Kapitel 8 oder dort wartet die Zukunft

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"Schnell, leg ihn hier hin!", rief Nahele und führte Jayden in das kleine, dennoch gemütliche und vor allem farbenfrohe 'Krankenhaus'. Jayden hielt den kleinen, schlafenden Ben in seinen starken Armen und hievte ihn auf eines der unzähligen Krankenbetten, die in einer langen Reihe nebeneinander aufgestellt waren.

Das erste Mal war ich wirklich erleichtert gewesen das schwarzhaarige, meist schlecht gelaunt reinblickende Mädchen zu sehen. Professionell beugte sie sich über Ben, misste dessen Blutdruck und Temperatur und tastete seinen Körper dann beinahe liebevoll ab.

"Er hat ein wenig Fieber und niedrigen Blutdruck, aber nichts was mit ein paar Tagen Bettruhe nicht zu heilen ist", stellte sie dann fest und ich ließ mich erleichtert in einen der harten Sessel fallen.

"Was ist überhaupt passiert? Und wer ist dieser Junge?", hakte Nahele daraufhin nach.

Jayden winkte ab. "Lange Geschichte. Ich werde für heute Abend eine Besprechung mit dem Rudel einberufen und es allen erklären."

Nahele zog eine Augenbraue hoch, schien sich aber dennoch damit zufrieden zu geben. "Jetzt raus hier, mein Patient braucht Ruhe!", sagte sie schließlich und scheuchte uns raus.

Die Stunden bis zur Dämmerung streifte ich alleine durchs Reservat. Jessica und Ash waren noch nicht da und Jayden war in sein Zimmer verschwunden um mit den anderen Kriegern zu telefonieren und deren Ergebnisse einzuholen. Vielleicht musste er aber auch nur mal ganz dringend seinen Süßigkeitenvorrat plündern.

Immer wieder tauchten vor meinem inneren Auge das Bild der toten Wölfe auf, des weinenden Jungens, der Totenstille. Und immer wieder sah ich auch mein Rudel reglos auf der Lichtung liegen unter dem mondlosen Neumond Himmel.

Lustlos jagte ich einem Hirsch hinterher, ließ es dann aber seien, da ich eh keinen Hunger hatte. Hoffentlich war das Wyler Rudel das einzige Rudel bei dem wir zu spät gekommen waren. Und wenn wir früher gehandelt hätten? Hätten wir Bens Rudel noch retten können?

Nach einer Weile lief ich zurück zum Rudelhaus um noch einmal unter die Dusche zu springen vor einer weiteren Sitzung meines heiß geliebten Kriegsrates.
Das Wasser lief heiß über meine Schulterblätter, färbte sich dann dunkler und nahm die Schmutzpartikel mit sich. In meinen Gedanken färbte sich das Wasser rot, nahm die Farbe von frischem Blut an. Hatte ich Blut an den Händen? Würde ich Blut an den Händen haben?

Langsam ließ ich mich an den kalten Fliesen des Badezimmers hinunter, bis ich auf dem Boden hockte und gegen den blassgelben Duschvorhang starrte. Das Wasser prasselte nun auf meinem Kopf, lief mir wie Tränen ins Gesicht.
Nun fühlte ich mich seltsam leer. Da war zu viel was ich hätte fühlen können, Angst vor dem Neumond, Wut auf die Vampire, Trauer, Verzweiflung, Hoffnung. Zu viele Fragen die sich in den Mittelpunkt zu drängen versuchten.

Würde das Rudel das hier überleben?
Hatte ich eine Zukunft?
Würde Ben je über dieses Trauma hinwegkommen?
Würden die anderen Rudel in unsern Plan mit einsteigen?
Hatten wir die Richtige Entscheidung getroffen uns zu widersetzen?

Noch konnten wir uns um entscheiden und uns den Urvampiren unterwerfen. Wir waren dann zwar nicht frei- hatten aber eine Zukunft. Vielleicht könnten wir aber auch einfach weglaufen vor ihnen, irgendwohin wo uns niemand finden würde.

Ein Klopfen an meiner Zimmertür ließ mich aus meinen Gedanken auftauchen. Schnell drehte ich den Duschhahn zu und trocknete mich kurz auf, dann lief ich in ein Handtuch gehüllt an meine Tür. "Jayden?", fragte ich, doch es war nicht die gewohnte tiefe Stimme meines Freundes die mir antwortete, sondern eher eine genervte, etwas steife Stimme. Nahele.

"Ben verlangt nach dir", sagte sie knapp und ich konnte ihr emotionsloses Gesicht beinahe durch die geschlossene Tür sehen. "Warte kurz, ich komme!", rief ich ihr zu und schnappte mir schnell etwas sauberes zum anziehen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 19, 2016 ⏰

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