Kapitel 3

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Mit meinem Rucksack, die über meine rechte Schulter hing, wartete ich auf meine Bahn. Lacy hatte mir gestern Abend nicht mehr geschrieben. Ich steckte mein Handy in meine hintere Hosentasche und tat meine Hände in die vorderen Taschen. In der rechten Tasche befand sich der blaue Lutscher. Ob Lacy ihn noch hatte? Ich stieg in meine Bahn und fuhr vier Stationen, bis ich aussteigen musste. Vielleicht kommt sie in meine Klasse? Wenn es wirklich so wäre, würde die Welt ziemlich klein sein. Ich lief durch das große Gelände Richtung Hauptgebäude und sah Tony. Ich nahm Anlauf und sprang ihn von hinten an.

"Alter, was soll das?", sagte er genervt.

"Ist doch die beste Begrüßung zum neuen und letzten Schuljahr oder nicht?", erwiderte ich voller Elan und positiver Energie.

"Endlich! Nur noch dieses Jahr und ich bin euch alle los! Abgesehen von dir natürlich. Du hängst mir wahrscheinlich wie immer am Rockzipfel, weil du ohne mich nicht kannst", sagte Tony gespielt eingebildet.

"Oh, mein Herr und Meister. Ihr habt es auf den Punkt gebracht. Ich könnte nie in Erwägung ziehen, Euch zu verlassen, geschweige denn Euch nicht zu dienen. Mögen meine Dienste Ihnen bis Ende aller Tage Folge leisten." Tony und ich lachten mit gekrümmten Oberkörpern.

"Ich frage mich echt, woher du das hast", brachte er lachend hervor.

"Ich kann's eben." Diesmal war ich sehr eingebildet.

"Lass uns reingehen, bevor wir zu spät sind", hetzte er.

"Aye aye, Sir!"

Wir gingen zum Klassenraum und sahen neue, aber auch bekannte Gesichter. In der Ecke sahen wir Ece und Justin. Ich kannte die beiden seit der Grundschule. Tony kannte ich seit meiner Geburt. Unsere Mütter waren Freundinnen und verstanden sich bis jetzt immer noch blendend.

"Morgen", begrüßten wir uns.

Tony und ich ließen uns in der selben Reihe wie die beiden nieder.

"Habt ihr gesehen? Annie ist auch hier", Ece nickte paar Bänke weiter nach vorn.

Ece hatte sich während des letzten Schuljahres in Annie verliebt. Sie war ein freundliches Mädchen und würde sicherlich zu Ece passen. Ein Lehrer kam rein. Ich kannte ihn. Wir hatten früher mit ihm zusammen Biologie gehabt.

"Guten Morgen. Ich begrüße Sie herzlich zu Ihrem letzten Schuljahr. Hoffentlich wissen Sie, wohin Sie danach gehen werden, ob Sie studieren, sofort mit Arbeiten beginnen oder was ganz anderes. Ich werde für Sie als Klassenlehrer zur Seite stehen, falls Sie Hilfe brauchen oder Fragen haben. Mein Name ist Bennett. Mr Bennet. Und freue mich auf eine friedliche Zusammenarbeit mit Ihnen. Fangen wir doch mit der Anwesenheitsliste an..."

Ich wartete, dass Mr Bennett meinen Namen aufrief, bis ich ihren hörte.

"Lacy Adams?", rief er den Namen des Mädchens auf.

"Hier." Ich sah in die Richtung, von der die leise, schüchterne Stimme klang.

Das Mädchen hatte ihre Kapuze auf, weshalb man sie von hinten kaum erkennen konnte.

"Miss Adams, ich bitte Sie ihre Kapuze abzusetzen. Wie Sie sicherlich schon in Erfahrung gebracht haben, verstößt dies den Schulgesetzen, zu denen wir gleich noch mal kommen werden", bat er sie ruhig und freundlich.

Das Mädchen setzte ihre Kapuze ab und ich beugte mich Richtung Justin, der neben mir saß, um mehr von Lacy erkennen zu können. Das, was ich sah, war wenig, aber sie war ohne Zweifel das Mädchen vom Supermarkt. Sie hatte braune Haare, die sie wieder zu einem Zopf gebunden hatte, blasse Haut, lange Wimpern und, soweit ich sah, auch eine gerade Nase. Sie muss es gewesen sein. Ich setzte mich wieder ordentlich hin und ignorierte den verwirrten Blick von Justin. Mein Blick galt die ganze Zeit nur ihr. Plötzlich werde ich mit dem Ellbogen von jemanden an meine Seite gestupst. Ich sah zu Tony, wie er mit dem Kopf nach vorne nickte.

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