Kapitel 46

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„Gut gemacht", hörte ich eine männliche Stimme sagen.

Ich wollte meine Augen öffnen, doch es ging noch nicht, also hörte ich nur zu.

„Danke, Sir!", diese Stimme war weiblich.

„Jetzt wo wir das Mädchen haben, muss nur noch die Maschine funktionieren", der Mann klang siegessicher.

Was für eine Maschine meinte er? Wollten sie mich an eine Maschine anschließen? Was würde mit mir geschehen? Wo war ich? Und noch viel wichtiger: Wo waren Aden, Kieran und Damion?

Ich machte mir mittlerweile nicht mehr nur Sorgen um Aden, sondern ich sorgte mich auch um die Anderen. Sie waren mir auf der Reise und beim Kampf so sehr ans Herz gewachsen. Ich wusste nicht, wann ich angefangen hatte, ihnen zu vertrauen anstatt ihnen zu misstrauen, aber das spielte auch keine Rolle. Das einzige was eine Rolle spielte war, dass es so war. Ich musste wissen wo sie sind, aber dazu musste ich erstmal wissen, wo ich war.

Endlich schaffte ich es, die Augen zu öffnen. Ich starrte an eine weiße Decke. Ich versuchte mich zu bewegen, doch dies war schwer möglich. Sie mussten mich gefesselt haben. Also versuchte ich bloß, mich so gut es ging im Raum umzusehen. Da war eine große Maschine neben mir. Außerdem sah ich einen Schreibtisch mit Computer. Ansonsten konnte ich nichts sehen.

„Schön, dass Sie wach sind, Miss Livington", sagte nun die männliche Stimme.

„Wo sind meine Freunde?", fragte ich sofort. Meine Stimme war rau.

„Das kann ich Ihnen nicht verraten, aber Sie werden es noch früh genug erfahren", er lachte.

„Wer sind Sie?", fragte ich stattdessen.

„Ich?", ich hörte Schritte und ein Mann mit braunem Haar und einem Bart trat hervor, „Ich bin der Präsident."

Ich sah ihn eindringlich an. Sein Bart war wohl geformt und hatte etwas Bedrohliches. Der Bart betonte seine Wangenknochen und umrahmte seine wohlgeformten Lippen. Seine Augen waren dunkelbraun und funkelten mich belustigt an. Wenn man ihn sah, dachte man nicht, dass er in demselben Jahrgang, wie Kieran war, aber kleine silberne Strähnen in seinem braunen, kurzen Haar verrieten sein wahres Alter.

„Was kann diese Maschine?", fragte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden hatte.

„Sie stellen sehr viele Fragen, Miss Livington", stellte der Präsident belustigt fest, „Machen wir ein Spiel daraus. Wenn Sie meinen wahren Namen wissen, dann werde ich Ihnen sagen, wozu diese Maschine gut ist. Aber woher sollten Siemeinen Namen wissen?"

Kieran hatte mir gesagt, wie er hieß, aber es fiel mir nicht mehr ein. Ich dachte angestrengt nach, doch in meinem Kopf war alles hohl. Ich war noch total ausgelaugt von dem Kampf und dem langen bewusstlos sein.

„Nun, ich muss kurz gehen, aber ich komme wieder. Vielleicht kennen Sie ja dann meinen Namen. Aber das bezweifle ich", er lachte und verließ dann den Raum.

Wieso fiel mir sein Name bloß nicht ein?

Ich wusste nicht, ob ich alleine war oder nicht, denn ich konnte mich nicht in dem ganzen Raum umsehen.

Wann würde ich Aden bloß wiedersehen? Ich hoffte es ging ihm gut.

Die Stille machte mich wahnsinnig. Ich wusste nicht wie viel Zeit verging und in meinem Kopf stellte ich mir immer wieder dieselbe Frage: Wie heißt der Präsident?

Die Lampe an der Decke flackerte unruhig, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.

Ich betrachtete die Maschine neben mir. Sie war riesig und wirkte gefährlich. Sie hatte zwei Anschlüsse, die anscheinend an den Kopf angeschlossen wurden. Zumindest sahen sie so aus.

Wofür war sie bloß gut? Sie sah gefährlich aus.

Ich schloss meine Augen.

Ich hatte Kieran gefragt, ob ich den Präsidenten kannte und dann hatte ich gefragt, wie er hieß. Ich überlegte und überlegte und plötzlich kam es mir in den Sinn.

„Damals hörte er auf den Namen Roy. Aber soweit ich weiß, haben ihn danach alle nur noch den Präsidenten genannt"

Die Erinnerung schoss durch meinen Kopf und nun wusste ich wieder, wie der Präsident hieß. Er hieß Roy. Also würde ich auch erfahren, was es mit der Maschine auf sich hatte.

Nun wartete ich auf Roy, den Präsidenten. Doch er kam nicht. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Vielleicht konnte ich mich befreien. Ich könnte es ja mal versuchen. Ich tastete mit meinen Händen, da ich nicht sehen konnte, woran sie befestigt waren. Ich spürte Eisen um meine Handgelenke, die sich links und rechts von mir befanden. Ich ging davon aus, dass auch meine Fußgelenke mit Eisen an dem Tisch, auf dem ich lag, befestigt worden waren. Als ich mich ein wenig hin und her bewegte, stellte ich fest, dass auch um meinen Bauch Eisen war. Sie hatten wohl Angst, dass ich fliehen wollte. Das hatte ich ja auch vor, aber ich fragte mich, ob das überhaupt möglich war, in der Situation, in der ich mich befand.

„Fliehen ist zwecklos, Kleines", sagte die Frau nun, die ich beim Aufwachen schon gehört hatte.

Ich war also nie alleine gewesen.

„Und wer sind Sie?", fragte ich neugierig.

„Hope, es tut mir leid", eine ältere Frau kam um den Tisch, auf dem ich lag und sah mich traurig an.

„Sie sind doch die Frau, die meine Prüfung überwacht hat", ich sah sie erstaunt an.

„Ja die bin ich", sie lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln.

„Können Sie mir nicht helfen", fragte ich hoffnungsvoll.

„Es tut mir leid, Liebes. Ich darf nicht", sie seufzte.

Wollte sie nur so nett wirken oder war sie es wirklich? Wollte sie mir helfen oder war sie wirklich auf der Seite des Präsidenten?

Ich wurde langsam verrückt, weil ich nicht mehr wusste, wem ich trauen konnte.

Die Stille war zurückgekehrt, die Frau hatte sich hingesetzt.

Wie lange müsste ich noch auf den Präsidenten warten?

„Wann kommt der Präsident zurück?", fragte ich dann die Frau.

„Das weiß ich nicht. Es könnte jeden Moment sein, aber auch erst in ein paar Stunden. Er ist sehr beschäftigt", sie zuckte mit den Schultern.

Danach war es wieder still.

Eine kurze Zeit später, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, öffnete sich die Tür.

„So da bin ich wieder", der Präsident kam rein und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Was war so anstrengend für ihn gewesen? Vielleicht der Weg. Er war schon älter, da konnten wohl auch bei Guardians kurze Strecken anstrengend werden. Vielleicht war es auch keine kurze Strecke gewesen.

Ich sah ihn an, sah ihm direkt in die braunen Augen.

„Willkommen zurück, Roy."


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