz um Fassung ringend. Wieso brachte mich eine solche Berührung so aus der Fassung? Vielleicht, weil sie von ihm kommt? Schnell vertrieb ich diesen Gedanken ohne näher auf ihn einzugehen.
"Krieg ich jetzt mein Skateboard wieder?", fragte ich ihn mit leicht genervter Stimme, die meine Verwirrung überspielte.
"Nein." Er nahm seine Hand weg und sah mich ausdruckslos an.
Ich zog die Augenbrauen zusammen. "Wieso nicht?"
"Weil du dich damit verletzen könntest."
Ich schnaubte. "Welcher Idiot verletzt sich mit einem Skateboard?"
Daraufhin zog er eine dunkle Augenbraue hoch und sah mich mit einem Wo-warst-du-gerade-Blick an. "Du", erwiderte er schlicht.
Ich machte einen Schmollmund und sah ihn mit meinem Hundeblick an. "Das ist aber nicht nett", meckerte ich.
"Deine Sicherheit geht über Freundlichkeit", erklärte er, als wäre das das Logischste auf der Welt.
Ich würde wütend. Mit was sollte ich mich denn nun beschäftigen? Wenn er mir das Skateboard wegnahm, dann würde ich in Langeweile versinken und mit dem Nichts-tun kamen die Erinnerungen und die Gedanken, die mich, immer wenn es ruhig war, heimsuchten.
"Das kannst du nicht machen!", rief ich aufgebracht wie ein trotziges Kleinkind. Ich konnte nicht anders. Ich hatte Angst vor den Gedanken.
Anscheinend hatte irgendetwas meine Angst verraten und der Blick des Wolkenkratzers wurde weicher. "Es geht nicht um das Skateboard, oder?"
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich schüttelte meinen Kopf und senkte diesen.
Er seufzte auf und kam auf mich zu. Im nächsten Moment fand ich mich in seinen warmen Armen wieder. Ein Seufzen entwich mir und ich ließ mich von ihm halten. Seine starken Arme vermittelten mir ein Gefühl der Sicherheit. Ich fühlte mich geborgen.
"Gehen wir auf mein Zimmer?", nuschelte er in mein Haar.
Mir war klar, was jetzt folgte. Er würde 'reden' wollen. Ich wollte aber nicht. Ich war mir nicht sicher, wie lange ich seinem sanften Blick und den behutsamen Fragen standhalten konnte. Ich hatte Angst, dass meine Fassade riss. Er sollte mich einfach weiter halten und am besten mit geschlossenem Mund.
Als ich nicht antwortete, seufzte er leise und drückte mich noch näher an sich. Das schätzte ich so sehr an Alexej. Man musste nicht reden, damit er einen verstand. Er beobachtete und hörte auf das, was ungesagt blieb. Darum war er mir auch ein so guter Freund in der Zwischenzeit geworden. Er war für mich da, verstand mich, unterstützte mich. Ohne ihn würde ich immer noch in dem tiefen Loch meiner Trauer um ihn stecken. Er war derjenige, der mich Stück für Stück rausgezogen hatte und mit der Überraschungsparty endgültig das Eis gebrochen hatte. Er hatte sich so sehr um mich gesorgt, so dass ich ihm nicht schon wieder zu Last fallen wollte. Und das würde ich, wenn ich ihm von meinen depressiven Gedanken, den Alpträumen und dem Tanz am Abgrund erzählte.
Er hatte schon genug getan. Ich wollte ihm nicht noch mehr aufbürden.
Unerwartet drückte er mich von sich weg, griff unter meine Kniekehlen und um meinen Rücken und hob mich hoch. Erst jetzt fiel mir auf, dass er mein Skateboard auf den Boden gelegt hatte. Er trug mich auf seinen Armen die Treppe nach oben.
"Wolkenkratzer, ich weiß, dass du stark bist, aber ich kann auch laufen", erklärte ich ihm sachlich. Also wirklich ... Es war ja süß gemeint, aber wirklich unnötig. Als ich jedoch das leichte Zucken seiner Mundwinkel wahrnahm, verstand ich, dass es das sichtlich genoss.
Ich verdrehte die Augen und richtete meinen Blick nach vorne. Männer! Und dann sagen die, dass wir kompliziert waren.

In seinem Zimmer setzte er mich auf dem Bett ab und zog sich das Hemd über den Kopf. Sofort schossen meine Augenbrauen nach oben und ich blickte ihn verdutzt an. Was sollte das werden, wenn's fertig war?
Als der nun oberkörperfreie Alexej meinen Blick bemerkte, grinste er schelmisch. "Mir ist heiß."
"Aha", machte ich nur und beobachtete ihn misstrauisch. Mir gefiel zwar die Aussicht, seine breiten Schultern, die Muskeln, das Sixpack, das würde wohl jede Frau zum Sabbern bringen, jedoch war klar, dass er mich damit nur ablenken wollte.
Er schmiss sich neben mich aufs Bett, nachdem er seine Jeans mit eine Jogginghose getauscht hatte. Natürlich hatte ich da weg gesehen. Zu viel war zu viel.
Aber nun zog er mich an meiner Hüfte zu sich, so dass ich beinahe mein Gleichgewicht verloren hätte und auf ihn gefallen wäre, hätte ich mich im letzten Moment nicht noch mit einer Hand auf seiner Brust abgefangen.
O Gott, diese Muskeln!, war mein erster Gedanke, als meine Hand auf seine nackte Brust traf.
"Alles okay?", fragte mich der Besitzer dieser Muskeln besorgt, da ich mich nicht sofort wieder aufgerichtet hatte.
Schnell legte bejahte ich und legte mich seitlich an ihn gekuschelt neben ihn. Meine Hand ließ ich wo sie war.
"Also", fing Alexej nach einer Weile des Schweigens an, "Willst du anfangen oder soll ich?"
Ich stöhnte frustriert auf. Ich sagte doch, er wollte 'reden', aber ich wollte nicht. Deshalb vergrub ich meinen Kopf an seiner Schulter und versuche ihn auszublenden. Er ließ sich davon jedoch nicht beirren und begann zu reden.
Das würde noch sehr lange dauern.

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Hey, ich bin's nach einer langen Woche wieder.
Tut mir leid, dass so lange nichts von mir kam, aber ich war im Urlaub und konnte nicht updaten. Eigentlich wollte ich vor dem Urlaub noch ein Kapitel schreiben und euch benachrichtigen, aber hab es dann doch nicht geschafft. Wenn ihr das nächste Mal so ein Info-Kapitel wollt, dann sagt mir Bescheid.
Ich persönlich möchte solche Kapis nicht, da man sich dann so auf ein neues Kapitel freut und es dann nur eine Info ist, aber wenn ihr wollt dann mach ich es für euch trotzdem.
- 1197 Wörter -

Eure
Starlight-belle

P.S. Ich habe im Urlaub an einer neuen Geschichte gearbeitet und würde gerne wissen Wochen Namen ihr schöner findet: Maya oder Daylia (Aussprache: Day wie 'Tag' auf Englisch und dann noch ein Lia dranhängen)

The Daughter of The Mafiaboss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt