Kapitel 4 oder Bisse und Küsse

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Nach einer kurzen Dusche schlüpfte ich in mein gewohntes Outfit aus T Shirt und Shorts aus dem Stoff der bei der Verwandlung nicht zerriss. Auch wenn ich nicht wirklich verstand wie das funktionierte war ich dennoch ziemlich froh, dass es solche Sachen gab und ich nicht immer splitterfasernackt war, wenn ich mich zurückverwandelte.

Als ich gerade eine SMS an meine Eltern in mein Handy tippte- sie erwarteten jeden Tag Rückmeldung von mir, sonst hätten sie mich nie hierher ziehen lassen- klopfte es an meiner Zimmertür.

Es war Jayden, mit noch feuchten Haaren von seiner morgendlichen Dusche. Er sah gut aus wie eigentlich immer. Die perfekte Mischung aus verwegenen Surfer und Bad Boy. Ich konnte es noch immer nicht glauben, dass er zu mir gehörte. Zu mir, die ich für Jungs eigentlich mein ganzes Leben unsichtbar gewesen war.

Er setzte sich zu mir aufs Bett und spielte kurz mit meinen Haaren, dann drückte er mir einen leichten Kuss auf den Nacken. Ich kicherte und lehnte mich gegen ihn.

"Bist du sauer, dass ich dir nicht von den Träumen erzählt habe?", fragte ich ihn nach einem kurzen schweigen.
Er schüttelte den Kopf. "Ich könnte dir nie böse sein May. Natürlich hätte in es schöner gefunden du hättest mir davon erzählt, aber wenn man bedenkt was ich dir alles verschwiegen habe-", er stoppte kurz verlegen, "dann habe ich nicht das Recht dir böse zu sein".
Ich nickte.

"Sagen wir einfach, dass wir uns in Zukunft alles erzählen", sagte er schließlich. Genau in diesem Moment fiel mir ein, dass ich ihm noch etwas verschwiegen hatte.

"Ich habe in meinem Traum noch etwas gesehen Jayden- das Rudel deines Bruders- sie haben an unserer Seite gekämpft."

Neben mir versteifte sich Jayden merklich. "Das kann nicht sein, ich würde nie mit-", er stoppte abrupt und starrte aus dem Fenster. Ich konnte nicht sehen was er fühlte, sein Pokerface verschluckte mal wieder jegliche Emotion aus seinem Gesicht.

Ich ließ ihm Zeit. Mir war klar gewesen, dass es ihm nicht gefallen würde und es deshalb extra bei meinen Erzählungen weggelassen. Jayden würde seinem Bruder niemals verzeihen, dass er damals sein Rudel hintergangen hatte und seinen Vater getötet hatte, nur um für ein und sein Mate die alleinige Macht zu erlangen. Zum Glück hatte Jayden damals das schlimmste abwenden können, in dem er Jordans Mate tötete.
Doch dadurch hatte er Jordans Schwur auf ewige Rache auf sich gezogen, welche dieser durch meinen Tod hatte ausüben wollen.

"Als wir klein waren, Jordan und ich, haben wir uns einmal geschworen uns immer zu helfen, wenn wir in Schwierigkeiten stecken. Daran haben wir uns tatsächlich gehalten- selbst in den Jahren in denen wir uns auseinanderlebten und uns nicht mehr so gut verstanden haben, sind wir füreinander eingesprungen und haben versucht den jeweils anderen aus der Patsche rauszuziehen."

Jayden brach ab und schwieg wieder. Erst jetzt bemerkte ich, dass er etwas in seiner Hand hielt: Den Dolch mit dem Jordan mich hatte töten wollen. Ich erkannte ihn wieder an seiner geschwungenen, glänzenden Klinge und dem schlichten Holzgriff.

Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck zu schnell, dass ich hätte eingreifen können und Wut, sowie Verzweiflung spiegelten sich in seinen dunkelgrünen Augen. Mit einem schnellen Ruck stieß er den Dolch von sich, sodass er pfeifend durch die Luft flog und sich mit einem knacken in meine Zimmerwand bohrte. Erschrocken schaute ich Jayden an. Kurz hatte ich Angst seine Augen hätten sich schwarz verfärbt, so wie sie es an dem Tag getan hatten, an dem er mich durch den Wald gejagt hatte.

Doch seine Augen hatten sich lediglich ein wenig verdunkelt, trotzdem sah ich ihm an, dass er um seine Beherrschung kämpfte. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, ob ich überhaupt etwas für ihn tun konnte. Er spannte seine Oberarme an, sodass sein Bizeps hervortrat, anscheinend um Wut rauszulassen, doch ich sah dass es ihm nicht gelang. In seinen Augen kämpfte immer noch grün gegen schwarz, was unter anderem Umständen wunderschön ausgesehen hätte.

White Wolf NeumondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt