Cassandra auf der Bettkante

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Cassandra, eine attraktive junge Dame, besaß der griechischen Mythologie zufolge dieFähigkeit in die Zukunft zu schauen. Wie die meisten attraktiven jungen Frauen,hat auch unsere Cassandra einem einzelnen Herrn ganz gewaltig den Kopf verdreht.Leider hat sie eben auch jenen einzelnenHerrn ganz gewaltig vor jenen besagten Kopf gestoßen. Pech für Cassandra, dennihr Romeo war Apollon und hatte ihr die Gabe der Vorsehung eigentlich überhaupterst zum Geschenk gemacht aber wie den meisten Figuren der GriechischenMythologie fehlte auch unserer Cassandra jeglicher Weitblick. Weil Apollon einer von den Guten war, durfte unsere Cassandra dennoch weiterZukunft schauen, allerdings mit der Einschränkung, dass ihr Keiner mehr ihreProphezeiungen glauben würde. Im Grunde genommen also so, wie Leute, dieheutzutage das Wetter vorhersagen. Cassandra kannte also die Zukunft, konntesie jedoch selbst nicht verändern. Eine Lehre, die wir aus dieserGeschichte ziehen können lautet also: Wenn Du weißt, dass etwas schief geht -  dann lass es einfach! Warum wir aber, wider besserenWissens, häufig dennoch nicht die Fingervon den dummen Ideen lassen können bleibt irgendwie ungeklärt. Ameindrucksvollsten lässt sicher dieser menschliche Makel am Morgen beobachten. Wer kennt das auch nicht: man wacht auf, Cassandra sitztauf der Bettkante und schreit „Tu es nicht! Dein Tag wird die Hölle in bunt!"Es kommt wie es kommen muss, man schlägt die Warnung in den Wind und stehttrotzdem auf. Die nun folgenden unzähligen möglichen Handlungsverläufe, welchedie nächsten 24 Stunden bieten haben freilich nur eine Gemeinsamkeit - dieprophezeite Katastrophe. Meist wird man an solchen Tagen aus eigenemVerschulden gefeuert, verlassen, verprügelt, betrogen, beschimpft, beschissen,krank, versehentlich in Brand gesetzt, versehentlich unter Strom gesetzt, vomHund gebissen, mit Tollwut infiziert, überfahren, angefahren, beschossen,dreckig, angeschrieen, ausgelacht, verspottet, verhaftet, angeklagt, Präsidentder USA, belogen, mit dem Flugzeug abstürzen, den Zug verpassen, das Autokaputtmachen, am Ende operiert, genäht oder getackert. Spätestens dann wird mansich fragen, was wäre wenn ich Cassandra nicht von der Bettkante gestoßenhätte? Dann hätte man sich den Zorn den Apollon zugezogen, es gibt halt ebenTage an denen es nichts zu gewinnen gibt. Doch selbst dann ist es nicht derschlimmste Tag, wenn man dem französischen Schriftsteller Chamfort Glaubenschenken möchte, denn: „Der verlorenstealler Tage ist der, an dem man nicht gelacht hat."

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