Fernsehen 2.0

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Die Revolutionen des vergangenen Jahrhunderts hatten meist mit großer Politik und großen Erwartungen zu tun, oder wenigstens mit einzelnen Personen die sich für große Politiker hielten. Außerdem gehörten Militärputsch, Aufstand, oder wenigstens ein bewaffneter Übergriff zum guten Ton bei einer solchen Veranstaltung. Das AK47 wurde zu dem Accessoire des modernen Revolutionsführers und diente gleichzeitig als praktischer Meinungsumformer wenn sich herausstellte, dass die revolutionären Ideen nicht so benutzerfreundlich waren wie angenommen.

Umso erstaunter ist der geneigte Fernsehzuschauer wenn im Laufe eines Fernsehabends mindestens fünfmal die Revolution ausgerufen wird: beim mobilen Internet, Sparen, mobil telefonieren, bei der Haarpflege und schließlich beim Fernsehen selbst. Normal Fernsehen war gestern das machen jetzt nur noch die Konterrevolutionäre. Heute schauen wir über das Internet fern oder über DVB-T, brillante Bilder in so hoher Auflösung, dass man sogar erkennen kann, ob die Lieblingsmoderatorin mit oder ohne Unterwäsche moderiert.

Soviel zu den den Wunschvorstellungen jener neuen Revolutionäre, die momentan allerdings nicht Champagnerflaschen köpfend mit ihren AK47 in die Luft feuern, sondern traurig in den Marketingabteilungen von T-Online sitzen und verzweifelt darüber nachdenken, warum denn der böse Endverbraucher nicht beim Fernsehen via Internet mitmachen will. Da verdrückt man sich die ein oder andere Träne, wo man doch schon mit UMTS so phänomenal baden gegangen ist.

Die Revolution des Fernsehens 2.0 krankt schlicht daran, dass sie sich ausschließlich auf die Übertragungswege, nicht aber auf die Inhalte konzentriert. Was nützt einem das schärfste Bild und die volle Bandbreite digitaler Möglichkeiten, wenn am Sonntagabend das Traumschiff zur besten Sendezeit durchs Bild dümpelt, fast jede neue deutsche Serie eine Krimiserie nach Schema F ist und auch die stupideste Tätigkeit für eine Doku - Soap herhalten muss? Dahinter steckt nichts weiter als die Feigheit der privaten und öffentlich – rechtlichen Fernsehmacher neuen Ideen eine Chance zu geben, denn das könnte ja die Rendite schmälern!

Ohne Ideen geht eben auch die schönste neue Fernsehrevolution den Bach runter. Am Ende kann der unterschätzte Zuschauer dann nur noch die Konterrevolution ausrufen und abschalten. Die Fernsehmacher sind dann gezwungen ein besseres Programm zu liefern, oder zwingen uns mit vorgehaltenen Waffen wieder einzuschalten. Obwohl es schon interessant wäre, zu sehen wie Carmen Nebel mit ihrer AK47 die Chemnitzer Stadthalle bei der Schlagerparade in Schach hält ...

Es lebe die Konterrevolution!

Es lebe die Konterrevolution!

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