0 - Regnerische Nacht

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Amaya

Die Nacht war wunderschön. Zwar regnete es in Strömen, aber genau das fand ich ja schön. Meine Mutter hatte mir als ich noch klein war immer Geschichten erzählt, dass jedes Mal wenn ein Wassertropfen auf die Erde fiel irgendwo auf der Welt eine neue Fee geboren wurde.
Mir war klar, dass diese Geschichten erfunden war, aber ich war immer noch, obwohl ich mittlerweile siebzehn Jahre alt war, fasziniert von der Vorstellung, dass es Feen oder Übernatürliches im Allgemeinen geben könnte. Wäre das nicht unendlich cool? Nicht sowas wie Vampire, auch wenn ich Vampirbücher liebte, sondern eher so etwas Märchenhaftes wie Waldgeister oder Gestaltwandler. Gott, ich würde mich so gerne in ein Tier verwandeln können. Das wäre einfach so cool.
Als der Wind sich verstärkte und der Regen mit höherer Geschwindigkeit auf mein Fenster, vor dem ich saß, prasselte, schreckte ich aus meinen Gedanken hoch und sah wieder raus. In diesem Moment blitzte es und kurz danach folgte auch schon der Donner. Gebannt starrte ich aus dem Fenster. Mich faszinierten Naturgewalten, auch wenn es nur ein einfaches Gewitter war. Die Vorstellung was Mutter Natur alles machen konnte, ließ mich gespannt den Atem anhalten.
Mein Lieblingsnaturspektakel, wenn man es denn so nennen konnte, war tatsächlich ein simples Gewitter. Wenn man mich aber fragte, was meine Lieblingsnaturkatastrophe war, dann müsste ich jedoch immer sagen, dass es Tsunamis waren.
Ich hatte zwar noch nie einen Tsunami miterlebt, weswegen ich auch ziemlich froh war, aber es ist schon beängstigend zu sehen wie sich die Erde, beziehungsweise in diesem Fall das Meer, sich das zurück holte, was ihm gehörte.

Das klang jetzt vielleicht etwas hart, aber die Menschen waren auch selber Schuld. Sie mussten ja die Natur zurückdrängen und versuchten diese im Zaum zu halten, was natürlich nicht funktionierte. Nach all dem Chaos, das die Menschen schon auf der Welt hinterlassen haben, wäre ich auch irgendwann ausgerastet und hätte mir alles zurückgeholt. Auch wenn Meteorologen behaupteten es gäbe für Vulkanausbrüche, Erdbeben, und so weiter, logische Erklärungen, war ich der festen Überzeugung, dass wir Menschen es einfach übertrieben hatten und das Fass zum Überlaufen gebracht hatten.
Darum spendete ich auch mein gesamtes Taschengeld Naturschutzorganisationen, damit ich wenigstens irgendwie helfen konnte die Natur zu beschützen. Außerdem bräuchte ich mein Geld sowieso nicht, wenn ich was wollte, musste ich nur meinen Vater fragen und schon gehörte es mir. Ich wusste, dass klang eingebildet, aber ich war nun mal so aufgewachsen. Seit meine Mutter bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war, als ich fünf war, behandelte mich mein Vater wie eine zerbrechliche Porzellanfigur. Er las mir zwar jeden Wusch von den Augen ab und behandelte mich wie eine Prinzessin, aber er war auch überfürsorglich und ließ mich ohne ein Haufen Bodygourds nicht raus, nicht mal in unseren Garten durfte ich ohne sie.

Um das verstehen zu können musste ich vielleicht noch erwähnen, dass mein Vater ein berühmt berüchtigter Mafiaboss war und obwohl der Tod meiner Mutter nur ein Unfall war, hatte er Angst, dass einer seiner Feinde sich an mir vergreifen könnte. Ich war schließlich seine einzige, noch verfügbare, Schwachstelle.

Ich war Amaya Jacobs. Siebzehn Jahre alt, eins fünfundsechzig Meter groß und was mich ausmachte war nicht nur meine Dickköpfigkeit, sondern vor allem meine Undurchschaubarkeit. Meine schwarzen Augen, in denen niemand etwas erkennen konnte. Meine Haare, die in sanften Wellen auf meine Schultern fielen. Ich liebte ihre Farbe, die ich von meinen Vater geerbt hatte. Sie waren rot, aber nicht so ein karottenrot, nein, sondern ein kräftiges Karmesinrot, das viele Menschen auch an Blut erinnerte, was ich ehrlich gesagt echt cool fand. Meine helle Haut verstärkte den Effekt, den diese beiden Farben hatten, noch zusätzlich.

Ich war Amaya Jacobs. Die Tochter des gefährlichsten Mafiabosses in Amerika. Und ich bin alles andere als zahm und gefügig. Wie die Bedeutung meines Namens schon sagte, ich war wie eine regnerische Nacht. Kalt, undurchschaubar und dennoch wunderschön.

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Mal ein kleiner Einblick in Amayas Gefühlswelt und wie sie so tickt. Ich hoffe es gefällt euch.
- 644 Wörter - (nur das Kapitel ohne Author Note)

Eure
Starlight-belle

P.S. 'Amaya' kommt aus dem Japanischen und bedeutet tatsächlich 'regnerische Nacht'.

The Daughter of The Mafiaboss Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt