Zusammen haben wir geweint.

495 63 5
                                    

Zusammen haben wir geweint.

Es gab Unmengen an Dingen, die uns miteinander verbanden.

Sei es der Kaktus, der immer auf der Fensterbank in deiner Küche gestanden hatte. Wie er damals hinuntergefallen war, weil ich unbedacht das Fenster geöffnet hatte. Wie ich die Hände nach ihm ausgestreckt hatte, um ihn aufzufangen. Und wie ich lauthals geschrieen hatte, als sich dessen Stacheln in meine Handflächen gebohrt hatten. Und natürlich hattest du nichts besseres zu tun als lauthals über die Situation und vielmehr über mein Verhalten zu Lachen. Erst nachdem einige Minuten vergangen waren, hattest du dich wieder eingekriegt und mir versucht die Stachel aus den Händen zu ziehen - nur leider vergebens.

Die Tatsache, dass wir letztendlich im Krankenhaus in der Notaufnahme landeten, wo einer der Ärzte die Stachel beseitigte, ließ dieses Geschehen in die Geschichte eingehen und sich für immer in unsere Gedanken niederbrennen.

Doch noch viel lieber war mir die Geschichte unseres ersten Konzertes, welches wir gemeinsam besucht hatten. Es ist so unfassbar amüsant, dass wir gar nicht beabsichtigt hatten dieses zu besuchen, dass wir vielmehr durch Zufall dorthin gelangt waren.

Wir waren gerade auf dem Heimweg, ich hatte dich von der Arbeit abgeholt und begleitete dich nach Hause, da dein Auto mal wieder gestreikt hatte und du sonst alleine mit der S-Bahn hättest fahren müssen. Das wollte ich dir als bürtiger Gentleman selbstverständlich ersparen.

Jedenfalls hatten wir beschlossen die U-Bahn zu meiden - schließlich wusste man nie, was für ein Gesindel sich dort herumtrieb - und liefen stattdessen das letzte Stück bis hin zu deiner Wohnung, als mit einem Mal der Klang von Musik an meine Ohren gekommen war. Ohne Umschweife hatte ich dich mit mir gezogen, durch einen Hintereingang hinein in des Gebäudes, welches berühmt für seine kleinen Konzerte war. Und tatsächlich.

Die Band, die damals gespielt hatte, wurde zu unserer Lieblingsband. Eigentlich jede Gelegenheit hatten wir genutzt, um ihre Platten zu hören. Egal ob im Auto, in der Küche oder im Schlafzimmer. Wir liebte diese Band und vergötterten sie.

Doch dann kam die Hiobsbotschaft.

Der Leadsänger war verstorben. Und wir waren am Boden.

Nie wieder würde eine neue Platte hinauskommen, nie wieder würden wir sie spielen hören. Nie wieder.

Wir hatten geweint, stundenlang hatten wir auf der Couch in deiner Wohnung gesessen und geweint. Arm in Arm waren uns jeweils die Tränen in Sturzbächen über die Wangen gelaufen - Stunde um Stunde.

Doch mit dem Leadsänger starb auch eine Sache, die uns bisher immer stark miteinander verbunden hatte. Sie verschwand nicht völlig, doch sie wurde zu etwas, was kaum erwähnenswert war.

Und somit verlor der Haufen der Unmengen in unserer gemeinsamen Zeit nach und nach Sachen, die uns eins zusammengeschweißt hatten, bis letztendlich nur noch ein kümmerlicher Rest übrig blieb.

Ein kümmerlicher Rest, mehr nicht...

TogetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt