9 - Mädchenkram

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Amaya

Ich folgte Zoey oder Chloe, ich konnte es mir immer noch nicht merken, in Micks Zimmer und beobachtete sie dabei wie sie anfing die Bettwäsche zu wechseln.
Ich lehnte an der Tür und als sie mich weiterhin ignorierte, räusperte ich mich. Sie zuckte zusammen und sah mich erschrocken an. "Äh, was kann ich für Sie tun, Ma'am?", stotterte sie.
"Hatten wir das mit dem siezen und dem Ma'am nennen nicht schon mal?"
"Entschuldigung, Ma'am. Ich meine Amaya. Ich meine -"
Ich unterbrach ihr Geplapper. "Amaya ist vollkommen in Ordnung."
Sie seufzte erleichtert.
"Also ich wollte dich nur fragen, wie du Alexej findest", fragte ich desinteressiert als wäre es mir gar nicht wichtig und betrachtete meine Nägel.
Ein leises Lachen erklang und ich sah überrascht hoch. Chloe lachte. Über mich?
Auf einmal bemerkte sie meinen verwirrten Blick und hörte abrupt mit dem Lachen auf. "Du weißt es nicht?"
Ich zog die Augenbrauen zusammen und legte meinen Kopf etwas schief. "Was denn?"
"Na, dass Mister Orlow auf dich steht", meinte sie grinsend.
"Hä?"
Sie kicherte kurz. "Hast du es denn nicht bemerkt?"
Irritiert schüttelte ich den Kopf.
Sie setzte sich auf Mikeys zur Hälfte abgezogenes Bett und klopfte neben sich. Widerstandslos setzte ich mich zu ihr.
"Hast du denn nie die Blicke, die dir Mr Orlow zugeworfen hat, bemerkt?", fragte sie mich.
"Ja und? Er sieht mich halt an. Ist das jetzt verboten, oder was?" Ich verstand nicht, worauf sie hinaus wollte.
Zoey schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "In welcher Höhle bist du denn aufgewachsen?", fragte sie mich seufzend.
"Ich bin hier aufgewachsen, aber was hat das jetzt mit Alexej zu tun?" Sie verwirrte mich immer und immer mehr.
"Amaya, verstehst du denn nicht? Er ist total in dich verschossen und wartete vermutlich nur auf irgendein Zeichen von dir!", machte sie mir klar. Dabei wedelte sie wie wild geworden mit ihren Händen herum.
Ich schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein. Er mag mich vielleicht, aber er ist sicher nicht in mich verknallt. Ich bin für ihn doch nur ein Job", den letzten Teil flüsterte ich nur noch und mir wurde bewusst wie sehr ich mir doch wünschte, dass mehr zwischen uns war.
Zoey pachte mich brüsk an den Schultern und schüttelte mich. "BIST DU DUMM?! ER MAG DICH TOTAL!", schrie sie mich an.
Ich jedoch blieb unbeeindruckt und schüttelte nur wieder den Kopf. "Er mag mich nicht. Er steht sicher auf ältere, erfahrene Frauen. Zum Beispiel dich."
"Keine Chance, Amaya. Er ist mein Boss und nicht mein Typ. Ich bin nicht so eine die sich hochschläft." Ernst sah sie mich an.
Ich riss verdutzt die Augen auf. "So meinte ich das doch nicht. Du bist keine billige Schlampe, das wollte ich damit nicht sagen! Ich meine nur, dass ich sicher nicht sein Typ bin."
"Doch das bist du!"
"Nein, bin ich nicht!", schrie ich zurück.
"Doch!"
"Nein!"
"Doch!"
"NEIN, OKAY! Er verdient, was Besseres!", ließ ich meinen gesamten Frust raus. Er würde mich niemals lieben. Dazu war icheinfach zu kaputt. Wenn er wüsste, was ich alles schon gemacht hatte oder eben nicht gemacht hatte, würde er sich vor mir ekeln oder mich nicht mehr als die Person ansehen, die er kennengelernt hatte.
Behutsam legte sie mir eine Hand auf die Schulter. "Du bist perfekt, Amaya. Jeder Mensch hat seine Macken, aber du bist so voller Lebensfreude und wie du dich jedes Mal aufgeregt hast, wenn die im Krankenhaus dich rausgeworfen haben, weil die Besuchszeit zu Ende war. Du wolltest deinen besten Freund nicht alleine lassen und das war unglaublich lieb von dir. Du schämst dich nicht zu zeigen, wen du magst und bist die ehrlichste Perosn, die ich kenne. Du stehst zu deinen Gefühlen, ob gut oder schlecht. Und das finde ich so toll an dir."
"Danke", flüsterte ich gerührt, "ich hatte noch nie eine echte Freundin, weißt du? Darum kenn ich mich mit dem ganzen Mädchenkram auch nicht so gut aus. Also mit der wer-mag-wen-Sache."
Chloe lächelte mich liebevoll an. "Wir können Freundinnen sein, wenn du willst."
Schüchtern blickte ich zu ihr. "Willst du denn?"
"Natürlich. Ich hab dir doch gerade aufgezählt, warum du eine so tolle Freundin sein würdest. Ich würde mich geehrt fühlen."
Ich lächelte sie an. "Aber nenn mich nie wieder Ma'am oder Miss Jacobs und sag mir auch immer ehrlich, was du denkst. Nur weil ich theoretisch dein Boss bin, heißt es nicht, dass du mich auch so behandeln musst. Okay?"
"Okay." Plötzlich umarmte sie mich und obwohl ich mich zuerst etwas unwohl fühlte, erwiderte ich ihre Umarmung wenig später.
"Gut", meinte sie dann, als wir uns voneinander gelöst hatten, "willst du mir jetzt helfen das Zimmer fertig zu machen oder gehst du zurück zu den Jungs?"
"Ich würde dir ja helfen, aber ich hab keine Ahnung, was ich machen muss", gestand ich.
Zoey dachte das wäre ein Scherz und lachte erstmal ausgiebig. Ich lachte nicht, sondern sah nur peinlich berührt auf meine Hände. Als auch Zoey merkte, dass ich es ernst meinte, hörte sie abrupt auf. "Du meinst das ernst?", fragte sie ungläubig.
Ich zuckte bloß mit den Schultern.
"Oh", machte sie, "na gut, dann zeig ich dir, was du machen musst."
Zusammen wechselten wir die Bettwäsche und gingen schließlich mit dem Korb Wäsche in die Waschküche. Sie zeigte mir, für welche Wäsche ich wie viel Grad brauchte und so weiter und ich verstand zwar nichts, aber Chloe meinte das wäre am Anfang ganz normal. Meine Mutter war zu früh gestorben um mir solch alltägliche Dinge im Leben beizubringen und in dem Moment als Chloe ihre Aufgabe übernahm, kam sie mir vor wie eine große Schwester, die ich nie hatte. Irgendwie fühlte ich mich jetzt nicht mehr so allein. Es war ja auch ganz was anderes mit einem Mädchen beziehungsweise Frau zu reden als mit meinen Jungs. Gewisse Sache konnte man mit dem männlichen Geschlecht auch nicht bereden und so fühlte ich mich ohne es zu merken ziemlich einsam. Aber jetzt nicht mehr.

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