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Nach meiner letzten Performanz für den heutigen Tag, ging ich ziemlich ermüdet die Treppe rauf die zu meiner Tür führte. Selbstt die schäbigen zehn Stufen die vor mir standen, kamen mir wie eine nicht endende Hürde vor, die ich überwältigen musste. Doch ich musste mir selbst gestehen, dass es mein verdienst war. Ich hatte meine Ausdauer und meine Kraft ein wenig überschätzt. Was dachte ich auch wer ich war? Dita Von Teese? Eher nicht. Die letzte Zugabe hätte ich nicht geben müssen, was ich unter normalen Umständen auch nicht tat. Aber im Nachhinein dachte ich mir, dass es an den wenigen Zuschauer lag, die uns heute besuchen gekommen sind. Ich lachte über mich selbst, denn die anderen gaben nur eine Zugabe, wenn wirklich viel los war und sie die Stimmung noch weiter aufheizen wollten. Ich hingegen, tat das Gegenteil. Gut gemacht, Avery. Dann musst auch aufhören zum zu heulen, wie ein kleines Mädchen.

Als ich den Schlüssel, den ich nur mühsam aus meinem Dekolletee befreien konnte und die Tür aufmachte, würde ich von einen angenehmen Duft empfangen. Sofort spürte ich wie sich mein Körper von dem blumigen und zugleich süßlichen Duft der Kerze entspannte. Genau aus diesem Grund liebte ich Duftkerzen. Ohne zu zögern ging ich mein kleines Badezimmer und ließ mir ein Bad an. Ein wenig Entspannung würde meinem Körper wirklich gut tun. So nahm ich die Kerzen aus dem kleinen Schrank, die ich neben der Badewanne angebracht hatte und stellte sie an den Rand, um sie später anzünden zu können. Besser zu viel als zu wenig, dachte ich mir und betrat mein Schlafraum. Als ich meinen Spiegelbild wahrnahm, bleib ich vor dem Spiegel stehen und zog erst den dünnen Mantel aus, den ich mir nach dem Auftritt übergezogen hatte und schmiss es in die hintere Ecke. Gleich darauf folgte mein Slip und mein BH. Als ich splitterfasernackt vor dem Spiegel stand konnte ich nicht anders als näher zu treten und meine Erscheinungsbild näher zu betrachten.

Ich verstand die Männer einfach nicht...wie viel Geld sie ausgaben nur um Frauen in Unterwäsche dabei zuzusehen, wie wir uns bewegten. Meine Mutter war eine Expertin der Verführung gewesen. Ihre Aura war unschlagbar und brachte viele Männer um den Verstand. Als junges Mädchen hatte ich sie gefragt, woher sie ihre Selbstachtung und Selbstbewusstsein heran. Ihre Antwort: Ich habe mein Körpers akzeptiert und liebe jeden Zentimeter.
Konnte ich das auch von mir behaupten? Seufzend kniete ich mich hin und fuhr mir über meine Schenkel. Auch ich war zufrieden mit mir und schätzte meine Kurven, aber liebte ich jeden Zentimeter? Ich seufzte erneut auf und fuhr mir mit meiner Hand über meine linke Brust, dabei stellte ich fest, dass ich meinen Körperbau von meiner Mutter hatte. Die prallen Brüste, die schmale Taille, den runden und festen Hintern...als diese Dinge hatte ich von ihr. Allerdings war sie kleiner als ich und etwas blasser. Als ich mir mein Gesicht ansah musste ich auch feststellen, dass sie eine viel breitere Nase hatte als ich. Hatte ich die schmale Nase von meinem Vater? Und was ist mit den braunen Haaren? Mit der Hand fuhr ich mir über meine langen Haare und warf sie über meine Schulter.

Von dem Klopfen an meiner Tür wurde meine Aufmerksamkeit geweckt und ich rappelte mich eilig auf. „Moment", rief ich und zog mir meinen Morgenmantel über, den ich vom Boden aufsammelte. Dabei sah ich mich in meinem Zimmer um und stellte fest, dass ich dringend aufräumen sollte. Als ich die Tür aufmachte, platzte Ally in mein Zimmer rein und zog an meinem Arm. „Los beeil dich, wir wollen uns im Gemeinschaftsraum einen Film anschauen", hörte ich sie sagen. „Ich hab mir aber schon ein Bad eingelassen", erwiderte ich und riss mich von ihr los, um mich auf mein Bett zu setzen. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass sie ihre Arme auf ihre Hüfte gestemmt hatte und mich anschaute. Wirklich begeistert sah sie nicht aus. Aber um ehrlich zu sein hatte ich nicht wirklich Lust darauf mir einen Film anzuschauen, ich war zu müde und würde sicherlich sofort einschlafen. „Avery, sei keine Spielverderberin. Die anderen sind auch alle da. Bitte".

„Geh du schon mal vor, ich komme sofort nach", flüsterte mir Ally zu und verschwand, als ich das Gemeinschaftszimmer betrat. Sie hatte recht behalten, in dem was sie gesagt hatte. Jeder hatte sich hier versammelt und sich einen platz ausgesucht. Ich schaute zur Seite und entdeckte Lisa und Betti, die jeweils mit einer Schüssel voller Popcorn auf dem Boden saßen und umgeben von ganz vielen Kissen waren. „Setzt dich schnell hin, Avery. Der Film fängt an", flüstere Lisa und zog mich zu sich auf den Boden. Nicht gerade sanft landete ich auf den vielen Kissen und setzte mich seitlich hin. „Welcher Film läuft?", fragte ich Lisa und drehte mich zu ihr. Sie lächelte mich an und zuckte mit der Schulter, woraufhin ich ebenfalls lächeln musste. „Dann lassen wir uns halt überraschen", flüsterte ich ihr zu und stopfte meinen Mund mit dem gesalzenen Popcorn voll. Nach einer halben Stunde mussten wir leider feststellen, dass der Film die reiste Zeitverschwendung war, woraufhin Mia, die älteste und erfahrenste unter uns, aufstand und den Fernseher ausschaltete. „Wer zum Teufel hat sich denn diesen Müll ausgesucht. Da kann ja selbst ich besser Schauspielern", scherzte sie und schaltete das Licht an. „Ist vielleicht auch besser so", hörte ich Betti murmeln. Wo sie recht hatte, hatte sie recht. „Die Männer sind doch alle gleich. Merkt ihr, selbst in den Filmen werde sie schlecht dargestellt", warf Lisa in den Raum und regte mich zum nachdenken an. Was mich betrifft, hatte ich ganz klar ein negatives Bild von ihnen. Ob sie bloß ungerechtfertigte Vorurteile waren oder nicht konnte ich nicht beurteilen. Doch bislang konnte mich kein Mann von Gegenteil meiner Ansichten überzeugen.Männer verfügend über die nervige Gewohnheit sich das zu nehmen was sie wollten und dann mir nichts dir nichts zu verschwinden...habe ich mir jedenfalls oft sagen lassen. „Männer sind und werden immer Schweine bleiben. Das ist eine feste Tatsache", hörte ich Mia sagen. „Aber", sagte sie und kicherte, „sie sind unschlagbar im Bett. Jedenfalls einige von ihnen. Und das wiederum macht die Tatsache, dass sie ziemlich dumm und widerlich sein können, schon fast wett. Abgesehen davon sind sie ziemlich kreativ was die Vielfalt angeht, wenn ihr versteht was ich meine", erneut fing sie an zu kichern und hielt ihre Hand vor den Mund. „Dank ihnen fühle ich mich für wenige Stunden so wie im Paradies".

Ich konnte mir nicht erklären warum, aber die Worte von Mia beschäftigten mich noch am nächsten Tag. Hatten Männer wirklich solch eine Kraft? „Was sagt ihr zudem, was Mia meinte? Denkt ihr sie übertreibt?" Ich schaute von meinen frisch lackierten Nägel auf und drehte den Deckel von dem Nagellack zu. „Meinst du die Sache mit dem Sex?", hackte Ally nach und schaute mich fragend an. Ich nickte ihr zu. Gestern hatten wir uns noch ziemlich lange über das Thema ausgetauscht und wie sich herausstellte, war ich die unerfahrenste unter uns. Mir sind die Ohren rot angelaufen, als ich zu hören bekam, was sie alles gemacht hatten oder präziser ausgedrückt, mich sich machen ließen. Dinge die ich mir nicht einmal bildlich vorstellen konnte und mich nach wie vor frage, ob es überhaupt möglich war. „Naja sagen wir mal so...die die es wirklich drauf haben, können dich ins siebte Himmel bringen. Aber das ist nicht für jeden Mann gültig. Abgehen davon kommt es darauf an, wie man sich anstellt". Betti stimmte ihr zu und boxte mir gegen die Schulter. „Bist du neugierig geworden?", fragte sie mich neckend und warf ihr keines Kissen nach mir. Dieses Thema war schon immer präsent gewesen in meinem Leben und schon mit jungem Alter hatte ich für mich beschlossen mich davon fernzuhalten, weil ich nur die Schattenseiten zu Gesicht bekommen hatte. Sex und ich waren noch die Freunde gewesen...ich habe es nie für nötig gehalten. Lisa hatte versucht mir zu erklären, dass es nicht besseres gab als sich der Person, die man liebte, voll und ganz hinzugeben...mit Leib und Seele. Ich war nicht ansatzweise verliebt gewesen oder hatte mich von einer Person angezogen gefühlt. Diese Gefühle die sie versucht hatten mir näherzubringen, konnte ich schlich und einfach nicht nachvollziehen. Herzklopfen sobald man die Stimme von dem Schwarm wahrnahm? Solche Dinge waren mir Fremd. Stimmte etwas nicht mit mir? Die verkorksten Beziehungen von meiner Mutter waren völlig ausreichend für mich gewesen, um für mich zu entscheiden, mich von Männern fernzuhalten. Aber abgesehen davon, ich mir nie ein Mann begegnet der mein Herz höher schlagen ließ...noch nie. Was die guten Seiten anging? Darüber hatte ich nie wirklich nachgedacht. „Ich versuche es einfach zu verstehen", gab ich von mir und legte mich auf den Rücken. „Man kann es nicht verstehen...du musst es erleben, meine Liebe", sagte Ally und ließ sich neben mich fallen. Es erleben? Wie stellte sie sich das vor? „Wie denn erleben?", fragte ich, woraufhin beide anfingen zu lachen. „Gott, Avery! Sieh dich doch um? Die Männer liegen uns zu Füßen. Glaub mir einige würden Morde begehen, nur um eine Strähne von deinem Haar anfassen zu dürfen. Schau mich bitte nicht so an. Was Lisa sagt, von wegen die wahre Liebe und solch ein Zeug, stimmt nicht. Jedenfalls ist die Liebe für uns nicht bestimmt". Ich setzte mich auf und schaute die beiden Fragend an. Mir wurde bewusst, dass meine Situation wirklich ironisch war. Lust und Begierde gehörte zu meinen Beruf...aber ich selbst verspürte solche Gefühle nicht...ich ließ sie nur verspüren. "Avery, auf was wartest du? Auf was oder wen sollten wir warten? Uns aufheben? Auf den nicht vorhandenen Retter, der niemals herkommen wird und uns retten wird? Mein Weg ist schon geschrieben und alles was ich tue, ist das Beste daraus zu machen. Natürlich muss du es für dich selbst entscheiden, wie weit du gehen willst. Ich jedenfalls bin so zufrieden, wie es die Umstände zulassen. Ich habe das alles hier akzeptiert und versuche zu leben".

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