Showdown in Haus Mizuki

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Ich folgte meinem Gespür und dann stand sie vor mir. Meine Zwillingsschwester Akane, bereit jeden, der dem Plan des Hauses in den Weg treten würde, zu zerschmettern. Nur leider hatte sie sich jetzt mit mir angelegt und ich war so stocksauer, wie die Gestaltwandler da draußen alle zusammen. Was sie sich erlaubt hatten, war unverzeihlich. Langsam verabscheute ich es, Teil dieses Hauses zu sein. Sie hatten mich wahrscheinlich eh nur auf das Internat geschickt, um hinter meinem Rücken meinen Ziehbruder zu foltern, aus Akane eine Marionette zu machen und Haus Mizuki in den Abgrund zu stürzen. Ich war einfach nur sauer und enttäuscht.
  „Weiter kommst du nicht!“, knurrte Akane, Fänge angriffslustig gebleckt. Was mich keinen Augenblick einschüchterte. Ich war älter. Ich war stärker. Ich hatte einen Grund zu Kämpfen.
  „Du hälst mich nicht mehr auf!“, knurrte ich zurück, packte sie und schleuderte sie durch drei Wände. Das dürfte ihr wahrscheinlich schon mal einen Vorgeschmack meiner Wut gegeben haben. Dort wo Akane nun vermutlich war, hörte ich ein Keuchen. Ja, ich war mehr als stocksauer. Tiefer in das Haus gehend, sorgte ich für etwas Aufruhr. Extra Packet meiner Wut und meines Zorns. Als es mir dann genug wurde, sagte ich dem Rudel draußen Bescheid und mit einem Krach wie bei einer Explosion, stürmte die Horde wütender Tiere in das Haus. Sofort gingen sich Vampire und Gestaltwandler, und ein Teufel, an die Kehlen.
Da ich wusste, dass dieses Haus eine Art Zellentrackt hatte, begann ich mit meiner Suche nach Akeno und León dort. Ich ließ meiner wütenden Energie freien Lauf, während ich durch den Gang und an den Zellen vorbei ging.
  „Akaya!“ Das war Akeno. Er musste meine Energie gespürt haben. Seiner Stimme folgend ging ich weiter. Von etwas weiter weg hörte ich jemanden husten und dann roch ich Blut. Es war León.
Schließlich fand ich Akeno. Er war in einer der Zellen festgekettet und hatte ein paar Wunden. Als ich vor seiner Zelle stand, sah er zu mir auf. In seinem Gesicht hatte er ein paar Kratzer und eine Platzwunde. Und meine Wut stieg nur noch weiter. „Wenn du den Gang weiter runtergehst, kommst du zu ihm in eine große Halle“, sagte er. Mit „ihm“ meinte er León. Ich hatte ihn bereits gehört und sein Blut gerochen, was auch nicht wirklich zu meiner Entspannung beigetragen hatte. Ohne auf Akeno zu hören, brach ich die Eisenstangen der Zellentür wie Zahnstocher durch, ging auf ihn zu und löste seine Fesseln. Kurz rieb er sich die aufgescheuerten Handgelenke, bevor er aufsprang und den Gang weiter lief. Am Ende war eine schwere Eisentür.
  „Das Rudel hält Akane und die Vampire in Schach“, teilte ich ihm mit, als wir auf die Tür zugingen.
  „Ja, ich habe sie schon gespürt“, sagte er, riss die Tür mit einem solchen Schwung auf, dass sie beim Aufprallen an die Wand eine Delle hinterließ, und stürmte rein. Ich folgte ihm. Und dort saß er. An einen Stuhl gekettet wie beim Foltern. Und so sah er auch aus. Wunden so weit das Auge reicht, wahrscheinlich sogar mehr und alle glänzten, denn alle waren mit Silbersplittern gespickt. „Oh Gott“, murmelte Akeno, bevor er auf ihn zurannte, mich im Rücken. León hob schwächlich seinen Kopf. Seine Augenklappe war weg und ich sah die Narbe, die an der Stelle war, wo bei anderen das rechte Auge saß.
  „Akaya, Akeno“, hauchte er in den Raum, offensichtlich zu mehr nicht fähig. Akeno war als erster bei ihm und kappte mit einem gezielten Schlag die Ketten. Ich musterte seine Verletzungen und es machte mich nur noch wütender.
  „Papa, du musst dich verwandeln“, sagte Akeno, der ebenfalls die Wunden betrachtete.
  „Ja, damit diese Wunden heilen“, sagte León, schon etwas kräftiger, woraufhin er sich in den Geparden verwandelte. Direkt klirrten die kleinen Silbersplitter auf dem Boden und die Wunden heilten. Akeno tat es ihm gleich. Dann richtete der größere der beiden sein katzengelbes Auge auf mich. „Danke Akaya.“
  „Ich hab nicht viel gemacht“, erwiderte ich und sah ihm dabei ins Auge. Ich war froh, dass er sich selber so heilen konnte.
  „Doch. Die Energie, die von dir kommt, ist ganz anders, als das was ich früher gespürt habe“, sagte Akeno. Es stimmte. Ich war stocksauer und es ließ meine Energie brodeln. Das mussten die beiden gespürt haben. Außerdem. „Du hast etwas gefunden, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“ Damit hatte er ziemlich Recht.
  „Auch wenn mein Grund, dein Vater ist?“
  „Das ist mir egal. Ich bin nur froh“, sagte Akeno und lächelte leicht dabei. Im Augenwinkel sah ich León, der seinen Blick auf Akeno gerichtet hatte und leicht schmunzelte. Direkt brachte es mich auch zu einem leichten Lächeln. Dann kam León auf mich zu und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
  „Danke. Und jetzt, lasst uns dem Rudel helfen.“
  „Ich brenne schon drauf“, meinte der kleinere Gepard und grinste dunkel dabei.
  „Ich freue mich schon drauf, Akane durch die nächsten drei Wände zu schleudern“, sagte ich ebenfalls leicht grinsend. Und das war noch nicht mal gelogen. León grinste ebenfalls dunkel und verwandelte sich dann in einen mächtigen weißen Tiger.
  „Dann mal los“, sagte er und lief los, Akeno und mich im Rücken. Bald darauf kamen wir zu den kämpfenden Parteien. Die beiden Katzen gesellten sich mit einem mächtigen Brüllen zum Rudel und gingen direkt auf die Vampire los. Ich riss Akane aus dem Getummel kämpfender Vampire, was sie mit einem Knurren kommentierte. Und das ging mir herzlich am Arsch vorbei. Sofort gingen wir aufeinander los. Wir kratzten, beißten und traten uns immer gegenseitig und entfernten uns damit immer weiter von den anderen. Irgendwann hörte ich kein Gefauche mehr, was wahrscheinlich hieß, dass das Rudel die Vampire dem Erdboden gleichgemacht hatte. Aber ich hatte Akane noch am Hals. Jedoch fand ich kurz darauf eine Lücke in ihrer Verteidigung, schnappte sie mir kurzerhand und drückte sie gegen die nächste Wand. Ihr gefiel das natürlich nicht und bohrte mir dafür knurrend ihre Klauen ins Handgelenk. Ich ignorierte den Schmerz und bleckte ebenfalls knurrend meine Fänge. Dieser Kampf hatte meine Wut nicht wirklich gemildert, aber sie war guter Treibstoff. Weiter bohrte sie ihre Klauen in mein Fleisch, bis ich keinen Bock mehr hatte. Ich platzierte meine Hände jeweils an Kiefer und Schulter und mit einem Ruck riss ich ihr den Kopf ab. Diesen ließ ich dann fallen und ging keuchend in die Knie. Ich hatte vielleicht ein Grund zum Kämpfen, das hielt meine Energie aber nicht davon ab weniger zu werden. Neben mir hörte ich Schritte. Im Augenwinkel sah ich León, Akeno, Hana und Raiu, wobei die drei Gestaltwandler wieder in ihrer Menschenform waren, wie sie auf mich zugelaufen kamen. León hockte sich neben mich und zog mich direkt in seine Arme. Er hatte wieder Wunden, aber wenn ich mich richtig erinnere, dann konnten sich Gestaltwandler nur durch die Verwandlung in ihr Tier heilen, nicht in ihre menschliche Form. Die anderen blieben hinter ihm stehen und sahen alle besorgt zu mir. Ich sah wahrscheinlich auch nicht gerade sehr gesund aus. Schwächlich sah ich zu ihm, während er mich vorsichtig an sich drückte. Es ließ mich leicht lächeln, dass er so vorsichtig war. León fing auch leicht an zu lächeln, entfernte sich dann etwas von mir und sah mich an. In seinem Auge konnte ich sehen, dass meine nicht mehr glühten vor Wut. Was ich auch in seinem Auge sehen konnte war Stolz. Stolz, dass ich Akane fertig machen konnte. Dann, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, küsste er mich. Es war weder fordernd, noch zögerlich. Er tat es einfach. Und ich erwiderte, ohne zweimal drüber nachzudenken. Als er sich dann von mir löste, lächelte er mich an. Wieder dieses weiche Lächeln, was man bei einem Mann seiner Statur und Kraft nie erwartet hätte. Auch die anderen lächelten, mehr oder weniger verschmitzt. Und diese ganze Lächelei brachte mich auch zum lächeln. Ich hatte meinen Ziehbruder und meinen Geliebten aus den Klauen meiner Familie befreit und meine Schwester dem Erdboden gleich gemacht. León stand auf und reichte mir weiterhin lächelnd seine Hand. Ich sah diese Hand als Möglichkeit von vorne anzufangen. Das Haus neu aufzubauen und das mit dem mächtigsten Gestaltwandler an meiner Seite. Ich nahm also seine Hand und er zog mich auf meine wackeligen Beine, die mich auch direkt zum schwanken brachten. Genau wie das Haus Mizuki, dass nun ohne Führung da stand. Ohne Vampire. Doch León stützte mich direkt. Er würde einer meiner Stützpfeiler werden, dass wusste ich bereits jetzt. Kurz sahen wir uns an, bevor er mich einfach aufhob, als würde ich nicht mal einen Kilo wiegen. Ich legte einen Arm um seinen Hals, sodass ich mich festhalten konnte. Dann nickte er den anderen zu und gemeinsam gingen sie zum Rudel. Während wir gingen, lehnte ich meinen müden Kopf an seine starke Schulter. Es war zwar nur leise, aber dennoch hörte ich sein Blut in den Adern fließen und mit ihnen floss der Herzschlag, der das Blut durch den Körper pumpte. So konnte ich wieder mein Lieblingsgeräusch hören und es entspannte mich direkt.
Kurz darauf waren wir beim Rudel. Alle wurden verarztet. Akeno, Hana und Raiu gingen direkt helfen, als wir ankamen. Tori und Roberto standen an eine Wand gelehnt und unterhielten sich leise. Sie unterbrachen ihr Gespräch jedoch, als León mich in ihrer Nähe absetzte.
  „Glückwunsch, Akaya“, sagte Tori. Offensichtlich war durch meine Anwesenheit klar, wer den Kampf mit Akane gewonnen hatte.
  „Hast Akane besiegt“, sagte Roberto lächelnd. Stolz grinste ich leicht, denn in ihren Stimmen konnte man hören, dass sie keine Zweifel daran hatten, dass ich meine Schwester besiegen würde. León lächelte kurz, bevor er einen Verbandskoffer holte, den die Gestaltwandler hier irgendwo aufgelesen haben mussten und fing an meine Wunden zu versorgen. Vampire heilten zwar, dennoch brauchte das auch Energie. Energie, die ich gerade nicht hatte. Als er fertig war, gab er den Koffer an einen weiteren Gestaltwandler weiter, denn einige waren noch nicht versorgt worden. Noch nicht wieder bei voller Kraft, lehnte ich mich an eine Wand. Akane war ein harter Kampf gewesen, aber ich hatte sie besiegen können.
  „Nun dann, vielen Dank für deine Hilfe, Akaya“, sagte Tori.
  „Ja“, kam es wieder lächelnd von Roberto. „Du hast uns echt geholfen.“
  „Immer wieder gerne“, sagte ich leicht lächelnd. Tori nickte ebenfalls lächelnd.
  „Hana und Raiu werden dich zum Internat begleiten. Wir müssen uns auf das Ritual für das Siegel vorbereiten“, ließ er mich dann wissen. Stimmt, da war ja was.
  „Wie wir riechen, habt ihr die Fixierung gelöst“, sagte Roberto. Okay, dass ließ mich direkt rot werden. Gestaltwandler hatten offensichtlich verdammt gute Nasen, unabhängig welches Tier sie hatten. León, der neben seinen Brüdern stand, nickte bestätigend. Roberto stieß sich von der Wand ab und öffnete zwei Portale. Ich richtete derweil meinen Blick auf León. Dieser sah ebenfalls zu mir, hockte sich vor mich und sah mir in die Augen. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie das Rudel durch eins der Portale ging. Akeno, Hana und Raiu kamen auf León und mich zu und blieben neben uns stehen. Leicht lächelnd sahen wir uns an.
  „Pass auf dich auf“, sagte ich.
  „Werde ich. Du auch auf dich.“
  „Versprochen.“ Kurz sahen wir uns nur an, bis er eine Hand an meine Wange legte.
  „Da gibt es noch etwas, dass du wissen solltest, bevor ich durch das Portal gehe“, sagte er.
  „Und das wäre?“
  „Du bist schwanger, Akaya.“ Ach du scheiße. Hana, Akeno, Raiu und ich sahen ihn mit offenen Mund und großen Augen an. Da war unser kleines Schäferstündchen wohl produktiver gewesen als ich gedacht hatte. León musste bei unserem Gesichtsausdruck leicht schmunzeln. Ich war einfach nur sprachlos. „Bis bald, Akaya.“ Unfähig irgendwas zu sagen, nickte ich einfach nur leicht. Ein Portal hatte sich schon geschlossen. Tori war schon durch das zweite Portal gegangen, als León aufstand und mit Roberto Tori folgte. Dann schloss sich auch das Portal. Da waren wir nun. Hana, Akeno, Raiu und ich, alleine in dem völlig zerstörten Haus Mizuki. Ich sah in die Runde. Hana lächelte leicht, während die beiden Jungs noch etwas perplex einander ansahen. Akeno richtete dann sein Blick auf mich.
  „Wir werden sie erst in drei Monaten oder so wiedersehen“, teilte er mir mit. Raiu nickte darauf.
  „Das Siegel braucht lange um zu manifestieren“, sagte er. Jeder sah kurz jeden an, noch immer etwas überrascht von der Nachricht von León.
  „Dann lasst uns mal zum Internat zurück“, sagte Akeno dann nach kurzer Pause. Hana half mir auf und löste sich mit mir auf. Akeno verschwand und Raiu löste sich ebenfalls auf. Gleichzeitig tauchten wir vier vor dem Internat auf. Die beiden Jungs gingen voran zum Gebäude. In diesem Gebäude müsste ich nun warten, bis León wiederkam. Ich wusste bereits, dass diese Zeit eine Qual werden würde. Hana und ich sahen uns gegenseitig an. Und wie meine Lieblingsteufelin so war, lächelte sie mich aufmunternd an. Immerhin hatte ich ja noch sie und Michelle, die mich bei Laune halten würden. Vorallem jetzt mit der Schwangerschaft würde das sehr hart werden. Ich lehnte mich an meine beste Freundin, die mich direkt umarmte, was ich auch erwiderte.
  „Wie sind immer für dich da“, sagte sie sanft.
  „Will ich hoffen“, meinte ich leicht mürrisch. „Immerhin war das heute etwas viel, weshalb du dir etwas überlegen kannst, womit wir vollkommen entspannen können.“
  „Hm. Pizza im Zimmer? Ich bezahle“, sagte sie dann grinsend.
  „Und allgemein mit Wellness oder so?“ Weiterhin grinsend nickte sie. Lächelnd gingen wir dann ins Internat.
Akeno wurde im Internat aufgenommen und teilte sich ein Zimmer mit Raiu und noch irgendeinem Typen, den ich nicht kannte. Auf jeden Fall würde die Wartezeit eine Qual werden, aber die Vorfreude war da. Und bekanntlich ist Vorfreude die schönste Freude. Drei Monate wartete ich auf León. Bis er endlich wiederkam.

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