10 - Geständnis

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Alexej

Ich sah Michael scharf an, als wir wieder in der Küche waren, denn es war mir sofort klar, was, während Amayas und meiner kurzen Abwesenheit, geschehen war. Wie sie es geschafft hatten sich in so einer kurzen Zeit so nahe zu kommen, blieb mir zwar ein Rätsel, aber ich wollte nicht, dass er meinen Engel in seine kleinen Spielchen mit hineinzog.
Bevor die beiden Frauen nämlich gekommen waren, hatten wir gerade über Frauen im Allgemeinen gesprochen, da er mir immer noch nicht bedenkenlos bezüglich Amaya vertraute. Was für mich auch kein Problem war, es war verständlich, dass er mir nicht einfach so vertraute, vor allem weil meine Kleine noch so jung und unerfahren war. Aber dass er so etwas abzog, während diese sich im nebenanliegenden Raum befand fand ich jetzt umso unverständlicher. Für sie war er nämlich ein großes Vorbild, wie ein großer Bruder zu dem sie aufschaute und ihm war das offenbar nicht bewusst, denn diese Aktion mit Chloe war mehr als nur unbedacht.
Bei unserem Gespräch hatte er mir nämlich verraten, dass er bereits ein Auge auf die neue Haushälterin geworfen hatte, jedoch nicht sicher war, ob sie etwas mit ihm anfangen würde, wenn sie es wüsste. Anscheinend hatte sich dieses Problem gerade gelöst.
"Was ist passiert?", fragte mein Engel mit ihrer lieblichen Stimme völlig ahnungslos. Irgendwie machte mich diese Naivität nur noch mehr an. Dabei war ich bisher nur mit erfahreneren Frauen zusammen und hätte niemals gedacht, dass eine junge, unerfahrene Frau mir mal dermaßen den Verstand rauben würde. Jedoch war genau dies geschehen, denn mit ihrer kindlichen Freude und vor Unschuld strahlenden Schönheit hatte sie mir in Windeseile den Kopf verdreht.
"Nichts", stotterte Chloe verlegen und mit knallroten Wangen, während sie sich bückte um die Scherben aufzuheben.
Michael stand derweil bloß daneben und beobachtete sie. Hatte dieser Mann denn wirklich gar keine Manieren?
"Willst du ihr nicht vielleicht helfen?", wies ich ihn auf sein Verhalten hin. Erschrocken blickte er zu mir und bückte sich, dann um der sich schämenden Chloe zu helfen. Als die beiden sich schließlich wieder aufrichteten, zischte Michael kurz vor Schmerz. Sofort eilte mein Engel an seine Seite, was mich meine Augenbrauen zusammenziehen ließ. Sie soll bei mir bleiben, dachte der unvernünftige Teil von mir. Der vernünftige Teil verstand, dass sie ihm nur helfen wollte und ich beschloss ihr zu helfen, damit sie so schnell wie möglich wieder bei mir sein konnte. Während sich Michael mit schmerzverzerrtem Gesicht die Seite hielt, nahm ich seinen rechten Arm und legte ihn mir über die Schultern um ihn zu stützen. Meine Kleine betrachtete dies mit sorgenvoller Miene und ihre dunklen Augen folgten jeder meiner Bewegungen, als wäre sie eine Mutter die ihr Baby beschützen musste. Kurz flimmerte ein Bild von ihr mit meinem Kind in den Armen vor meinem geistigen Auge und mein Herz begann zu rasen. Ich hievte Michael auf einen Stuhl im Esszimmer, während ich mir vorstellte wie es wohl sein würde Amaya meine Frau nennen zu dürfen. Wahrscheinlich würde dies noch eine ganze Weile dauern bis sich dieser Wunsch erfüllte, jedoch klang es allein in meinem Kopf schon wunderschön.
"Danke", ächzte Michael, was ich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Als er saß eilte sofort mein Engel zu ihm und kniete sich vor ihn hin um ihn mit Fragen zu überhäufen. Und mit Fürsorge. Denn sie kümmerte sich so süß um ihn, dass ich mir beinahe wünschte selbst verletzt zu sein, damit auch mir diese Fürsorge zu Teil wurde.
"Komm, Amaya, setz dich", sagte ich und zog ihr einen Stuhl heran, damit sie sich neben Michael setzen konnte, auch wenn ich viel lieber neben ihr gesessen wäre.
Widerspruchslos setzte sie sich, wandte ihre Augen jedoch nicht von ihrem Baby ab. Genervt stieß ich die Lift aus und setzte mich gegenüber von den beiden. Schließlich kam auch Chloe, die einen Verband und irgendeine Creme in den Händen hielt. Errötend schaute sie zu Michael. "Ich habe diese Creme in der Tasche mit den Verbänden gefunden. Ihr Arzt hat sie angewiesen sie auf die Wunde zu verteilen, richtig?", fragte sie unsicher. Michael nickte. "Wenn sie wollen", fuhr sie fort, während sie versuchte nicht beschämt den Blick zu senken, "kann ich sie Ihnen auftragen ... und den Verband wechseln. Ich war mal in einem Erste-Hilfe-Kurs und kann das ganz gut", meinte sie verlegen stammelnd. Michael war aber schon ein richtiger Idiot. Es war von Anfang an klar, was sie tun wollte und er ließ sie noch zappeln, anstatt gleich mit ihr zu gehen.
Ich sah zu dem besagten Idioten, der die junge Frau, mit strahlenden Augen taxierte. Ich verdrehte die Augen. Mir war klar worin das Verband wechseln enden würde und solange sie nicht das komplette Haus wach schreien würden, war er mir auch gleichgültig. Eigentlich kam mir ihr Verschwinden sogar ziemlich gelegen, da ich nun mit meinem Engel alleine war und mit ihr reden konnte. Und diesmal konnte sie mir nicht davonlaufen.
Dies bemerkte sie wohl auch, denn sie sprang abrupt auf und meinte übereilt: "Ich komme mit", und wollte schon aus dem Zimmer stürzen, als Chloe sie aufhielt. "Keine Sorge ich kümmere mich gut um ihn. Esst du und Mr Orlow derweil die Lasagne. Es wäre doch zu schade, wenn niemand sie essen würde, während sie noch frisch ist." Dabei betrachtete sie Amaya mit einem bedeutungsvollen Blick. Meine Kleine schluckte und schielte vorsichtig zu mir rüber, als ob ich sie gleich anfallen würde. Derweil biss sie sich auf die Lippe, sodass mein Blick zu ihren vollen, fein geschwungen Lippen schweifte. Wie es wohl wäre sie zu küssen?
"Okay", gab sich mein Engel schließlich geschlagen. Ich musste unbedingt herausfinden, was mit ihr los war. Dieses Verhalten von ihr war unerträglich.

"Und was haben du und Chloe sonst noch so gemacht bis auf Wäsche waschen?", fragte ich um ein Gespräch in Gang zu bringen. Ich wollte sie nicht wieder dazu drängen mir etwas zu erzählen, wenn sie es wollte, darum versuchte ich ihr zu zeigen, dass sie ich eine Bezugsperson sin konnte, wenn sie mal Probleme hatte. Vielleicht erzählte sie mir dann was los war. Ich musste bloß ihr Vertrauen zurück gewinnen, auch wenn ich nicht den blassesten Schimmer hatte wie ich es verloren hatte.
"Geredet", antwortete sie knapp und stocherte weiter in ihrem Essen herum.
Ich seufzte frustriert auf. "Und würdest du mir die Ehre erweisen mit mir zu reden?"
Sie blickte mich verwirrt an. "Tu ich doch."
"Nein, tust du nicht. Du weichst mir aus, antwortest mit knappen Sätzen, die nur aus einen Wort bestehen und siehst überall hin außer zu mir."
Erst nach diesen Worten sah sie mir in die Augen. Ihr Blick schuldbewusst, als wäre ihr nicht bewusste gewesen wie sich das für mich angefühlt hatte. Sie öffnete ihren Mund um sich wahrscheinlich bei mir zu entschuldigen, stattdessen fragte sie mich gerade heraus: "Bist du in mich verknallt?"
Perplex riss ich meine Augen auf. Dies deutete mein Engel natürlich falsch und fing an sich herauszureden: "Es tut mir leid. Ich meinte das nicht so. Natürlich stehst du nicht auf mich. Nur hat Zoey gesagt - aber wieso glaube ich ihr auch - sie hat ja auch gesagt, dass ich liebenswert bin, was ich definitiv nicht bin", stammelte sie haltlos.
Auf der Stelle schüttelte ich meinen Kopf und widersprach ihr: "Du bist das wunderschönste Wesen, das mir je begegnet ist und wenn ich dich ansehe würde ich am liebsten allen Menschen auf der Welt die Augen auskratzen, damit sie dich nicht sehen können, egal ob Mann oder Frau. Du bist so süß und lieb und unschuldig. Seit ich dich kenne, habe ich noch nie gesehen wie du dich verstellt hast und das bewundere ich an dir. Manchmal denke ich sogar, dass dir gar nicht bewusst ist wie schön du bist, weil du plötzlich so schüchtern wirst. So wie jetzt gerade. Aber wenn du etwas willst oder jemanden beschützen willst der dir am Herzen liegt, kannst du zur Furie werden, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann wie du jemanden weh tun könntest. Du bist einfach so natürlich und einfach nur du und es ist dir egal was andere denken, denn du hast es nicht nötig ihnen zu zu hören. Wenn du wolltest könntest du nämlich alles machen, alles sein was du dir jemals gewünscht hast. Und das einzige das ich mir wünsche seit ich in dieses Haus getreten bin, ist, dass ich an deiner Seite stehen darf, dich unterstützen, dich auffangen und dich lieben darf. Denn du bist für mich von Anfang an kein Job gewesen, sondern das Wichtigste auf der Welt. Und solange du glücklich bist, bin ich mehr als dankbar dafür dein Lächeln bewundern zu dürfen."

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Hi,
ich melde mich mal wieder nach einer langen Zeit des Schweigens, wofür ich mich entschuldige, aber irgendwie hab ich es einfach nicht geschafft dieses Kapitel zu schreiben und heute ist mir dann die erleuchtende Idee gekommen das Kapitel nicht wie sonst aus Amayas Sicht zu schreiben, sondern aus Alexejs und dann hab ich losgetippt. Und tada, jetzt ist es vollbracht.
- 1434 Wörter -
Wie findet ihr das Kapitel aus Alexejs Sicht? Und was sagt ihr zu seinem Geständnis?

Eure
Starlight-belle (die euch hoffentlich bald wieder mit einem Kapitel beehren kann)

The Daughter of The Mafiaboss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt