(N)One Detection

(29) Traumata bewältigt man am besten, indem man sich noch schlimmere zulegt

„WAS? Die wollen uns in die Luft jagen?" Dave hielt den Wagen an, stieg aus und öffnete die zwei hinteren Türen, um sich dann wieder nervös neben mich in den Fahrersitz fallen zu lassen.

„Ja! Ich hab Ralph noch nie wirklich gemocht, und er ist Profi, aber wenn er jetzt stirbt, dann sind wir geliefert! Ich kann Pauls Unschuld ganz sicher nicht beweisen, und die Band wird auch nicht so leicht zu finden sein..."

„Wir müssen die Deppen erst suchen?!"

Nervös trommelte Dave auf das Lenkrad und betrachtete die Scharfschützen misstrauisch durch die Windschutzscheibe, während er einen Schokoriegel aus seiner Jacke zog und ihn fahrig in zwei Hälften teilte. „Hier, für dich. Sie wollen den Jungs nichts tun, sie wollen tatsächlich einfach nur Higgins' Firma ruinieren und damit ihren größten Konkurrenten ausschalten. Du hattest wohl Recht, Nina. Naja, fast. Es geht um den Kampf der Security-Agenturen: paon gegen All Star. Auch, wenn ich es immer noch nicht fassen kann. Die Band wird gerade von ihren Leuten weggeschafft, damit sich paon als die Retter darstellen kann, also müssen wir die Band zurückholen!" Grimmig biss er in seine Schokolade und ich tat es ihm gleich, da ich einfach immer noch kein Wort verstand. Mann, bestimmt war das alles ein Traum. Träume ergaben schließlich nie Sinn. Okay, das Leben auch eher selten. Aber das hier, das war doch einfach nur unlogisch!

„Aber warum sollten diese paon-Freaks das Gelände in die Luft jagen wollen?"

„Na, für Aufmerksamkeit. Wenn ich es richtig verstanden habe. Aber ich habe es nicht hundertprozentig verstanden, um ehrlich zu sein."

Wir kauten schweigend nebeneinander unsere Schokolade, als plötzlich Beckham mit einem verbissen dreinschauenden Higgins im Schlepptau aus der Halle bog, verfolgt von einigen gruseligen Spezialagenten in schwarzer Montur. Panisch kamen die beiden angehechtet und brachten beim Zuknallen der Wagentüren das ganze Auto zum wackeln. „LOS!"

Ihre Verfolger zögerten nicht lange, sondern kamen herangeschnellt und streckten ihre behandschuhten Finger nach dem Türgriff aus. Ich starrte erschrocken aus dem Fenster auf unsere Feinde, während Dave aufs Wort gehorchte, den Wagen startete. Ich schwörte, neben den quetschenden Reifen, den herumrumpelnden Agenten und zahlreichen Männerstimmen nicht weit entfernt sogar ein paar Schüsse zu hören. Überfordert und verzweifelte drehte ich mich nach hinten und hätte das mal besser gelassen. 

Im nächsten Moment brach ein ohrenbetäubender Knall aus und eine gewaltige Druckwelle erfüllte den Raum. Sie erreichte sogar uns im Wagen, obwohl wir schon fast aus der Ausfahrt steuerten. Gleißend helles Licht blendete mich von einem Moment auf den anderen, aber ich war so erstarrt, dass ich noch nicht mal die Hand vor meine Augen hielt, sondern einfach mit offenstehendem Mund dabei zuschaute, wie die gesamte Halle in einer unreal scheinenden und seltsam schnell größer werdenden Explosion in Flammen aufging.