Goldene Regel Nr. 6

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Zuhause. Was für ein schöner Ort. Aber es war nicht nur das. Für Kira war es mehr ein Gefühl als ein Ort. Doch das Gefühl war vor 8 Jahren gemeinsam mit ihrem Vater verschwunden. Seitdem war es nicht mehr aufgetaucht. Bis zu diesem Moment. Der Moment in dem Lilien neben sich auf ihr Bett klopfte und Kira den Kopf schüttelte. Der Moment in dem Kira sich auszog. Der Moment in dem Lilien ihre Wunden, Prellungen und Schürfwunden sah. Und der Moment in dem sie aufstand und ihre weinende Tochter in den Arm nahm. Die Wärme ihrer Mutter gab Kira eine Sicherheit die sie seit Jahren nicht mehr verspürt hatte. Sie wusste nicht mehr wie lange sie in dieser Position um Vergebung gefleht hatte, doch es mussten mehrere Stunden gewesen sein in denen Lilien sie mit ihrer sanften Stimme getröstet und Kiras Angst vor der Truppe gemildert hatte.
Am nächsten Morgen saß Kira, welche ausnahmsweise Mal früh aufgestanden war, vor dem Telefon. Sie wollte es Giro eigentlich nicht erzählen, aber sie musste. Früher oder später würde er es sowieso herausfinden, da wäre es besser er würde es von ihr erfahren. Also riss Kira sich zusammen und wählte seine Nummer, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
"Hallo?" meldete er sich. Kira schwieg.
"Ist da wer?" Sie schluckte. Es würde kein zurück mehr geben!
"Ich werde jetzt aufle-"
"Da ist eine Gruppe Jugendlicher unter der Brücke, meiner Abkürzung. Ich hab sie verärgert und dann haben sie sich gerächt. Es tut mir Leid das ich dir nicht früher davon erzählt habe, aber ich dachte ich würde das alleine schaffen... das habe ich nicht und jetzt habe ich Angst diese Abkürzung je wieder zu benutzen! Niena wollte mir helfen, aber sie hat es nur schlimmer gemacht und dann habe ich dem Anführer in den Schritt getreten und bin weggelaufen und dann haben sie mich überrumpelt und eine hübsche Frau hat mir geholfen, aber jetzt weiß ich nicht was ich tun soll!" Kira sprudelte einfach drauf los. Das erste was ihr in den Sinn kam verließ ihren Mund. Tränen sammelten sich in ihren Augen und sie musste sich den Mund zuhalten um nicht laut drauf los zu schluchzen als ihr bewusst wurde wie erbärmlich sich das ausgesprochen anhörte. Warum hatte sie niemanden um Hilfe gebeten? War sie wirklich so eitel, lieber ihre eigene Gesundheit auf's Spiel zu setzen als jemandes Hilfe anzunehmen? Nein. Kira hatte tatsächlich geglaubt sie würde keine Hilfe brauchen. Sie dachte sie würde das alleine schaffen. So wie sie es bisher immer geschafft hatte! Giros Stimme riss sie aus ihren Gedanken.
"Kira? Bist du das?" Ein schluchzendes, zustimmendes Geräusch war seine Antwort.
"Bleib wo du bist, ich bin gleich da!" damit legte Giro auf. Kira ließ sich wieder auf ihr Bett zurücksinken. War es wirklich richtig gewesen ihn anzurufen? Sie war sich sicher das er ihr nun helfen würde und seine eigenen Pflichten damit vernachlässigte. Das war schon immer Giros Art gewesen. Er hatte sie schon immer vor allem beschützen wollen. Kira konnte sich kaum ausmalen wie er sich jetzt, da es eine tatsächliche Bedrohung gab, aufführen würde. Seufzend wanderte ihr Blick zu den Schmerztabletten, die Niena ihr gegeben hatte. Ein Lächeln huschte über Kiras Gesicht. Dieses kleine Mädchen konnte kaum älter als 14 sein und trotzdem war sie schon so erwachsen. Kira wollte gar nicht darüber nachdenken was Niena hat so werden lassen. Stattdessen nahm sie eine der Schmerztabletten und dachte über ihre Herkunft nach. Ihrem Akzent nach zu urteilen wohlmöglich aus Australien oder Amerika, aber ihr Nachnahme Watanabe passte einfach nicht dazu. Kira grübelte noch immer darüber nach als Giro durch ihre Zimmertür stürmte. Außer Atem und ohne ein Wort zu sagen, nahm er die überraschte Kira in den Arm.
"Jetzt nochmal von vorne. Ich will jedes Detail" keuchte Giro, der sich gerade wieder aus der Umarmung lösen wollte, als Kira die Arme um ihn schlang. Sie wusste nicht wie sehr sie das vermisst hatte. Merkte erst in solchen Momenten wie verletzlich sie eigentlich war und wie viel ihr Giros Beistand wirklich bedeutete. Ein Schmunzeln kam an ihren Ohren an. Im nächsten Moment spürte sie die beruhigende Hand auf ihrem Kopf.
"Ist ja schon gut, jetzt bin ich ja da und gemeinsam schaffen wir das, ok?" Kira nickte, ließ jedoch nicht los, sondern vergrub ihr Gesicht weiter in der beschützenden Brust ihres besten Freundes.
"Ok" murmelte sie in den so vertrauten Duft von Schweiß und Zuhause hinein.

(Haikyuu FF) Volleyball ist ihr Leben!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt