(18) Ich kann Geheimnisse voll gut für mich behalten...

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Ich kann Geheimnisse voll gut für mich behalten.
...Weil ich sie nach fünf Minuten vergessen habe.

Bibbernd ging ich aus meinem Zimmer zurück nach unten in Nialls Raum und lauschte dabei noch mal an den Schlafquartieren der anderen. Zayn schnarchte wie ein asthmatischer Panther, aber beim Rest war es einigermaßen ruhig. Solange niemand anfing zu kotzen war mein Job noch nicht verloren. Den Hangover morgen würden wir einfach damit herunterspielen, dass sich alle mit Liams erfundener Grippe angesteckt hatten.

Ich schloss seine Zimmertür hinter mir und rannte schließlich auf Nialls Bett zu, um mich endlich in seine Decke einzurollen. Nachdem ich meine Zähne geputzt hatte und mich das Jucken weiterhin umbrachte, hatte ich nämlich spontan die dämliche Idee, eiskalt zu duschen. Dadurch war zwar der Juckreiz gemildert, aber ich fror, als hätte ich die letzten Tage in einem Iglu verbracht. Nackt.

Niall räumte gerade ein paar seiner herumliegenden Kleidungsstücke in den Koffer und zog eine Augenbraue in die Höhe. „Na, ist es bequem? Soll ich dir vielleicht noch mein Kissen aufklopfen?"

„Nein, aber eine Heizdecke wäre nett."

Ich lehnte mich gegen das Kopfteil des Bettes und genoss es, wieder aufzutauen, auch wenn das Jucken sich, von meinem Rücken beginnend, langsam erneut auf der gesamten Haut ausbreitete. Niall warf schließlich die letzten Sachen in den Koffer, zog sein Schlafanzugoberteil zurecht und setzte sich neben mich. Erst nach einem erbitterten Kampf um die Bettdecke, die wir uns schließlich teilten, fiel mir wieder ein, dass wir ja was zu besprechen hatten. „Warum kannst du eigentlich noch reden ohne zu lallen?" Wenn man nebeneinander saß, war es ziemlich schwierig, sich in die Augen zu schauen, aber Niall wich meinem Blick fast so aus, als wäre das seine Absicht gewesen.

„Och, weißt du, ich fand, einer von uns musste wenigstens nüchtern genug bleiben, um dir zu helfen..."

„Na klar. Darauf fall ich nicht rein! Also habt ihr diese Eskalation geplant?"

Mein Lieblingsbruder fuhr sich verlegen mit der Hand durch den Nacken. „Sozusagen? Es war eigentlich nur eine Art kindische Racheaktion, weil Paul uns verboten hatte, bei der Halloweenfeier zu trinken und wir ihm zeigen wollten, dass wir nicht alles mit uns machen lassen... Armselig, was?"

Zum Glück erwartete er keine Antwort von mir, ich war grad nicht in der Stimmung, ihn anzulügen, damit er sich besser fühlte. Stattdessen seufzte er nur und wählte seine Worte vorsichtig, fast so, als wüsste er nicht, ob er mir alles anvertrauen konnte. „Es ist nur so, dass Paul uns in letzter Zeit wie die letzten Idioten behandelt und es nicht so weitergehen kann. Ich meine, komm schon, Ninja, das ist kein Urlaub, wir werden versteckt. Diese Alpha-Sache ist doch schlichtweg fragwürdig. Wir wissen, dass hier was faul ist. Es regt uns wirklich auf, dass das Team denkt, wir würden einfach so alles mit uns machen lassen!"

Ich hörte ihm so konzentriert zu, dass ich sogar kurz meinen juckenden Hintern vergaß. „Aber, ähm, wie kommt ihr darauf?"

Nialls Mundwinkel zogen sich leicht nach unten. „Ninja, bitte sag mir eins. Ist die Band wirklich außer Gefahr oder existiert diese Alpha-Sache doch?"

Oh Gott. Ich konnte, nein, ich durfte Niall nicht die Wahrheit sagen! Es lief mir plötzlich heiß und kalt den Rücken hinunter, was wenigstens das Jucken angenehm überdeckte. Ich war nicht abgebrüht genug, ihn herzlos anzulügen. Niall musterte mich eingehend und zuckte dann schließlich nur die Schultern, um leicht zu lächeln. „Schon klar, du musst schweigen. Dein Vertrag und so. Weißt du, es gibt hier zwei Seiten in diesem Haus: Die Security und die Band. Es wird Zeit, dass du dich entscheidest, auf welche du gehörst."

„Niall, das ist unfair." Klar musste ich die Security wählen, schließlich himmelte ich Higgins an, bekam von ihm Kohle, und meine Kündigung wäre mir sonst sicher. Aber andererseits hatte Higgins beschlossen, mir nichts mehr an Informationen mitzuteilen, was ja nun so gar nicht zu seiner Aussage passte, er würde mir vertrauen, während Niall zumindest annähernd auf mich zukam. Ich musste mal ganz schnell das Thema wechseln. „Was hat das Ganze mit der Internetsuche zu tun?"

(N)One DetectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt