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"Mason! Dakota! Mist! Avery, Avery...komm zu dir bitte Liebes, Avery! Mason! Was steht ihr das so rum, holt Dakota her, los!". Ich öffnete ganz langsam meine Augen und nahm die verschwommenen Umrisse von Betti wahr. "Was? Ah, ich traue meinen Augen nicht!", hörte ich die Stimme von Dakota rufen, die in mein Blickfeld kam. Ich fühlte mich ganz benommen und spürte das Pochen meines Herzens. "Betti, wir müssen helfen", versuchte ich zu sagen, doch scheiterte auf ganzer Linie. Wieso bekam ich keine Luft? Ich versuchte mich mit der Hilfe von Betti aufzurichten, doch meine Beine waren zu wacklig und könnten mich nicht aufrecht halten. "Ganz ruhig. Es kommt Hilfe. Alles wird wieder gut!", sagte Betti , mit zittriger Stimme. Es kam mir eher so vor, als würde sie versuchen sich selbst von ihren eigenen Worten zu überzeugen, als mich.

Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, stellten wir uns zu den anderen und sahen Mason dabei zu wie er den leblosen Körper von Dabby, aus dem Zimmer trug. Bei ihrem Anblick konnte ich meine Tränen nicht aufhalte und brach zusammen. Warum? Völlig entblößt und blutüberströmt, trug Mason das arme Mädchen weg. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich wusste, dass das Leben grausam sein konnte, aber in dem Ausmaß? Welcher Mensch tat so etwas? Warum? Wie?
So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Ich schaute mich um und konnte das entsetzten und die Angst in den Augen der anderen sehen. Egal wie unterschiedlich wir alle auch waren, genau in diesem Augenblick fühlten wir dasselbe. Trauer, Wut, Angst, Verständnislosigkeit, dominierten unsere Emotionen.

Innerhalb von wenigen Sekunden entstand ein großes Chaos. Alle geritten in Panik und fingen an ganz aufgewühlt miteinander zu reden. "Es reicht!". Die strenge Stimme von Dakota ließ uns alle zusammenzucken. "Folgt mir bitte alle auf mein Zimmer. Ich wiederhole mich nicht gerne, alle solle auf mein Zimmer. Jetzt!".

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Wir alle klebten an den Lippen von Dakota. "Was habe ich dir Lisa, an deinem ersten Tag gesagt?", fragte sie und schaute die eingeschüchterte Lisa an, die rechts von mir saß. "Vertraue keinem Kunden". Dakota nickte anerkennend. "Und dir Nadja?".
"Kunden sind unberechenbar. Lass dich nicht auf sie ein". Erneut nickte Dakota und schaute uns allen in die Augen. "Ich kenne euch und weiß wie rein und sauber eure Herzen sind. In meinen Augen seid ihr schöne, ungeschliffenen Diamanten. Aber diese Männer, die euch besuchen kommen...sie sehen das nicht. Alles was sie sehen sind eure prallen Brüste und eure Hintern. Ihr seid Objekte für sie nichts weiter. Euer Charakter ist nicht wert für die und hat keine Bedeutung. Egal was sie zu euch sagen, wie aufmerksam und freundlich sie erscheinen mögen, ihr dürft euch nicht täuschen lassen. Ihr seid deren dreckigen Geheimnisse. Sie brennen dafür euch berühren zu dürfen. Geben ihr letztes Hemd für einen Anblick euer Körper her. Sie denken alle ihr seid nuttige Weiber, die nichts wert sind. Dabei sehen sie nicht, dass ihr über ihnen steht. Ihr meine Hübschen, seid alle für was besseres bestimmt. Leider hat euer Schicksal das nicht gesehen und hat euch zu mir geführt. Und deswegen bitte ich euch, macht eure Arbeit anständig und haltet eure Distanz aufrecht. Nur eine Nacht genügt und sie denken, sie hätten das Recht darauf euch besitzen zu können. Euer Körper ist euer Kapital und euer Herz auch. Bewahrt beides bei euch. Ich bitte euch". Mir blieb die Luft weg. "Eure Schwester Dabby, hat gewisse Grenzen überschritten. Ich will euch die Detail ersparen. Dabby wurde...sie wurde angegriffen von ihrer Affäre. Der Mann, kaum zu glauben aber wahr, war geisteskrank. Es reichte nicht aus, sie erst auf brutale Weise zu nötigen und zu vergewaltigen". Betti stand auf Anhieb auf. "Dieser Mistkerl! Dieses verfluchte Arschloch! Soll der doch unter der Erde schmoren. Wie krank muss ein Mensch sein. Ich glaub es einfach nicht, könnt ihr das fassen? Dieses gestörte etwas hat sie einfach mit dem Messer erstochen, nachdem sie die Beine für ihn breit gemacht hatte". In all den vielen Jahren, hatte ich meine Freundin noch nie so aufgebracht erlebt. Sie kochte förmlich vor Wut. "Betti, bitte beruhig dich", zischte ich ihr zu und versuche Augenkontakt zu ihr aufzunehmen. Nachdem sie kurz zu Dakota schaute, setzte sie sich wieder  hin und neigte den Kopf zur Seite. "Ich musste das loswerden", seufzte sie und ich bekam zu sehen wie sehr ihre Hände zitterten. "Pssst, ganz ruhig", flüsterte ich ihr zu und strich ihr über die Schulter. Sie hatte Glück, dass Blicke einen Menschen nicht umbringen konnten, denn sonst hätten wir Betti auch noch unter die Erde bringen müssen. Das hast du jetzt nicht gesagt! Gott, allmählich verlor ich den Verstand.
"Es ist tragisch, was heute vorgefallen ist. Und ich möchte das nicht noch einmal erleben müssen. Hört Mädchen, ihr seid mir alle wichtig. Ihr seid alle in meinem Herzen verankert, jede von euch. Bitte tut euch selbst einen Gefallen und passt gut auf euch auf. Ich kann nur bis zu einer bestimmen Grenze für eure Sicherheit sorgen. Lernt aus der heutigen Geschichte und seid schlauer, um euer Willen".

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Avery, du schaffst das!
Mit selbstsicheren Schritten betrat ich die Bühne und wurde von den vielen Beleuchtungen geblendet. Blende sie aus. Du bist ganz allein in einem Raum ...nur du und die Stange. Tanze für dich...für deine Leidenschaft.
Ich spürte die kühle Stange an meiner Hand und drehte mich langsam im Kreis. Ich bin genau hierfür geschaffen! Zum Rhythmus der Musik bewegt ich meinen Körper und ließ meine Hände provozierend über meinen knapp bekleideten Körper wandern. Die ganzen Zuschauer beachtete ich nicht einmal. Nur die Musik und ich.

Wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte

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Wie sehr ich dieses Gefühl vermisst hatte. Ich merkte wie ich jede Sekunde auf der Bühne genoss und meinen Körper immer weiter an ihre Grenzen stellte. Ich schätze und liebte meinen Körper und dies war die optimale Gelegenheit dafür, es  jedem anderen Menschen zu zeigen.

Sie konnten mich so sehr Begehren wie sie wollten, an mich würde niemand ran kommen. Ich bin das einzige was ist noch habe, was wirklich mir gehört. Niemandem geben ich das Recht über mich zu bestimmen. Ich bin für mich keine billige Option, sondern eine hohe Priorität...selbst wenn ich die einzige Person auf der Welt bin, die das so sieht.

"Ohne zu übertreiben, mir ist die Spuckte im Mund zusammengeblieben". Als ich völlig verschwitzt und überhitzt die Treppe runter ging, würde ich von Dakota angefangen. "Du warst großartig. Deine Mutter hätte dich beneidet, Kleines", sagte sie und nahm mich herzlich in den Arm. Mittlerweile war ich eine 20 jährige Frau, doch immer wenn ich in ihren Armen war, fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen, die ihre Zuneigung brauchte.
Ally zischte dazwischen und quietschte wie ein kleines Mädchen. "Großartig? Das ist eine Untertreibung, hör bloß nicht auf sie. Du warst, Weltklasse!". Wie gut, dass ich ausgesprochen souverän mit Komplimenten umgehen konnte...nicht. Verlegten neigte ich den Kopf zur Seite und bedankte mich herzlich für die lieben Worte, die mir noch mehr Mut zusprachen. "Ich hatte nicht damit gerechnet es so sehr zu genießen", gab ich von mir und wendete mich zu Dakota. Fragen schaute sie mich an. "Ich kann es nicht wirklich beschreiben, aber ich habe mich frei gefühlt. Als hätte ich von all den Ketten um mich herum losgerissen. Es war...schön". Erleichtert seufzte ich auf. Ich war stolz auf mich.
Stolz? Kann man denn stolz darauf sein?
Stolz ist man doch, wenn man einen Abschluss gemacht hat? Oder eine gute Arbeit gefunden hat? Etwas gutes und großes geleistet hat?
Auf der Bühne halbnackt Tanzen...konnte man darauf stolz sein?
Du kannst dich nicht mit anderen vergleichen Avery. Du lebt in einer völlig anderen Welt...einer sehr kleinen Welt. Einer dreckigen Welt.

My Innocent Desire Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt