Ich verzeihe dir...

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Er war ganz plötzlich von seinem Tisch in der anderen Ecke der Schulkantine aufgesprungen. So kannte ich ihn garnicht. So hektisch und nervös. Doch wenn ich es mir recht überlegte dann hätte ich es ahnen müssen. Sehen müssen. Er war unser bester Freund. Es war unsere Schuld. Marco und ich, wir hatten ihn alleine gelassen. Wir hatten uns nichts dabei gedacht, nein eigentlich hatten wir überhaupt nicht gedacht. Nicht nach dem Kuss. Ja richtig. Ich Ella hatte Marco geküsst und dieses Gefühl hatte mich, nein uns, dazu gebracht unseren besten Freund in Stich zu lassen. Und als wir dann merkten das wir einen schrecklich Fehler gemacht hatten war es zu spät. Wir hatten etwas zerstört. Etwas was nie wieder heilen würde. Doch an diesem Tag war es anders. Er hatte Marco und mich auf dem Flur sogar gegrüßt. Und wir Deppen, ja ich weiß wir waren fürchterliche Idioten, wir hatten gehofft, nein ernsthaft geglaubt jetzt würde alles wieder gut. Wir hatten nichts geahnt. Dabei war er doch unser Freund gewesen. Wir kannten ihn so gut. Wir hätten es wissen müssen. Doch wir waren blind. Blind bis zu dem Moment in dem er von seinem Stuhl aufsprang und seine Waffe zückte. Nein kein riesen Gewehr, es war eigentlich eher eine kleine Pistole. Ich hätte mir sowas nicht im Traum ausgemalt, aber wie schon gesagt, wir waren ja so naiv. Ohne weitere Worte hob er die Waffe und schoss ein, zwei mal in die Decke. Sofort herrschte pures Chaos. Alle rannten in eine andere Richtung. Das einzige was für die meisten jetzt nut noch zählte war sich selbst in Sicherheit zu bringen. Nur für Marco nicht. Für ihn zählte nur ich. Wie immer handelte er so überlegt obwohl ihm in dieser Situation niemand ein unüberlegt handeln angekreidet hätte. Er packte mich am Arm und zerrte mich aus der Kantine, während er den Notruf wählte. Ja, hätte er mich nicht aus der Kantine gezerrt wäre ich wohl einfach sitzen geblieben und hätte mich nicht einen Zentimeter gerührt. Marco hatte mich Richtung Ausgang gezerrt, doch da fiel mir zwei Unterstufenschülerinnen ins Auge die die Treppe hinauf indem ersten Stock liefen. Ich schrie sie an sie solle gefälligstens raus laufen, doch in dem Lärm der herrschte hörten sie mich wohl nicht und Marco schleift mich unbarmherzig weiter Richtung Ausgang. Ich warf einen letzten Blick in Richtung Kantine. Da war er wieder. Mit der Waffe in der Hand sah er aus wie ein ferngesteuerter Roboter. Unsere Blicke trafen sich kurz aber er schien mich nicht zu erkennen dann feuerte er ein Schuss in unsere Richtung und schrie er wolle das Haus von oben nach unten räumen. Mit einen gehässigem lächeln fügte er noch hinzu wir sollten uns lieber beeilen, er sei gleich wieder da. Dann wand er sich um und lief zur zweiten Treppe. Kurz war ich wieder unfähig irgendwas zu tun, dann durchfuhr es mich. Die beiden Mädchen, sie waren im ersten Stock. Jemand musste sie warnen. Ohne nachzudenken befreite ich mich aus Marco's festem Griff und rannte durch das Getümmel zur Treppe. Ich hörte ihn meinen Namen rufen doch das Adrenalin trieb mich vorran. Ich sprintet in den Unterstufengang. Irgendwo hier mussten die beiden doch sei  und tatsächlich, keine 30 sec. später kamen sie mir entgegen. Sie hatten ihre Rucksäcke geholt. Kinder. Sofort packte ich beide und zerrte sie hinter mir her wie es Marco noch vor wenigen Minuten bei mir getahn hatte. Wir hatten die Treppe schon fast erreicht da stellte sich uns jemand in den Weg. Ich konnte mir nicht erklären wie er so schnell durch den zweiten Stock gekommen war, aber nun stand er vor uns, mit gezückter Waffe, bereit zu schießen. Ich war unfähig irgendwas zu sagen. Aus dem Augenwinkel entdeckte ich einen Schatten. Dann schob sich jemand vor mich. Marco. Ich war unfähig mich zu bewegen, aber Marco schrie ihn so fürchterlich laut an das es für uns beide reichte. Doch es interessierte ihn nicht, vielleicht hatte er es nicht einmal gehört. Denn er lacht nur und sagte etwas von sehr ritterlich. Marco redete währenddessen weiter auf ihn ein. Er sagte das wir doch Freunde waren, immer noch sind. Dass das alles doch keinen Sinn habe. Kurz glaubte ich Marco, niemals würde unser Freund auf uns schießen, doch dann sah ich dieses Funkeln in seinen Augen. In genau dieser Sekunden wusste ich das wir uns noch nie so geirrt hatten. Er wurde schießen, jetzt, auf Marco. Ich warf mich von schräg hinten gegen Marco und schrie lauthals runter, um die Mädchen hinter uns zu warnen. Im gleichen Moment feuerte er mehrmals auf uns. Ein reißender Schmerz durchfuhr meinen Arm. Dann prallten wir dumpf auf dem Boden auf. Für ein paar Sekunden schloss ich die Augen, jeder ander wäre jetzt in Ohnmacht gefallen, doch der Schmerz hielt mich bei Bewusstsein. Als ich die Augen öffnete war es als wäre alles stehen geblieben, sogar der Schmerz setzte aus. Marco lag Bewusstlos neben mir am Boden. Er war mit dem Kopf aufgeschlagen und Blut floss aus seinem Oberschenkel. Die Mädchen kauerten etwas weiter hinten doch schienen unverletzt. Ich sah sie an und formte ein helft ihm mit den Lippen, dabei zeigte ich auf Marco. Sie nickten doch sahen dann verängstigt an mir vorbei. Er stand immer nocht da, doch als er sah wie ich langsam aufstand weiteten sich seine Augen. Wieder richtete er seine Waffe auf mich. Doch ich, ich weiß bis heute nicht wie ich es geschafft hatte (wahrscheinlich Adrenalin), lächelte nur und hauchte ein "lass es bleiben. Du siehst doch das es nichts bringt." Er starrte mich noch kurz an und ließ dann wie durch ein Wunder seine Waffe sinken. Dann murmelte er meinen Namen, schloss kurz die Augen und als er sie wieder öffnete war der Roboter aus ihm gewichen. Dann begann er vor sich hin zu stammeln, etwas von wir hätten keine Ahnung und wir waren schuld, doch dann korrigierte er sich ,Nein, versicherte er mir ,Nicht wirklich, sondern er alleine. Es war seine Entscheidung gewegen. Ich bekam seine Worte nur halb mit denn ich spürte schmerzhaft dir Verletzung an meinem Arm wieder, der Schmerz raubte mir beinahe den Verstand. Ich konnte kaum noch das merkte ich selbst, so laut ich konnte sagte ich seinen Namen auch wenn es eher ein flüstern war drehte er sich zu mir um. Dann gaben meine Beine nach, doch er fing mich auf. Mit aller Kraft sah ich ihn, "ich verzeihe dir, wirklich, ich verzeihe dir", hauchte ich, dann wurde mir schwarz vor Augen.

Er stand langsam auf. Dann trat er an das große Fenster und sah zu wie die ersten Polizeiwagen mit Sirene und Blaulicht auf den Schulhof fuhren. Langsam hob er die Waffe an seinen Kopf und während die Polizisten das Erdgeschoss sicherten drückte er ein letztes mal ab. Zum ersten Mal mit einem Lächeln auf dem Gesicht.

Ich verzeihe dir auch...

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Tut mir leid das es so düster ist aber irgendwie hab ich es nicht mehr aus meinem Kopf bekommen...

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