Wahrer Freund

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Freudestrahlend betrat Kira die Turnhalle. Sie fühlte sich seit Langem mal wieder gut. Ob es nun an ihrem Treffen mit Niena im späteren Verlauf des Tages oder der Vereinbarung mit Kuroo ab sofort gemeinsam zu trainieren, um den anderen zu motivieren lag, war ihr egal. Da sie vor allen anderen da war, zog sie sich eilig um und begann bereits mit dem Aufbauen. Gerade als sie etwas unbeholfen mit einer der Stangen, an dem das Netz befestigt werden würde, herum stolperte, spürte sie die Unterstützung am anderen Ende. Erschrocken sah sie über ihre Schulter in Tanakas lächelndes Gesicht, welches sich auf ihren Lippen widerspiegelte.
"Danke"
"Kein Ding" Nachdem sie die Stangen in die dafür vorgesehenen Halterungen steckten, das Netz spannten und Tanaka sich umgezogen hatten, war der Rest noch immer nicht eingetroffen. Fragend sah Kira ihn an. Doch Tanaka zuckte bloß mit den Schultern. Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte sie sich den Bällewagen, nahm einen heraus und grinste ihm verschwörerisch zu.
"Dann spielen wir uns eben schon ein!" Tanaka hatte nichts dagegen einzuwenden. Also übten sie Aufschläge und Annahmen im Wechsel. Während Tanaka keine Aufschläge konnte, tat Kira sich mit den Annahmen schwer und so wurde abwechselnd geflucht. Bis ihre Flüche sie motivierten und der Wechsel in ihr Blut überging.
Tanaka beförderte den Ball in einer so präzisen Linie, das er sich selbst darüber wunderte. Kira nutzte diese Chance, zwang sich ihre Füße da zu lassen wo sie normalerweise hingehörten und schaffte es tatsächlich den Ball in einer einigermaßen akzeptablen Fluglinie anzunehmen. Mit strahlendem Triumph in den Augen sahen sie einander an. Ein Jubelschrei ließ die Turnhalle erzittern.
"Gleich nochmal!" verlangte Kira von dem bereits in die Knie sinkenden Tanaka, der mit einer Handbewegung abwehrte.
"Bloß nicht" Enttäuscht legte Kira den Ball zurück in den Wagen und setzte sich mit einem breiten Grinsen neben ihn. Ihre grünen Augen starrten die Turnhallendecke an. Neben sich hörte sie das erschöpfte Keuchen, was ihr ein Lächeln hervorlockte.
"Du hast es ihnen tatsächlich nicht erzählt" murmelte Kira vor sich hin. Tanaka musterte sie aus dem Augenwinkel.
"Was soll das denn heißen? Ich hab dir mein Wort gegeben" Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, ehe sie sich ihm mit einem müden Gesicht zu wandte. Allerdings nicht die Art von Müdigkeit die sie vor einigen Tagen demonstriert hatte. Es war eine völlig andere Müdigkeit, wenn nicht sogar Erschöpfung. Eine, die bereits seit Jahren auf ihr lastete und dessen wahres Ausmaß sie ihm nun offenbarte.
"Seit mein Vater uns allein ließ, habe ich niemandem mehr vertraut. Deshalb fiel es mir schwer deinen Worten zu glauben. So sehr ich es auch wollte, da war immer eine kleine Stimme in meinem Kopf, die mir sagte das du dich niemals an dein Versprechen halten würdest. Selbst jetzt ist diese Stimme noch da und sie schlägt Alarm sobald mir jemand helfen will" Tanaka hob die Augenbrauen. Das hatte er am Allerwenigsten erwartet. Doch kurz darauf erschien ein breites Grinsen auf seinem Gesicht.
"Aber du lässt dir trotzdem helfen. Zum Beispiel beim Aufbauen" Sie schmunzelte leise.
"Stimmt... Ich versuche daran zu arbeiten. So ein bisschen Hilfe ist manchmal ganz nützlich. Das trichtert mir Giro schon seit Jahren ein und bis jetzt habe ich nie auf ihn gehört, aber damit ist jetzt Schluss!" Ihre Augen funkelten Tanaka ehrgeizig an, sodass er unbewusst zu grinsen anfing. Er mochte diesen Ausdruck von Selbstsicherheit auf ihrem Gesicht. Es spiegelte das wahre Gesicht von Kira wieder. Eines das sich nicht versteckte und vollkommen sie selbst war. Wann immer er dieses ehrgeizige Funkeln in den grünen Augen vor ihm sah, konnte er die Schönheit die dahinter lag nicht mehr ignorieren. Zwar kam dieses Funkeln nur für einen Augenblick zum Vorschein, wenn sie das Spielfeld betrat, doch er war sich sicher das die anderen es auch schon bemerkt hatten. Diese sorgenlose, wilde Person die sie auf dem ihr vertrauten Spielfeld war. Wenn sie spielte, dachte sie nicht daran ihre Maske aufrecht zu erhalten, den Akt des Jungen zu spielen oder an ihre komplizierte Zukunft zu denken. Sie war frei.
Deshalb konnte Tanaka nicht anders als zu Schmunzeln. Langsam senkte er den Kopf, das Lächeln noch immer auf den Lippen.
"Du solltest ihnen wirklich davon erzählen" murmelte er und Kira blickte neugierig auf.
"Was?" Sein Lächeln wurde breiter und ohne seine Finger stoppen zu können, wuschelte er ihr durch die sowieso schon zerzausten Haare.
"Das du ein Mädchen bist" Kiras Augen weiteten sich vor Schock, während Tanaka noch immer vor sich hin lächelte. Bevor Kira zum Widerspruch ansetzen konnte, wurde die Türe der Turnhalle aufgerissen und ein aufgeregter Hinata sauste an ihnen vorbei, gefolgt von den langsameren Anderen.

(Haikyuu FF) Volleyball ist ihr Leben!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt