White Wolf Neumond

Kapitel 6 oder Zuhause ist es immernoch am schönsten

Erstaunt musste ich feststellen das Jayden tatsächlich neben seiner Harley Davidson, die unter einer Plane liebevoll in den Schatten geschoben war, auch noch einen todschicken Sportwagen besaß. Langsam fing ich mich schon an zu fragen wie sich das Rudel so etwas überhaupt leisten konnte. Aus Gold gefertigte Klingen, großzügige, wunderschöne Jugendstil Villen und dann auch noch so ein Auto.
Bekamen Werwölfe etwa auf alles Prozente?
Hatten sie eine Diamantenmiene auf dem Grundstück?
Oder irgendwelche verwunschenen Schätze ausgegraben?

Aber irgendwie dämmerte es mir, dass die Quelle des Geldes nicht ganz so edel war, wie ich es mir vorstellte. Vielleicht wollte ich es erstmal lieber doch nicht wissen- irgendwann würde ich es eh herausfinden.

Ich schnallte mich an und schaute auf das eingebaute Navigationssystem. 7 Stunden Fahrt. Ih schluckte und drehte die Klimaanlage hoch. Dann sank ich tiefer in den Sitz und schaute auf die gigantischen Bäume, deren Wurzelwerk sich bis auf den Parkplatz erstreckte.

"Warum eigentlich das Rudel in Montana und nicht irgendein anderes? Kennst du dort jemanden?", fragte ich während Jayden aufs Gaspedal drückte und- jede Frau wäre neidisch- elegant aus der engen Parklücke ausparkte und auf die Schotterpiste Richtung Gold Bridge fuhr.

"Ich dachte wir machen Zwischenstop in White Rock. Ich glaube da gibt es zwei Personen die brennen darauf dich mal dick zu drücken!"

Begeistert umarmte ich ihn von der Seite. Meine Eltern! In meiner Brust war die ganze Zeit, so schön es auch im Reservat war, ein riesiges Loch gewesen, wenn ich an sie gedacht hatte. Und gerade vor der Schlacht würde ich alles tun sie noch einmal zu umarmen und meine Heimatstadt zu sehen.
Hatte sich irgendetwas dort verändert? Wie kamen meine Eltern ohne mich klar? Fühlte ich mich dort überhaupt noch zuhause, jetzt wo ich im Reservat in meinem 'Kampfkunst Internat' lebte?

Trotz der Vorfreude zog sich die Fahrt und die endlosen Autobahnen mit ihren gelben Mittelstreifen und ihren viel zu wenigen Raststätten schier endlos hin. Wir sprachen nicht viel und aßen stumm unsere Sandwiches, die Jayden irgendwoher zauberte, bis mir einfiel, was er mir vorhin noch hatte erklären wollen.

"Warum sollen die anderen denn nichts von meinem Traum und meiner Urwerwolf Seite erzählen? Wir hätten doch viel größere Chancen, dass Sie unserem Plan folgen, wenn sie davon wüssten?"

Jayden trommelte mit zwei Fingern auf dem Lenkrad rum. "Es darf sich au keinen Fall rumsprechen was du bist. Sonst bringt dich das womöglich in viel größere Gefahr".
Fragend schaute ich ihn von der Seite an, doch er starrte weiter auf die nicht enden zu wollende Straße vor der Frontscheibe.

Erst als ich nochmal nachhakte, wie genau er das meinte, sagte er schließlich:" Ich habe dir doch erzählt wie tief verfeindet die Urvampire mit den Urwerwölfen waren und dass sie am Ende jeden einzelnen von ihnen getötet haben. Dich dürfte es eigentlich gar nicht geben, ich hoffe das ist dir klar. Wenn es irgendwie zu den Urvampiren durchsickert was du bist werden Sie Jagd auf dich machen. Die Vergangenheit hat schon gezeigt, dass sie oft nicht mit fairen Mitteln spielen".

Bevor ich nochmal nachfragen konnte, wie er das jetzt schon wieder meinte lichtete sich der Wald vor meinen Augen und gab Sicht auf das endlose Blau des Pazifiks. Ich hüpfte auf und ab in meinem Sitz. In meinem Herzen wummerte es, wie bei einem ersten Date. Und als dann auch noch rechts neben uns die Aussichtsplattform auftauchte, wo Jayden und ich an dem Tag wo wir uns kennengelernt hatten hingefahren waren, war es um mein letzter Rest Beherrschung verschwunden und eine dicke Freudenträne kullerte mir die Wange herunter.

Meine Nase klebte am Fenster als die ersten schnuckeligen Reihenhäuser auftauchten und kurz vor unserem Haus riss ich die Tür auf und rannte meinem Zuhause entgegen. Ungeduldig riss ich die Tür, die wie immer nicht abgeschlossen war auf und stürmte ins Haus.