Horizont

19

"Mir fällt nichts ein", sagte ich. "Mir auch nicht", kam es beinahe zeitgleich von Elena und Nathan. "Gut, dann müsst ihr uns die Entscheidung überlassen", sagte Mr. Nail. Wir nickten. "Geht zurück in euren Unterricht", fügte er hinzu. Wir gingen aus dem Raum, nachdem Mr. Nail die Tür aufgeschlossen hatte.

"Ich bin informiert!", zischte Mr. Newton, als Elena versuchte uns zu entschuldigen. "UND WOHER ZUR HÖLLE SOLLTEN WIR DAS WISSEN!?", schrie ich daraufhin. Er sah mich mit einem tadelndem Blick an. "'Tschuldigung, ich hab nur die Kontrolle verloren", sagte ich und schaute weg. "Das hab ich auch bemerkt", sagte Mr. Newton. "Und jetzt?", fragte ich leicht ängstlich. Er schüttelte bloß seinen Kopf und sagte kaum hörbar "Nein." "Was ist denn mit ihnen passiert?", fragte ich jetzt entsetzt. "Reyna, es ist nichts passiert, ich weiß nur von deiner momentanen Situation", sagte Mr. Newton. "Und jetzt setzt euch", fügte er hinzu. "Mir ist das ja nicht ganz geheuer", murmelte ich Elena zu. "Mir auch nicht", sagte sie.

Als der Tag vorbei war wussten wir immer noch nicht was uns bevorstand. Aber ganz ehrlich, eigentlich wollte ich das auch gar nicht wissen.

Die nächste Woche war relativ normal, wir begannen Arbeiten zu schreiben und Nathan, der sich vermutlich nie mehr ändern wird, bestand diese mit Bravour.

"Reyna, ich weiß, dass du das eigentlich kannst!", sagte Mr. Salut. "Ja, schön uneigentlich kann ich es wohl nicht", schnaubte ich. "Wenn du bei den JAPs dieselbe Einstellung hast, kannst du das Jahr garantiert nicht bestehen", sagte er,schüttelte den Kopf und legte mir das Ergebnis vor. "W" stand dort in Mr. Saluts schnörkliger Schrift. Ich hatte keine Zeile freigelassen, jedoch viel durcheinander gebracht. Mir graute es schon vor der Berichtigung, nicht, weil ich es nicht könnte, sondern, weil ich wusste, dass es mindestens eine Stunde in Anspruch nehmen würde.

Ich wurde bei der Berichtigung von Mr. Nail unterbrochen. Wir würden nun erfahren, was uns bevorstand. Wir waren verwundert, als wir nicht zu viert, sondern zu siebt in einem Raum waren. "Ach die müssen beaufsichtigt werden?", fragte einer der drei unbekannten. Mr. Nail nickte. Ich sah ihn und die fremden abwechselnd entgeistert an. Die Jungs, welche schienen, als ob sie gerade erst die Schule abgeschlossen haben, sollten uns also beaufsichtigen. "In wie weit?", fragte ich. "Aktuell komplett, über Änderungen können wir später verhandeln", sagte Mr. Nail. Mit komplett war auf den Gängen und dem Gelände gemeint.

Als wir nach und nach die anderen Arbeiten ebenfalls zurückbekamen, sah ich, dass Spaltfiguration ein Ausnahmefall war, weshalb die restlichen Berichtigungen nicht halb so lang dauerten. 

Elena, Nathan und ich durften nun dank unserer Aufsicht auch wieder nach Wovlyn, da diese ja auf uns aufpassen mussten, und wir daher keinen Mist mehr machen konnten, ohne dass es bemerkt würde. Am Wochenende waren wir daher sehr häufig dort, einfach nur um eine Ablenkung zum Schulalltag zu haben. Mal aßen wir dort zu Mittag, mal gingen wir shoppen und sahen uns die Läden an, und mal gingen wir einfach nur spazieren. Als es gen Winter ging, war es wirklich schön, nach der Schule in Wovlyn einen heißen Kakao zu trinken.