Kapitel 5

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Wir kamen am Eingang der Schule an, aber anstatt zusammen zum Raum zu gehen, lief Lacy mit schnellen Schritten vor. Ich wollte sie zurück rufen, aber dann kam Tony und sprang mich von der Seite an.

"Rache ist Blutwurst, muhahahahah!", begrüßte er mich.

"Wie alt bist du? Fünf?" Ich richtete meine Sachen.

"Nö, sechs." Für diese Antwort bekam er einen Schlag auf seinen Arm.

"Ach, sei doch leise!" Wir fingen an zu lachen.

Zusammen gingen wir in die Stunde. Wir hatten Biologie. Es gab immer Vierer-Tische, die in drei Reihen angeordnet waren. Ich saß, wie immer, mit Tony, Ece und Justin an der Bank ganz hinten.

"Sie alle haben dieses Jahr noch viele Prüfungen vor sich. Damit Sie sich schon mal auf die Präsentationsprüfungen vorbereiten können, werden Sie Vorträge halten." Leises Gestöhne ging durch die Klasse. "Sie dürfen sich die Themen aussuchen. Natürlich muss der Vortrag passend zum Fach Biologie sein. Sie werden zu zweit vortragen. Da Mädchen und Jungs in gleicher Anzahl sind, habe ich die Namen der Jungs auf Papier geschrieben, zusammengefaltet und in den Behälter hier getan.", sie deutete auf die Plastikschale in ihrer Hand. "Jedes Mädchen wird jeweils einen Zettel rausziehen und bestimmt somit ihren Partner. Gibt es noch Fragen?"

Mrs Ashton hatte blonde Haare, die sie zu einem strengen Dutt gebunden hatte. Sie war groß, schlank und hatte blaue Augen. Sie war nach dem Aussehen her bestimmt Mitte dreizig.

Das weckte meine Neugier. Ich hoffte innerlich, dass Lacy meinen Namen ziehen würde.

"Hoffentlich ist das Glück auf deiner Seite und Lacy/Annie zieht dich", sagten Tony und Justin angewandt an mich und Ece.

Wir vier sahen uns an und mussten anfangen zu lachen. Annie war mit dem Ziehen dran. Ich hoffte natürlich für Ece, dass die beiden zusammen arbeiten würden. Annie zog einen Zettel aus der Plastikschale und entfaltete den Zettel. Ece war die Aufregung ins Gesicht geschrieben.

"Ece.", kam es leise von Annie. Sie sah nach hinten zu uns und direkt in die Augen von Ece, aber er reagierte nicht darauf. Wahrscheinlich war er noch nicht in der Fassung, um es zu realisieren.

"Fehlt nur noch du.", flüsterte Tony mir zu. Ich nickte nur.

Zwei Mädchen später und Lacy war dran. Ich wurde nervös und hoffte inständig, dass ich gezogen werden würde.

"Logan."

Das war es dann mit meinem Glück. Ich schlug meinen Kopf auf den Tisch und atmete aus, weil ich die ganze Zeit über die Luft angehalten hatte.

"Logan ist aber nicht da. Soll ich einen neuen ziehen?", fragte Lacy.

Dieser Satz gab mir Hoffnung und ich sah wieder nach oben.

"Oh, dann hab ich wohl vergessen, alle Namen auszusortieren, die heute fehlen! Ja, mach das." Lacy nickte und zog zum zweiten Mal einen kleinen gefalteten Zettel aus der Schale.

"Kopf hoch. Hast noch eine Chance!" Tony klopfte mir dabei aufmunternd auf den Rücken. Ich konnte aber nichts anderes erwidern, als zu nicken.

Gespannt sah ich zu, wie sie langsam, mit ruhigen Händen, den Zettel entfaltete. Ich zweifelte ehrlich gesagt daran, dass mein Name gezogen werden würde. So viel Glück im Leben hatte ich nun auch wieder nicht.

"Emmett." Wieder schlug ich meinen Kopf auf den Tisch auf.

"Das gibt es ja nicht! Warum ziehst du nur die Namen von Schülern, die heute nicht da sind?" Mrs Ashton lachte.

Ich glaubte gerade echt, dass Gott mich ärgern will. Dieses ganze auf und ab bringt meine Nerven noch um. Ohne Aufforderung, steckte Lacy zum dritten mal ihre Finger in die Plastikschale. Mittlerweile hatte ich die Hoffnung schon längst aufgegeben, dass ich derjenige bin, der mit ihr Arbeiten darf. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit denn, dass meine Hoffnung sich in Wirklichkeit wird? Ece musste sich sein strahlen verkneifen, weil er zum zweiten Mal mit Annie zusammen arbeiten konnte und dazu noch mit dem Mädchen, in das er verliebt war. Justin und Tony, die neben mir saßen, drückten unter dem Tisch ihre Daumen für mich. Womit hatte ich die Jungs nur verdient? 

"Mason."

Plötzlich drehten sich alle zu mir. Naja, fast alle. Die Jungs drehten sich zu mir und hatten diesen Ausdruck von Freude für mich im Gesicht. Mrs Ashton sah mich mit dem Ausdruck von ... Mrs Ashton an. Sie sah aus wie immer. Paar meiner Mitschüler sahen aus Neugier, wer dieser Mason wohl sein mag, zu mir. Und Lacy ... Sie drehte sich nicht mal zu mir. Die Tatsache, dass sie sich nicht für interessierte, schmerzte. 

"Gut, nachdem wir endlich einen Partner für Lacy haben, machen wir weiter mit Alisson.", fuhr Mrs Ashton fort. 

Tony und Justin freuten sich, dass Ece und ich unsere gewünschten Partner bekamen und hörten dann wieder aufmerksam zu, damit sie nicht ihre Namen verpassten. Am Ende wurde Jesslyn Tony zugeordnet und Avery Justin. Zum Glück waren beide Mädchen ziemlich nett und würden sich mit den Jungs bestimmt gut verstehen. Nachdem alle einen Partner hatten, sollten wir uns in den jeweiligen Teams zusammensetzen. Ich setzte mich nach vorn zu Lacy, da sie sich weder rührte, noch zu mir aufsah.

"Hey.", begann ich das Gespräch.

"Hey." Ihr Blick war auf ihre verschränkten Finger gerichtet, die sie auf ihrem Schoß zusammengefalzt hatte.

"Was für ein Thema wollen wir nehmen?", fragte ich sie freundlich lächelnd.

"Weiß nicht, hast du einen Vorschlag?" Ihre Stimme war sanft und ruhig.

"Mhm, ich hab auch keinen Plan. Biologie ... Wollen wir etwas mit Tiere, Menschen, Pflanzen oder Natur machen?", fragte ich sie.

"Sind Natur und Pflanzen nicht so ziemlich das selbe?"

"Ja, schon, aber ich meine unter Natur Wetter usw. Wenn du verstehst, was ich meine." Ich kratzte mir verlegen den Hinterkopf. Irgendwie fühlte ich mich gerade wie der letzte Idiot.

Wir wollten uns beide die Arbeit nicht so schwer machen, weshalb wir und auf ein Tier entschieden: Maulwurf. Klar, das war ein dritte-Klasse-Niveau-Thema, aber Mrs Ashton meinte, dass wir jedes Thema nehmen konnten, da es nur eine Art Probe für die richtige Präsentation sein sollte. Wir konnten den Computerraum für Recherchen nutzen oder im Raum bleiben und uns Notizen von den Büchern nehmen. Wir entschieden uns für die Bücher, da wir die Recherchen auch zu Hause machen konnten. Lacy schaute kein einziges Mal zu mir auf. Ihr Blick war überall, nur nicht bei mir. Sie sah entweder auf unsere Notizen, auf ihr Federmäppchen, ins Buch oder aus dem Fenster. Wenigstens sprach sie jetzt normal mit mir und nicht so abweisend wie immer. Die Stunde verging wie im Flug. 

"Bitte habt den Vortrag bis zur nächsten Woche fertig. Auf Wiedersehen!", verabschiedete Mrs Ashton sich bei uns.

"Wie es aussieht, müssen wir uns treffen. Du hast meine Nummer ja. Schreib mich einfach an und wir sprechen dann weiter." Ohne auf eine Antwort von ihr zu warten, ging ich aus dem Raum. Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

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